2020_1_26_minamino2(C)Getty Images

Takumi Minaminos Weg zum FC Liverpool: Das heulende Reh gibt es nicht mehr


HINTERGRUND

"Dieses Bild hat sich mir eingebrannt", sagt Peter Zeidler am Telefon gegenüber Goal und SPOX. Viereinhalb Jahre es ist es schon her, der damalige Trainer von Red Bull Salzburg kann sich aber noch erinnern, als wäre es gestern gewesen. "Ich weiß noch genau, wie er nach dem Spiel unter Tränen in der Kabine saß. Das war alles zu viel für ihn. Er konnte mit Negativerlebnissen nicht richtig umgehen."

Das Bild, das sich ihm eingebrannt hat, war das Bild eines 20-jährigen Japaners, dessen Welt mal eben untergegangen war - obwohl er beim dafür verantwortlichen Spiel davor gar nicht auf dem Platz gestanden hat. Nach einem 2:0-Sieg im Hinspiel hatte seine neue Mannschaft in Überzahl mit 0:3 bei Malmö FF verloren und somit die erstmalige Champions-League-Teilnahme verspielt.

Erst vier Jahre später sollten Spieler und Klub eine erfolgreiche Qualifikation nachholen. Für den mittlerweile 25-jährigen Takumi Minamino resultierte diese erstmalige Champions-League-Teilnahme im großen Durchbruch. Obwohl Salzburg in der Gruppenphase scheiterte, stieg er in die K.o.-Phase auf.

Minamino: In der Kabine zwischen Mane und Keita

Zwei Tore und drei Assists gelangen ihm, davon zwei Scorerpunkte bei der wilden 3:4-Niederlage beim FC Liverpool Anfang Oktober. "Er hat gegen uns wie verrückt gespielt", sagte deren Trainer Jürgen Klopp und verpflichtete Minamino im Winter per Ausstiegsklausel für 8,5 Millionen. Minaminos einst in Malmö untergegangene Welt ist mittlerweile ganz fern, stattdessen lernt er gerade eine neue kennen. Die Welt des Weltklubs Liverpool.

Geholfen wird ihm in dieser neuen Welt von zwei, die einen ähnlichen Weg gingen: Sadio Mane und Naby Keita. Auch sie spielten sich einst in Salzburg in den Vordergrund, können deshalb etwas Deutsch und sitzen auf Geheiß von Klopp in Liverpools Kabine links und rechts neben Minamino. "Ihre Hilfe ist sehr wichtig für mich", sagt Minamino.

Bei vier Pflichtspielen kam er für Liverpool bisher zum Einsatz. Ein Scorerpunkt gelang ihm noch keiner, aber dafür gab es Lob von Klopp. Beim 1:0-Heimsieg im FA Cup gegen den FC Everton sei Minamino laut Klopp "super und herausragend" gewesen. Klopp schwärmte von "seinen fußballerischen Fähigkeiten, seinen Entscheidungen in engen Räumen, seiner Schnelligkeit und seinem Willen, den Ball zu erobern". Minaminos Spielweise passt perfekt zu Liverpool, genau wie sie zuvor zu Salzburg passte.

Zeidler erinnert sich an Minaminos Anfänge in Salzburg

Als Teenager absolvierte Minamino zwei Profijahre bei Cerezo Osaka, dem Ex-Klub von Shinji Kagawa, Hiroshi Kiyotake und Takashi Inui. Dann stieg er mit seinem Jugendklub aus der J-League ab und wechselte im Januar 2015 für 800.000 Euro nach Salzburg, wo Zeidler im Sommer sein Trainer wurde. "Er war sehr, sehr zurückhaltend, wie so ein kleines scheues Reh", erinnert er sich an seine ersten Begegnungen mit Minamino. "Er machte immer den Eindruck: 'Ich will ja nicht auffallen. Lasst mich in Ruhe!'"

Durch seine Leistungen fiel Minamino aber bald zwangsläufig auf: Im Frühjahr 2015 gelangen ihm wettbewerbsübergreifend sechs Scorerepunkte, in seiner ersten ganzen Saison schon 19. Meist kam er über den rechten Flügel, manchmal über den linken - aber überall begeisterte er mit seiner Leichtfüßig- und Handlungsschnelligkeit.

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"Man hat direkt gesehen, dass er in allen Bereichen enorm schnell ist. Im Kopf und auch auf den Beinen. So kleine Haken! So kleine Finten! In hohem Tempo anhalten und dann direkt wieder beschleunigen! Das war ziemlich beeindruckend", schwärmt Zeidler. "Ich habe schnell gemerkt, dass er den Unterschied machen kann."

Während Minamino in den folgenden Saisons mit Salzburg Titel um Titel holte, fünf Meisterschaften und vier Pokalsiege, wurde er für die Spielausrichtung der Mannschaft immer wichtiger. Minamino mutierte zur Pressingmaschine, ging trotz seiner nur 1,74 Metern und 67 Kilogramm nach Ballverlusten immer aggressiver nach, eroberte im vorderen Spielfelddrittel Ball um Ball. "Er hat in Salzburg gelernt, was auch in Liverpool gefordert ist: Was macht man im Moment des Ballverlusts? Wie geht man auf Balljagd?", sagt Zeidler. "Liverpool hat einen Spieler mit der richtigen Ausbildung geholt."

Minaminos Flexibilität: Flügel, Achter oder Zehner

Und Liverpool hat einen Spieler geholt, der flexibel einsetzbar ist. "Ich weiß noch nicht, wo ich ihn aufstellen soll", sagte Klopp neulich. Eine Paradeposition hat Minamino nicht: In Salzburg kam er meist über die Flügel, in der japanischen Nationalmannschaft, für die er in 22 Spielen bereits elf Tore erzielte, agiert er als Zehner. In Liverpools 4-3-3-System kann Minamino theoretisch alle drei Angriffs- sowie die beiden Achterpositionen besetzen.

"Für einen Trainer ist er ein unfassbar dankbarer Spieler", sagt Zeidler. Das liegt nicht nur an seiner Flexibilität, sondern auch an seiner Arbeitseinstellung. "Er ist sehr diszipliniert und will alles immer genau so umsetzen, wie er es erklärt bekommt. Als Trainer muss man bei ihm also nur aufpassen, dass man nicht das Falsche sagt", sagt Zeidler und lacht.

Man merkt, dass es ihm Spaß macht, über Minamino zu sprechen. Man merkt, dass er ein Spieler ist, mit dem er gerne zusammengearbeitet hat - und den er auch weiterhin verfolgt. "Ich schaue mir viele Spiele von ihm an", sagt Zeidler. "Am meisten weiterentwickelt hat er sich seit unserer gemeinsamen Zeit in Sachen Persönlichkeit. Er wirkt jetzt sehr selbstbewusst, tritt sehr frech auf und versteckt sich nie." Das heulende Reh von Malmö, das gibt es nicht mehr.

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