Roberto Mancini könnte sich am heutigen Abend in den italienischen Geschichtsbüchern verewigen. Sollte Italien Kontrahent England im Finale der EM 2021 (21 Uhr, LIVE im TICKER) schlagen, wäre er erst der zweite Trainer, der die große südeuropäische Fußballnation zum Europameister machen würde.
Die Highlights des EM-Finals Italien vs. England auf DAZN - Jetzt Gratismonat sichern!
Seit 1968 wartet der viermalige Weltmeister Italien auf seinen zweiten europäischen Triumph - und so wahrscheinlich wie in diesem Jahr wirkte ein Endspiel-Sieg der Sqaudra Azzurra wohl nie. Nach der bitteren Silver-Goal-Niederlage gegen Frankreich im Jahre 2000 und der 0:4-Klatsche gegen Spanien 2012 gehen die Italiener 2021 trotz des Heimvorteils der Engländer in Wembley diesmal für viele als Favorit ins Endspiel.
Mit der Abkehr vom klassischen Catenaccio-Fußball vergangener Jahrzehnte begeistert Italien mit einer Mischung aus solider Verteidigung und attraktivem Offensivspiel. Mancinis Spielweise hat den Azzurri Sympathiebekundungen aus ganz Europa eingebracht. Der 56-Jährige steht dementsprechend kurz vor der Aufnahme in den Trainer-Olymp - aber wie sah seine Karriere eigentlich vor dem Amt als italienischer Nationaltrainer aus?
Ihr wollt wissen, ob Mancini vor seiner Trainer-Laufbahn auch als Spieler erfolgreich war? Ihr fragt euch, ob der Taktikfuchs vielleicht sogar selbst einmal italienischer Nationalspieler war? Goal hat euch alle Infos zu seiner Karriere zusammengestellt!
Italien-Trainer: War Roberto Mancini früher italienischer Nationalspieler?
Mancini war tatsächlich auch ein erfolgreicher Spieler. Dass gerade er der Nationalmannschaft eine offensivere Spielweise eingeimpft hat, lässt sich allein schon aus seiner früheren Position ableiten: Der heutige Trainer war in seiner aktiven Zeit ein Stürmer, präziser ausgedrückt eine sogenannte Hängende Spitze.
Mancini begann seine Profikarriere 1981 beim FC Bologna, ehe er bereits ein Jahr später zu Sampdoria Genua wechselte. Dort blieb er ganze 15 Jahre und war Teil der erfolgreichsten Ära des Klubs. Zu den vier Pokaltiteln, der einzigen Meisterschaft des Vereins sowie dem Gewinn des Europapokals der Pokalsieger in dieser Zeit steuerte der Angreifer 132 Tore in 424 Spielen bei. Anschließend zog es Mancini für drei Jahre zu Lazio Rom, ehe er 2001 für lediglich einen Monat bei Leicester City unter Vertrag stand.
Am Ende seiner Karriere konnte Mancini zwei italienische Scudetti, sechs Pokalsiege und zwei Europapokal-Siege vorweisen. Zudem war er 1997 italienischer Fußballer des Jahres.
Italien: Roberto Mancinis Spielerkarriere im Überblick
| Zeitraum | Verein | Einsätze | Tore |
| 1981-1982 | FC Bologna | 30 | 9 |
| 1982-1997 | Sampdoria Genua | 424 | 132 |
| 1997-2000 | Lazio Rom | 87 | 15 |
| Juli 2000 - Januar 2001 | - | - | - |
| Januar 2001 - Februar 2001 | Leicester City | 4 | 0 |
EM 2021: War Trainer Roberto Mancini früher italienischer Nationalspieler?
Nun erscheint es logisch, dass Mancini mit einer solchen Karriere auch Nationalspieler wurde. Und tatsächlich: Der heutige Coach war auch als Spieler in der Squadra Azzurra aktiv.
Allerdings konnte sich der heute 56-Jährige dort nie wirklich durchsetzen. Zwischen 1984 und 1994 absolvierte Mancini 36 Spiele für Italien und kam dabei auf vier Tore. Er stand im Kader der Azzurri bei der Europameisterschaft 1988 in Deutschland (Halbfinal-Aus gegen die Sowjetunion) sowie bei der Weltmeisterschaft 1990 im eigenen Land (WM-Dritter).
Im Vorfeld der WM 1994 überwarf sich Mancini mit Nationaltrainer Arrigo Sacchi und beendete seine Nationalmannschaftskarriere. Mit dem EM-Titel als Trainer, so sagte er auf einer Pressekonferenz vor dem heutigen Finale, wolle er somit das erreichen, was ihm als Spieler "verwehrt geblieben" war.
Getty ImagesItalien bei der EM 2021 - Roberto Mancini: Seine Trainerkarriere
Das Amt des Nationaltrainers ist beileibe nicht die erste erfolgreiche Trainerstation Mancinis. Der Italiener trainierte große Klubs wie beispielsweise Lazio Rom oder Galatasary Istanbul und hinterließ hierbei meist Erfolge.
