"Sie sperrten mich in ein Zimmer": Juventus-Legende Giorgio Chiellini wäre um ein Haar bei der Roma gelandet

Giorgio Chiellini hat am Dienstag das Ende seiner Laufbahn verkündet. In seinem letzten Karriere-Spiel verpasste der Kapitän der italienischen Europameistermannschaft von 2021 am 9. Dezember mit Los Angeles FC den Gewinn der MLS-Meisterschaft gegen Columbus Crew (1:2).

Die Fußball-Welt wird sich vor allem an Chiellini im Trikot von Juventus erinnern, für das er von 2005 bis 2022 auflief. Mehr als sechshundert Einsätze im Trikot der Alten Dame hat er absolviert, verteilt auf fünfzehn Spielzeiten - davon die letzten drei als Kapitän, neun gewonnene Scudetti, dazu fünf italienische Superpokale, fünf italienische Pokaltitel und eine Meisterschaft in der Serie B.

Giorgio Chiellini startete in Livorno durch

Chiellini und Juve, diese Kombination gilt heute als untrennbar. Doch vor ziemlich genau 20 Jahren wäre der Abwehrkoloss fast zu einem anderen italienischen Verein gegangen.

Man schrieb das Jahr 2003, und der Abwehrspieler hatte sich trotz seiner erst 19 Jahre bereits einen Namen gemacht. Das war ihm in Livorno gelungen, dem Verein der Stadt, in der er aufgewachsen war. 1997 war er in die Jugendabteilung des Vereins eingetreten, nachdem er als Kind eher dem Basketball zugeneigt schien.

Mit gerade einmal 16 Jahren gab er sein Profidebüt in der drittklassigen Serie C und wurde schon bald zu einer der Säulen einer Mannschaft, die 2004 den historischen Aufstieg in die Serie A schaffte, auf den man 55 Jahre lang gewartet hatte.

Das war ein ganz anderer Chiellini als der, den wir heute kennen. Im Jahr 2003 war er nämlich noch nicht der unermüdliche Innenverteidiger, der später mit Andrea Barzagli und Leonardo Bonucci eines der stärksten Abwehrtrios in der Geschichte des italienischen Fußballs bildete - sondern ein Linksverteidiger, der 90 Minuten lang Druck machen konnte und regelmäßig Tore erzielte.

Fabio Capello wollte Gorgio Chiellini zur Roma holen

Die AS Rom wurde auf diesen Rohdiamanten aufmerksam, der dank der Arbeit von Roberto Donadoni und Walter Mazzarri herangewachsen war. Die Hauptstädter beschlossen 2003 ihn zu holen - vor der Konkurrenz aus Turin. Es war nicht irgendein Trainer, der ihn in der italienischen Hauptstadt haben wollte: Es war derselbe Fabio Capello, den er später bei Juventus treffen sollte.

Chiellini durfte sogar das Trikot der Giallorossi beim Turnier in Viareggio tragen und mit Stars wie Daniele De Rossi zusammenspielen. Doch sein Abenteuer bei der Roma sollte nur von kurzer Dauer sein. Der Hauptstadtklub hatte mit dem Fall Philippe Mexès zu kämpfen - oder besser gesagt, mit einer Hetzjagd, die den Markt monatelang prägte und die bis vor den internationalen Sportsgerichtshof CAS ging. Der französische Verteidiger sollte aus Auxerre nach Rom kommen, hatte aber schon dort unterschrieben, obwohl er in Frankreich noch unter Vertrag stand. Die FIFA erlaubte den Transfer erst spät im Jahr 2004 und sperrte Mexès für sechs Wochen. In der Zwischenzeit nutzte Juve das Chaos aus und umgarnte Chiellini.

Chiellini Edin Dzeko Juventus Roma

Jahre später erinnerte sich Chiellini selbst in einem Interview mit Juventus TV an diese Affäre, die ihm eine Tür in seiner Karriere öffnete: "Am letzten Tag des Transferfensters im Sommer 2003 rief mich der Präsident von Livorno, (Aldo) Spinelli, an, und sagte mir, dass es Probleme gäbe und ich zu ihm nach Mailand kommen müsse. Er sagte mir: 'Ich verkaufe dich an eine der besten Mannschaften Italiens, aber du musst mir versprechen, dass du alles akzeptierst.'"

Juventus holte Giorgio Chiellini für 7,7 Millionen Euro

Chiellini erzählte weiter: "Als ich im Hotel in Mailand ankam, waren die Roma-Direktoren ziemlich sauer. Sie sperrten mich in ein Zimmer, die Doppeltür öffnet sich und ich finde Luciano Moggi, Antonio Giraudo und Roberto Bettega (alle aus der Juve-Führungsetage; Anm. d. Red.). In diesem Moment wurde mir klar, dass ich zu Juve gehen würde."

Eigentlich war sich Livorno schon mit der Roma einig gewesen. Doch letztlich ging Chiellini für insgesamt 7,7 Millionen Euro Ablöse zu den Bianconeri.

Der Rest ist Geschichte. Juventus, das sich einen der stärksten italienischen Verteidiger gesichert hatte, gab ihn leihweise an die Fiorentina ab, damit er sich bei den großen Jungs "durchbeißen" konnte. Die Saison bei der Viola verging wie im Fluge, mit vielen guten Leistungen (immer als Außenverteidiger), drei Toren (eines davon gegen Juve) und der Aufnahme in die A-Nationalmannschaft, die von Marcello Lippi trainiert wurde.

Chiellini war erst 20 Jahre alt und ahnte wahrscheinlich nicht, dass ein Platz unter den Großen der Juve- und der italienischen Fußballgeschichte auf ihn wartete. Mit dem Gewinn der Europameisterschaft 2021 als Kirsche auf der Torte.

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