"Der schamloseste Flop, der je in unserer schönen Liga gespielt hat": Antony ist ein Symbol für all das, was bei Manchester United schiefläuft

Manchester United verhinderte am Sonntag in Wembley einen Schock monumentalen Ausmaßes: Der Rekordmeister vergeigte im FA-Cup-Halbfinale gegen den krassen Außenseiter Coventry City nicht nur eine zwischenzeitliche 3:0-Führung, sondern kassierte sogar den Treffer zum vermeintlichen 3:4 am Ende der Verlängerung. Das Tor zählte nicht, weil Coventrys Haji Wright um die Breite eines Zehnagels im Abseits stand.

United zitterte sich gegen den Zweitligisten schließlich im Elfmeterschießen in das Pokalendspiel. Während viele United-Spieler den Sieg demütig hinnahmen und genau wussten, wie viel Glück sie gehabt hatten, fiel Antony mal wieder aus der Rolle. Der Brasilianer ließ es sich nicht nehmen, Coventrys enttäuschte Spieler anzustacheln und mit seiner Geste zu provozieren, als er in ihre Richtung lief und sich die Hände an die Ohren hielt.

Das negative Echo für Antony auf der Insel ist gewaltig. Er ist vermutlich der größte Transferflop seines Vereins, meilenweit entfernt davon, ein Leistungsträger zu sein und trotzdem immer für eine negative Schlagzeile gut. Er sollte der erste Spieler sein, der dem Umbau des neuen Minderheitseigentümers Sir Jim Ratcliffe im Sommer zum Opfer fällt.

  • Man-Utd-Antony-Maguire-CoventryGetty

    "Der schamloseste Flop, der je in unserer schönen Liga gespielt hat"

    Antonys Mätzchen kamen zum Beispiel beim ehemaligen Crystal-Palace-Star Clinton Morrison nicht gut an, der in BBC Five Live sagte: "So ist er. Das ist er als Spieler. Er sollte sich um seinen Job kümmern und nicht um Coventry. Denn einige seiner Leistungen in dieser Saison waren so schwach, dass auch er bald in der Championship spielen könnte."

    Aston Villas Rekordtorschütze Gabby Agbonlahor ging auf X noch einen Schritt weiter und meinte, Antony sei "der schamloseste Flop, der je in unserer schönen Liga gespielt hat", bevor er ihn als "Trottel" bezeichnete, der es nicht einmal in die Startelf Coventrys schaffen würde.

    Es wäre im Moment tatsächlich eine Überraschung, wenn sich in diesem Sommer ein Interessent aus der Premier League für Antony melden würde. Sollte der 24-Jährige verkauft werden, wie es in vielen Berichten heißt, müsste United angesichts einer miserablen Verhandlungsposition trotz seines noch bis 2027 laufenden Vertrags einen großen Verlust in Kauf nehmen.

    Antony lieferte am Sonntag nur nochmal eine Kostprobe seiner aktuellen Form ab: Als er in die Partie kam, führte United noch mit 3:0. Anschließend gingen die Red Devils baden. Das ist gewiss nicht allein auf die Hereinnahme des Brasilianers zurückzuführen. Aber der Eindruck, dass United stabiler ist, wenn er nicht auf dem Rasen steht, verfestigte sich noch einmal.

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  • Antony Manchester United 2023-24Getty

    Unglaublicher Mangel an Selbstkritik

    Antony, für den United 2022 95 Millionen Euro Ablöse an Ajax Amsterdam zahlte, hat seinen Stammplatz nach einer Zwangspause wegen Vorwürfen häuslicher Gewalt seiner Ex-Freundin Gabriela Cavallin längst an Alejandro Garnacho verloren. In 34 Einsätzen dieser Saison gelang Antony kein einziger Treffer, einzig vier Assists stehen auf der Habenseite.

