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Alisha Lehmann und Douglas Luiz bei Juventus: Der "Traum" droht nach wenigen Monaten zu platzen

"Für Douglas und mich ist es ein Traum, zusammen im selben Verein zu sein". Alisha Lehmann äußerte sich euphorisch, als ihr Wechsel zu Juventus im Sommer unter Dach und Fach war. Sieben Tage nach dem 55-Millionen-Euro-Transfer ihre Freundes von Aston Villa zu den Bianconeri hatte also auch sie beim italienischen Spitzenverein aus Turin angeheuert.

Lehmanns "Traum" begann bereits 2021 mit ihrem Wechsel zu Aston Villa, wo Luiz bereits seit zwei Jahren unter Vertrag stand. Schnell entwickelte sich eine Romanze. Nach einer Trennung im November 2022, versöhnten sich die beiden ein Jahr später und sind seither unzertrennlich. Das Liebes-Comeback schien Luiz auch auf dem Spielfeld zu beflügeln, denn der Brasilianer war einer der Leistungsträger auf dem Weg Villas zu Platz vier in der Premier League 2023/24 und der ersten Qualifikation für die Königsklasse seit 41 Jahren.
Doch als Juventus im Sommer auf den Plan trat, hatte Villa keine andere Wahl, als einen seiner wertvollsten Spieler abzugeben. Obwohl Lehmann noch zwei weitere Jahre bei der Villas Frauenmannschaft unter Vertrag stand, ergriff sie die Chance, ihrem Freund nach Turin zu folgen und damit einen seltenen Pärchentransfer zu vollziehen.
Lehmanns idyllische Vision, von einem gemeinsamen und vor allem erfolgreichen Liebes- und Arbeitsleben mit Luiz hat sich in Italien allerdings noch nicht erfüllt. Beide haben es schwer, sich bei Juve durchzusetzen, und wenn sich nicht schnell etwas ändert, könnten sie gezwungen sein, eine Fernbeziehung in Betracht zu ziehen, wenn das Transferfenster im Januar öffnet.

  • Luiz-Lehmann-VillaGetty

    Douglas Luiz setzte sich bei Juventus für eine Lehmann-Verpflichtung ein

    Lehmanns Weggang von Villa war nicht so bedeutsam wie jener von Luiz, zumindest was den Fußball betrifft. In ihrer letzten Saison unter Carla Ward steuerte die Angreiferin in 15 Ligaspielen zwei Tore bei, eine eher magere Ausbeute.

    Die Schweizer Nationalspielerin kann beide offensiven Flügelpositionen bekleiden, musste sich aber trotz ihrer Vielseitigkeit regelmäßig hinter Adriana Leon und Kirsty Hanson anstellen. Trotz ihres unbestrittenen Marketingwerts hielt man Lehmann in Birmingham aber offensichtlich nicht für unverzichtbar und ließ sie ziehen.

    Laut Daily Mail war es Luiz persönlich, der während seiner Verhandlungen mit Juve darum bat, auch seine Freundin zu verpflichten. Große Überzeugungsarbeit war nicht notwendig, schließlich ist Lehmann mit ihren 17 Millionen Followern auf Instagram - mehr als jede andere Spielerin im Frauenfußball hat - ein echtes Zugpferd außerhalb des Rasens.
    Und die ehemalige Flügelspielerin von West Ham und Everton war überzeugt, dass ihre Erfahrung in der WSL ihr dabei helfen würde, einen wichtigen fußballerischen Beitrag bei Juve zu leisten. "Ich habe meine gesamte Karriere in England verbracht und in diesen Jahren viel gelernt", sagte sie in ihrem ersten Statement als Spielerin der Bianconere. "Ich bin dort als kleines Mädchen angekommen, jetzt bin ich reifer."

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  • Douglas Luiz JuventusGetty Images

    Douglas Luiz spielte bei Aston Villa eine herausragende Saison

    Bei Luiz lag der Fall ganz anders: Er war eine der Säulen in der Mannschaft von Erfolgstrainer Unai Emery. Der flexibel einsetzbare Brasilianer sammelte in 53 Pflichtspielen satte 20 Scorerpunkte (zehn Tore und zehn Assists) und empfahl sich damit für einen neuen, lukrativeren Vertrag.

