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Werner, Havertz, Leno & Co: So schlagen sich die Deutschen in der Premier League


HINTERGRUND

Zehn deutsche Profis sind in dieser Saison in der Premier League aktiv. Timo Werner und Kai Havertz sind nicht die einzigen, die zu kämpfen haben. Zwei Spieler schafften es noch nie in den Spielkader. Goal und SPOX machen den Check.

Bernd Leno (28, FC Arsenal)

Die Konstante in einer inkonstant spielenden Arsenal-Mannschaft - zumindest in der Premier League. Musste sich nach einem Patzer in der Europa League im Oktober beim 2:1 bei Rapid Wien, als er den Ball im Strafraum zu einem Rapidler gespielt hatte, viel Kritik anhören - auch von Trainer Mikel Arteta. Dennoch die klare Nummer eins.

Hinterfragte im Dezember mitten in der Arsenal-Krise die Einstellung seiner Teamkollegen und nahm Trainer Arteta in Schutz. "Wir bekommen Rote Karten, machen Fehler, stehen außerhalb unserer Positionen. Wir haben diese Dinge tausendmal angesprochen. Am Ende ist es ein Mangel an Fokus seitens der Spieler", sagte er zu Sky.

Parierte am Boxing Day im Derby gegen Chelsea in der Schlussminute einen Elfmeter. Die BBC wählte ihn daraufhin in die Mannschaft des Spieltags.

Shkodran Mustafi (28, FC Arsenal)

Nachdem sich der Innenverteidiger in der Rückrunde der vergangenen Saison unter Arteta seinen Stammplatz zurückerobert hatte und im Sommer sogar Spekulationen über eine Vertragsverlängerung bei den Gunners die Runde gemacht hatten, kam Mustafi in der aktuellen Spielzeit vor allem in der Europa League zum Zug. Fünf der sechs Gruppenspiele in der Europa League absolvierte der Weltmeister von 2014, zuletzt bei Dundalk FC führte er Arsenal sogar als Kapitän aufs Feld.

In der Premier League spielt der 28-Jährige, für den die 41 Millionen Euro Ablöse, die Arsenal 2016 zahlte, schon immer sehr hoch veranschlagt waren, aber bisher kaum eine Rolle. Gerade mal 41 Minuten stand er auf dem Feld. Ein Wechsel im Winter ist nicht unwahrscheinlich.

Vor allem in Italien und Spanien, wo Mustafi bei Sampdoria Genua und dem FC Valencia spielte, hat er einen guten Ruf. Zuletzt soll sich auch der FC Barcelona mit Mustafi beschäftigt haben. Im Sommer wäre er ablösefrei zu haben, aus der Bundesliga soll vor allem Eintracht Frankfurt an einer Verpflichtung interessiert sein.

Mesut Ozil ArsenalGetty
Quelle: Getty Images

Mesut Özil (32, FC Arsenal)

Seit der Weltmeister von 2014 im Oktober von Arsenal-Coach Arteta aufs Abstellgleis gestellt wurde, hat Özil vor allem Schlagzeilen gemacht als Retter und neuer Gehaltszahler des Arsenal-Maskottchens Gunnersaurus. Und ein bisschen auch als Transferspekulationsobjekt. So soll Fenerbahce seine Fühler nach dem Spielmacher ausgestreckt haben, Arsenal soll zudem versucht haben, ihn bei Ex-Spielmacher Andrea Pirlo und Juventus unterzukriegen.

Von Özil, der sein letztes Pflichtspiel im März absolvierte und dessen Vertrag im Sommer ausläuft, hört man wenig bis nichts über seine Zukunftsplanung. In einer Frage- und Antwortrunde bei Instagram bot er Arsenal zuletzt lediglich wieder seine Dienste an, für den Fall, dass diese irgendwann wieder gewünscht seien.

"Natürlich würde ich mir wünschen, dass ich der Mannschaft gerade jetzt helfen könnte. Aber solange ich die Chance nicht bekomme, hoffe ich einfach, dass wir sehr bald wieder bessere Ergebnisse erzielen", schrieb er kurz vor Weihnachten. Prompt gewann Arsenal die folgenden zwei Spiele.

Theoretisch könnte Arsenal Özil, der ganz normal mittrainiert, im Februar bei der Premier League nachnominieren und ihn für die Rückrunde wieder in die Kaderliste aufnehmen lassen. Laut dem Telegraph soll sich eine Gruppe von Führungsspielern genau dafür starkgemacht haben, was in der Arsensal-Kabine prompt zu wilden Diskussionen geführt habe. Özil polarisiert offenbar, ob er spielt oder nicht.

