Von 2014 bis 2017 arbeitete Michael Reschke als Technischer Direktor beim deutschen Rekordmeister FC Bayern München. Nun sprach der heute 67-Jährige über die Transfer-Forderung von Ehrenpräsident Uli Hoeneß und erklärte das Vorgehen des FCB auf dem Transfermarkt.
AFP"Dann ist der Kader deutlich zu dünn aufgestellt": Ehemaliger Boss erklärt aktuelle Transfersituation des FC Bayern München
GettyWAS WURDE GESAGT?
"Ich würde sehr dafür plädieren, den Kader noch aufzufüllen mit einem Leihspieler, der bis zum 30. Juni 2026 unter Vertrag genommen wird", sagte Hoeneß zuletzt der SZ. Dazu äußerte nun Reschke bei Sport1: "In dem Zusammenspiel zwischen Sport und Wirtschaftlichkeit können eigentlich nur ganz wenige Leute wirklich beurteilen, welche Lösung die richtige für Bayern ist. Uli Hoeneß wiederum kann das definitiv. Als Teil des Aufsichtsrats hat er einen Einblick in alle wirtschaftlich relevanten Vorgänge."
Es sei in Reschkes Augen ein guter und legitimer Gedanke, "einen Spieler auszuleihen. Im Idealfall sogar mit einer Kaufoption". Denn, so Reschke weiter: "So sind wir damals auch bei Kingsley Coman vorgegangen, als wir festgestellt haben, dass unser Kader nicht breit genug aufgestellt ist."
Der Franzose, der erst kürzlich zu Al-Nassr nach Saudi-Arabien wechselte, kam einst 2015 für zwei Jahre per Leihe. Damals musste der FC Bayern "nicht gleich 40 oder 50 Millionen Euro in die Hand nehmen, um den Kader sinnvoll zu verbessern", sagte Reschke.
Der langjährige Funktionär führte aus: "Anfangs war Uli Hoeneß dabei sogar extrem skeptisch, weil wir für die zwei Jahre eben sieben Millionen Leihgebühr gezahlt haben. Später hat es sich bezahlt gemacht. Es mag sein, dass dieser Transfer von damals wieder in seinem Hinterkopf schwirrt."
WAS IST NOCH INTERESSANT?
Reschke gab auch eine Einschätzung zum sonstigen Gebaren seines Ex-Klubs auf dem Transfermarkt ab. "Bayern hätte mit Woltemade gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen können: Eines der deutschen Top-Talente zu verpflichten und dem Kader aktuell notwendige Offensiv-Qualität zuzuführen - aus Münchner Sicht ein rundum schlüssiger Transfer", sagte er.
Nun aber, da der Transfer des Stuttgarters aller Wahrscheinlichkeit scheitert, "bleibt natürlich die Problematik: Die Bayern brauchen offensiv noch einen Spieler, der sehr gutes Bundesliga-Niveau garantiert".
Ein Kandidat ist Chelseas Christopher Nkunku, den die Blues aber nur verkaufen und nicht verleihen wollen. Reschke dazu: "Die Situation auf dem Transfermarkt ändert sich von Tag zu Tag. Chelsea will Nkunku aktuell nur verkaufen, wenn sie aber bis zum 29. August keinen Käufer finden, der ihre Transferforderungen erfüllt, sind sie vermutlich auch bereit, ihn auszuleihen."
Das derzeitige Urteil von Reschke lautet daher: "Die aktuelle Transfersituation der Bayern ist ein Balanceakt. Wenn nicht mindestens noch ein oder zwei wichtige Verpflichtungen glücken, ist der Kader in der Spitze deutlich zu dünn aufgestellt. Wenn alles schiefgeht, musst du hoffen, die Hinrunde gut zu überstehen, und im Winter reagieren."
Getty ImagesDIE TRANSFERGESCHICHTE:
In Thomas Müller (Vancouver Whitecaps), Leroy Sane (Galatasaray), Mathys Tel (Tottenham Hotspur), Kingsley Coman (Al-Nassr) und voraussichtlich Paul Wanner (PSV Eindhoven) hat der FCB bereits fünf Offensivspieler in diesem Transferfenster verloren. Mit Luis Diaz vom FC Liverpool kam bislang lediglich ein Neuer für die Offensive hinzu.