    Allein, diesen konnte ihm Villa aus wirtschaftlichen Gründen nicht bieten. Der Traditionsklub lief Gefahr, gegen die Gewinn- und Nachhaltigkeitsregeln (PSR) der Premier League zu verstoßen, und musste einen großen Verkauf tätigen, um einen Punktabzug zu vermeiden. Also entschied man sich, Luiz zu opfern und lieber andere namhafte Spieler wie Emiliano Martinez, Ollie Watkins, Jacob Ramsey und Ezri Konsa zu halten.

    Juve wiederum holte sich im Zuge des Luiz-Transfers 23 Millionen Euro zurück, indem es Samuel Iling-Junior und Enzo Barrenechea in die andere Richtung schickte. Ein Deal, der für alle Beteiligten sinnvoll erschien und Luiz einen üppig dotierten Fünfjahresvertrag beim Rekordmeister der Serie A einbrachte.

    Der 26-Jährige frohlockte in der Tuttosport: "Es ist schön, dass ich meiner Familie später sagen kann, dass ich für Juve gespielt habe. Juventus ist ein großer Klub, und viele große Spieler haben diesen Verein durchlaufen. Das hat mich überzeugt, hierher zu kommen." Zu diesem Zeitpunkt rechnete man damit, dass er unter dem neuen Trainer Thiago Motta eine Schlüsselrolle bei der angestrebten Rückkehr an die nationale Spitze spielen würde.

  • Douglas Luiz JuventusGetty Images

    Douglas Luiz erfüllt Thiago Mottas Anforderungen bisher nicht

    Sportlich allerdings haut es für den 26-Jährigen in Turin bislang noch gar nicht hin. Er hat neun Spiele bestritten und stand dabei erst zweimal in Mottas Startformation. Zu allem Überfluss verschoss Luiz auch noch zwei Strafstöße. Einer hätte Juventus in der Champions League gegen RB Leipzig beinahe den Sieg gekostet und der andere bedeutete im Serie-A-Heimspiel gegen Cagliari ein enttäuschendes Remis.

    Der Ex-Schalker Weston McKennie sowie Nicolo Fagioli, Manuel Locatelli und der im Sommer ebenfalls verpflichtete Teun Koopmeiners stehen in der Hackordnung im zentralen Mittelfeld aktuell allesamt vor Luiz. Motta vermied bislang öffentliche Kritik an dem brasilianischen Nationalspieler. Aber zum Beispiel heißt es bei Il Bianconero dass der Coach zu Beginn der Spielzeit Zweifel an Luiz‘ Physis und taktischem Verständnis gehegt habe.

    "Mittelfeldspieler müssen alles können", sagte Motta im August. "Verteidigen, angreifen, den Ball spielen, grätschen und Tore schießen. Wir haben hier nur starke Spieler, und alle Mittelfeldspieler, die bei uns bleiben, werden alles können." Luiz ist diesen Beweis bisher schuldig geblieben. Auch körperliche Probleme spielen dabei eine Rolle.

    Vor der 0:1-Niederlage Juves in der Champions League gegen Stuttgart am 22. Oktober zog sich Luiz eine Muskelzerrung zu und verpasste die letzten acht Spiele, darunter auch das mögliche Wiedersehen vergangene Woche im Villa Park. Das 0:0 an der Trinity Road verfolgte er stattdessen mit seiner Familie von der Tribüne aus, nachdem er getrennt von der Mannschaft nach Großbritannien geflogen war.

  • Lehmann-JuventusGetty

    Alisha Lehmann: Beliebt bei den Bianconere

    Im Gegensatz zu Luiz scheint sich Lehmann dagegen in Turin eingelebt zu haben. Sie gibt den Fans mit regelmäßigen Social-Media-Updates vom Training einen Einblick in ihr Leben bei Juve und scheint bei ihren neuen Mitspielerinnen beliebt zu sein.