Timo Werner (24, FC Chelsea)

Seit wettbewerbsübergreifend elf Spielen ohne Tor, schießen sich die Kommentatoren auf der Insel langsam, aber sicher auf den 53-Millionen-Euro-Einkauf von RB Leipzig ein. Nach dem jüngsten 1:1 gegen Aston Villa, bei dem Werner wie Kai Havertz nur 18 Minuten spielen durfte, nahm sich Englands Stürmer-Legende Alan Shearer in seiner Kolumne auf The Athletic Werner vor und urteilte: "Wir sprechen über einen Spieler, der null Selbstvertrauen hat. Es ist zerschmettert und ramponiert."

Werner habe momentan keinen Stammplatz bei Chelsea verdient. "Er kann nicht an die Tür des Trainers klopfen und Startelfeinsätze fordern, denn wenn man sich ansieht, welche Chancen er vergibt, verdient er es nicht", schrieb Shearer und analysierte Werners jeweils größte vergebene Torchance während seiner Sieglosserie.

Über Werners verpasste Chance während des 1:1 gegen Aston Villa schrieb der 63-malige englische Nationalspieler: "Er gerät beim Schuss in Rücklage. Man erzählt Kindern ständig, das zu vermeiden. Wenn du dich beim Schuss nach hinten lehnst, fliegt der Ball in den Himmel."

Schon nach dem 1:3 im Derby gegen Arsenal am Boxing Day hatte Trainer Frank Lampard, selbst schwer unter Druck, weil er die teuren Neuzugänge nicht richtig zum Laufen bringt, Werner kritisiert. "Ob mit oder ohne Ball - Timo hat uns heute nicht genug gegeben", hatte er gesagt. Man müsse Werner "Zeit geben, es ist eine andere Liga. Aber wir müssen mit ihm schnell dorthin kommen, wo wir hinwollen."

Auch Werner selbst gab gewisse Eingewöhnungsprobleme an die Premier League schon zu. "Sie ist härter als ich dachte", sagte der 24-Jährige im Gespräch mit Sky Sports und erklärte, dass ihn die englische Härte durchaus überrascht habe: "Die Berührungen sind härter als in Deutschland. Das habe ich zwar erwartet, aber nicht in diesem Ausmaß."

Andererseits setzte Lampard seinen Stürmer nur selten dort ein, wo er seine größten Stärken hat: Nur siebenmal spielte Werner bei Chelsea als Mittelstürmer, 16-mal setzte Lampard ihn auf dem linken Flügel ein. In Leipzig erzielte Werner dagegen 88 seiner 95 Treffer als Mittelstürmer, der oft aus der Tiefe kam und sich auch mal auf die Flügel fallen ließ.

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Kai Havertz (21, FC Chelsea)

Der mit 80 Millionen Euro teuerste Transfer der letzten Transferperiode kam erst kurz vor dem ersten Spieltag zu Chelsea und musste sich im laufenden Spielbetrieb in seine neue Mannschaft integrieren. Havertz' eigentlich größte Stärke, seine Vielseitigkeit und schwer zu benennende Lieblingsposition, wurde in einer Mannschaft in der Findungsphase zum Problem.

Lampard ließ Havertz mal im rechten Mittelfeld, mal als Sturmspitze, mal dahinter, mal im zentralen Mittelfeld spielen. Automatismen konnten so weder Havertz noch die Mannschaft entwickeln. Und der Knotenplatzmoment kam auch nicht. Im November erkrankte Havertz dann auch noch an Corona. Seitdem kein Einsatz mehr über die volle Distanz.

Antonio Rüdiger (27, FC Chelsea)

Immerhin: Beim 1:1 gegen Aston Villa am Montag durfte der frühere VfB-Profi mal wieder Premier-League-Luft schnuppern, sogar über die volle Spielzeit. Rüdiger war der einzige aus dem deutschen Chelsea-Trio in der Startelf, machte nicht viel verkehrt, konnte sich aber in einer insgesamt schlechten Chelsea-Mannschaft auch nicht für höhere Weihen empfehlen.

Kam in der Champions League immerhin in vier von sechs Gruppenspielen zum Zuge, davon dreimal über 90 Minuten. Doch Rüdiger, in der vergangenen Saison noch Stammspieler und Kandidat für eine Vertragsverlängerung über 2023 hinaus, kann dennoch nicht zufrieden sein mit seiner aktuellen Situation.

Nachdem sich im Herbst mögliche Wechsel zu Paris Saint-Germain, AS Rom und AC Milan zerschlugen und Rüdiger selbst nach Informationen von Goal und SPOX eine Leihe zu Tottenham Hotspur ablehnte, schließt Rüdiger einen Winterwechsel nun zumindest nicht aus.