    Selbstkritik hat bei dem Rechtsaußen trotzdem Seltenheitswert. Vielmehr wähnte der in England als "One-Trick-Pony" verspottete Brasilianer sich noch vor dem Spiel gegen Coventry auf dem aufsteigenden Ast. Bei MUTV sagte er: "Mein Selbstvertrauen ist durch harte Arbeit zurückgekehrt. Und das, obwohl ich eine Menge durchgemacht habe, ich habe einige sehr schwierige Momente erlebt. Heute bin ich auf dem Weg der Besserung, und das schon seit einer ganzen Weile. Wichtig ist, dass ich unabhängig von der Situation weiterarbeite."

    Es gibt trotz der Lippenbekenntnisse keine wirklichen Anzeichen für eine Verbesserung bei Antony, und es ist schwer zu erkennen, was er einem Spitzenklub zu diesem Zeitpunkt bieten könnte. Er ist langsam, technisch schwach und im letzten Drittel ineffektiv. Das, gepaart mit seiner streitbaren Persönlichkeit, ergibt einen Spieler, der jede Menge Kredit verspielt hat und der als Symbol für eine Mannschaft taugt, die überteuert zusammengestellt wurde und regelmäßig die hohen Erwartungen enttäuscht.

  • Antony Manchester United 2024Getty Images

    Das Ziel waren "keine Schwachköpfe" in der Umkleidekabine

    "Ich sehe keinen Charakter in dieser Gruppe von Spielern, wirklich nicht", sagte Ex-United-Kapitän Roy Keane am Sonntag in Wembley ITV Sport. "Es geht so weit, dass ich sie fast nicht mehr leiden kann. In der Verlängerung sah Coventry aus wie eine Mannschaft aus der Premier League und Manchester United wie eine Mannschaft aus der Championship".

    Die United-Legende nahm dabei direkt Bezug auf die Behauptung von Harry Maguire, dass die Mannschaft "großen Charakter" gezeigt habe, eine atemberaubende Beschönigung des Kollapses in der zweiten Halbzeit.

    Diese ungesunde Selbsteinschätzung von Maguire, Antony und einigen Mitspielern ist einer der Hauptgründe dafür, dass Klublegenden wie Keane und viele Fans nur noch Frust schieben. Ob Andé Onanas Zeitspiel, Casemiros peinlicher Elfmeter, Marcus Rashfords Weigerung nach hinten zu arbeiten – diese United-Mannschaft zeigt einen hässlichen Charakter und ist mal wieder auf dem Weg ins Mittelmaß.

    Der Telegraph schrieb, dass der ehemalige Geschäftsführer Richard Arnold mit der Ankunft Erik ten Hags unbedingt eine "No-dickheads"-Politik, also das Verpflichten von "keinen Schwachköpfen", auf dem Transfermarkt umsetzen wollte. Bislang sieht es nicht so aus, als sei die Mentalität des einst so stolzen Klubs auf dem Rasen besser geworden.

  • Antony Ten HagGetty

    Ten Hags größtes Versäumnis

    Ten Hag steht selbst unter Beschuss - und verkennt die Realität. Beispiel gefällig? Nach dem Coventry-Spiel sagte er: "Ich sehe die Fehler, die wir machen, aber das ist keine Blamage, sondern eine große Leistung. In den letzten 20 Jahren war United fünfmal im Finale, aber jetzt haben wir es zweimal in zwei Jahren geschafft. Das ist ein großer Erfolg."

    Ähnlich war es, als der Niederländer im Februar auf Antonys verheerende Statistiken angesprochen wurde. Da beschwichtigte er nur: "Ich weiß aus der Vergangenheit, dass er nicht zu stoppen ist, kein Verteidiger kann ihn aufhalten. Wenn er so spielt, bin ich mir sicher, dass er seine Leistung bringen wird."

    Es ist eigentlich merkwürdig, dass ein Trainer, der für Disziplin steht, so oft Dinge schönredet und seine schützende Hand dauerhaft über einen Spieler wie Antony hält.

    Hätte sich irgendein United-Spieler während der Amtszeit von Sir Alex Ferguson so verhalten wie Antony in Wembley? Ganz sicher nicht. Solch ein Verhalten sieht man bei Spitzenvereinen nicht.

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