    "Ich bin sehr glücklich, hier zu sein. Die Mädels sind nett, und wir helfen uns gegenseitig auf dem Spielfeld. Ich denke, ich habe die beste Entscheidung getroffen", sagte Lehmann in einem Interview mit der Gazzetta dello Sport im September.

    Auf die Frage, ob sie in manchen Kreisen eher als Influencerin denn als Fußballerin wahrgenommen werde, stellte sie klar: "Ich bin eine Fußballerin und gebe mein Bestes auf dem Platz. Die Zeit, die ich bei Social Media verbringe, ist nichts im Vergleich zu meiner Arbeit auf dem Spielfeld. Fußball ist mein ganzes Leben."

    Lehmann erzielte in ihren ersten elf Partien für Juve in der Serie A zwei Tore, darunter ein cleverer Abschluss bei ihrem Debüt beim 6:3-Sieg gegen Sassuolo. Sechs dieser Einsätze absolvierte sie allerdings in der Jokerrolle.

    Vor allem in großen Spielen setzte Trainer Massimiliano Canzi nicht auf die 25-Jährige. So durfte sie in der Champions League in den Spielen gegen Arsenal, den FC Bayern und auch Valerenga nicht ran.

    Das Ausscheiden aus der CL steht für die Bianconere, die in der nationalen Liga um den Titel kämpfen, vorzeitig fest. Womöglich rotiert Canzi in den abschließenden beiden Begegnungen und eröffnet Lehmann so eine Bewährungschance auf der großen Bühne.

  • Aston Villa v Nottingham Forest - Premier LeagueGetty Images Sport

    Schneller Luiz-Abschied von Juventus?

    Bei Lehmann wäre es eine dennoch große Überraschung, sollte sie nicht über das Wintertransferfenster hinaus bei Juventus bleiben. Bei Luiz dagegen sieht es anders aus.

    Calciomercato berichtete kürzlich, dass Juve ihn an Villa ausleihen könnte, damit er in vertrauter Umgebung sein Selbstvertrauen wieder aufbaut.

    Villas Sportdirektor Monchi wurde im Vorfeld des Duells mit Juve von der Gazzetta auf die Möglichkeit einer Rückholaktion angesprochen. Er gab eine durchaus forsche Antwort: "Er ist ein Spielmacher. Jeder Ball, den er spielt, ergibt Sinn. Nach seinem Abschied haben wir gut investiert, aber ich würde Douglas immer zurückholen, egal bei welchen Verein. Er ist sehr stark."

    Luiz könnte also im neuen Jahr vor einer schwierigen Entscheidung stehen. Bleibt er bei der Alten Dame und versucht, Motta von seinen Qualitäten zu überzeugen? Oder entscheidet er sich für einen Neuanfang, womöglich bei seinem ehemaligen Verein, wo er ein Fanliebling war. In Emerys Gebilde könnte er sich mutmaßlich reibungslos einfügen und frisches Selbstvertrauen tanken.

  • Alisha Lehmann Douglas Luiz Juventus Torino 2024Instagram

    Wird Alisha Lehmanns Traum in Turin weiter wahr?

    Ein Faktor bei der Zukunftsentscheidung könnte auch ein unschönes Erlebnis abseits des Platzes vor einigen Wochen sein.

    Wie die Gazzetta berichtete, kehrte Luiz nach dem 1:0-Sieg Juves gegen Lazio Mitte Oktober in den frühen Morgenstunden nach Hause zurück und fand seine Bleibe im Chaos vor. Einbrecher hatten sich Zutritt verschafft, während Luiz und Lehmann nicht dort waren, und elf Luxus-Uhren und Schmuck im Gesamtwert von 500.000 Euro gestohlen.

    Lehmann betont, dass sie sich in Italien "sehr wohl" fühle, von Luiz dagegen gab es solche Äußerungen dagegen noch nicht.

    Sollte er weiterhin nur eine Nebenrolle unter Motta spielen, dürfte er sich nach Alternativen umsehen. Dann wäre Lehmanns Traum für’s Erste ausgeträumt.