Ilkay Gündogan Manchester CityGetty Images
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Ilkay Gündogan (30, Manchester City)

Benötigte nach überstandener Covid-19-Erkrankung im September einige Wochen, um wieder zu seiner Form zu finden. Saß bei den Spitzenspielen gegen Tottenham am neunten Spieltag (0:2) und am zwölften Spieltag gegen Manchester United (0:0) 90 Minuten nur auf der Bank. Zog aber offenbar die richtigen Lehren daraus, spielte in den folgenden drei Spielen immer über 90 Minuten und erzielte gegen West Brom und Newcastle am Boxing Day seine bisher zwei Saisontore und überzeugte auch sonst.

Kaum, dass der zentrale Mittelfeldspieler wieder auf der Höhe seiner Schaffenskraft angelangt schien, bat City wegen der vielen Coronafälle in der Mannschaft und im Bertreuerteam um die Verlegung des Spiels gegen den FC Everton, das am Montag hätte stattfinden sollen.

Pascal Groß (29, Brighton & Hove Albion)

Trotz der Verpflichtung des englischen Nationalspielers und Ex-Liverpool-Stars Adam Lallana (32) im Sommer, spielt der Ex-Ingolstädter Groß auch in seiner vierten Premier-Legaue-Saison für Brighton & Hove regelmäßig. Mittlerweile scheint sich der Mann fürs Kreative bei Brighton seinen Stammplatz im Mittelfeld zurückerobert zu haben und sichert meist den offensiveren, aber weiterhin schwächelnden Lallana ab.

Siebenmal stand er von Beginn an in der Aufstellung. Wie in den vergangenen Jahren geht es für Brighton und Groß auch in dieser Saison nur um den Klassenerhalt. Bisher hat die Mannschaft von Trainer Graham Potter nur zwei Spiele gewonnen (bei einem war Groß dabei), belegt Platz 17. Der Vertrag des Technikers, dem 2017 das allererste Premier-League-Tor seines Vereins gelang, läuft noch bis 2022. Anschließend würde er gerne in die Bundesliga zurückkehren, wie er Sport1 verriet.

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Quelle: Imago Images / Pro Sports Images

Robin Koch (24, Leeds United)

13 Millionen Euro zahlte Premier-League-Aufsteiger Leeds United im Sommer an den SC Freiburg für den spielstarken Innenverteidiger. Trainerlegende Marcelo Bielsa machte den Sohn von Lauternlegende Harry Koch sofort zu seinem Abwehrchef.

Koch stand in seinen ersten elf Premier-League-Spielen immer in der Startelf und überzeugte im gewohnt spektakulären Bielsa-System als leidenschaftlicher Presser, effektivster Balldieb und als einer der wenigen Spieler seiner Mannschaft, der sich zumindest ein wenig um die defensive Stabilität der Mannschaft bemühte. Bielsa, der ungern über einzelne Spieler spricht, bescheinigte dem Durchstarter ein "gutes Level in all seinen Spielen".

Koch verletzte sich beim 1:3 gegen Chelsea am elften Spieltag jedoch schwer am Knie, nach einer Meniskus-OP fällt er mindestens bis März aus. In den Spielen ohne Koch stieg die Gegentorquote bei Leeds von 1,8 auf 2 pro Spiel. Dafür trifft Bielsas Team jetzt öfter, erzielte zuletzt 2,8 Tore pro Partie (zuvor: 1,5). Der Lohn fürs Spektakel: 30:30 Tore, 23 Punkte und ein erfreulich unspektakulärer elfter Platz.

Max Meyer (25, Crystal Palace)

2018 mit ganz lautem Getöse vom FC Schalke 04 auf die Insel gewechselt, ist der von seinem Berater Roger Wittmann damals als "Weltklassespieler" beworbene Meyer mittlerweile am absoluten Tiefpunkt angelangt.

Durfte in dieser Saison nur in einem verlorenen League-Cup-Spiel gegen den AFC Bournemouth Mitte September für die Profis von Crystal Palace spielen, seit Oktober gehörte er zudem nie mehr dem Profikader an. Anfang Dezember kam noch ein Einsatz in der Zweitvertretung dazu.

"Er passt nicht wirklich in Hodgsons (Palace-Trainer Roy Hodgson, die Red.) Spielphilosophie", sagte Palace-Blogger Crame Goal und SPOX. "Das ist aber eigentlich eine ziemliche Schande, weil er so ein talentierter Spieler ist." Den Beweis antreten durfte Meyer aber schon länger nicht mehr.

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