Seine besten Zeiten hatte der Coach allerdings bei Inter Mailand und Manchester City. Mit den Nerazzurri konnte Mancini drei italienische Meistertitel gewinnen, während er bei den Citizens für immer mit der Last-Minute-Meisterschaft von 2012 verbunden sein wird.
Mancinis Erfolge als Trainer überschatten sogar seine Trophäen als Spieler: Unter anderem zählt er hier einen englischen Meistertitel, einen FA-Cup, drei Scudetti sowie einen türkischen und vier italienische Pokalsiege zu seinen Errungenschaften. Am heutigen Abend könnte sein wohl größter Titel hinzukommen.
Italien: Roberto Mancinis Trainerkarriere im Überblick
| Zeitraum | Verein/Verband | Spiele |
| 2001-2002 | AC Florenz | 43 |
| 2002-2004 | Lazio Rom | 102 |
| 2004-2008 | Inter Mailand | 226 |
| 2008-2013 | Manchester City | 191 |
| 2013-2014 | Galatasaray Istanbul | 46 |
| 2014-2016 | Inter Mailand | 77 |
| 2017-2018 | Zenit St. Petersburg | 45 |
| 2018-heute | Italien | 36 |
Italien vs. England im Finale der EM 2021: Der Vorbericht
Tausende Schüler dürfen am Montag später zum Unterricht, der Song "Three Lions" stürmt wieder die Charts, überall hängt das rote Georgskreuz an Häusern und sogar Kirchen: Ganz England fiebert voller Ungeduld dem EM-Finale in Wembley entgegen, und auch in Italien herrscht trotz strikterer Corona-Maßnahmen die Hoffnung auf ein große Party-Nacht.
Beide Fan-Lager eint vor dem Duell um den Titel eine lange Leidenszeit: Italien hat bei einer EM seit 1968 nicht mehr triumphiert, für England steht sogar das erste große Finale seit der WM 1966 an.
Prompt stürmte der 25 Jahre alte Song "Three Lions", der von den Jahren des Wartens handelt und die berühmte Textzeile "Football's coming home" beinhaltet, in den Charts bis auf Platz vier.
Queen Elizabeth II hat in einer Grußbotschaft dem englischen Team persönlich Glück gewünscht. "Vor 55 Jahren habe ich Bobby Moore den WM-Pokal überreicht. Dabei habe ich gesehen, was es den Spielern, Funktionären und Betreuern bedeutete, ein internationales Fußball-Turnier zu gewinnen," schrieb die 95 Jahre alte Königin der Mannschaft und Teammanager Gareth Southgate.
"Ich übersende meine besten Wünsche für Sonntag, in der Hoffnung, dass die Geschichte nicht nur Ihren Erfolg würdigen wird, sondern auch den Geist, die Hingabe und den Stolz, mit dem Sie sich präsentiert haben", so die Regentin. FA-Präsident Prinz William richtete sich am Sonntagmorgen per Videobotschaft an Harry Kane und Co. Er lobte den Zusammenhalt bei den Engländern, jeder habe "seine Rolle im Team angenommen", sagte er: "Es ist so aufregend, ihr präsentiert England perfekt. Wir alle, das ganze Land, stehen hinter euch."
Auch Premierminister Boris Johnson richtete sich in einem offenen Brief an Southgate und die Mannschaft. "Ihr habt bereits Geschichte geschrieben", so der Politiker: "Ihr habt die Stimmung im ganzen Land gehoben, und wir wissen, dass ihr auch die Trophäe in die Höhe stemmen könnt."
Das EM-Fieber hat auch die Jüngsten erreicht: Die Howard Junior School in King's Lynn, die in den sozialen Netzwerken das englische Team besonders stark unterstützt, benannte sich für einen Tag in "Harry Kane Junior School" um. Zahlreiche andere Schulen werden laut BBC am Montag erst später ihre Pforten öffnen, damit die Schüler das spät angepfiffene Endspiel bis zum Schluss schauen können.
Und nicht nur das: Eine Straße in Lowestoft, der östlichsten Stadt des Landes, wurde kurzerhand von "Denmark Road" in "England Road" umbenannt, um den Halbfinalsieg gegen die Nordeuropäer zu feiern. Der neue, temporäre Schriftzug werde "noch eine Weile" bleiben, teilte die Gemeinde mit Blick auf das Endspiel mit.
Halt macht die Euphorie indes an der Grenze zu Schottland. Die Zeitung The National, die sich für die Unabhängigkeit des Landes stark macht, druckte am Samstag den italienischen Nationaltrauer Roberto Mancini als Freiheitskämpfer William Wallace aus dem Film "Braveheart" auf ihre Titelseite. "Rette uns, Roberto, du bist unsere einzige Hoffnung", lautete die Überschrift.
Auf Mancini hoffen auch die vielen Tifosi, die schon nach dem Halbfinale gegen Spanien (4:2 i.E.) vor allem beim Public Viewing auf der zentralen Piazza del Popolo in Rom ausgelassen gefeiert hatten. Anders als in England herrschen in Italien allerdings noch strenge Corona-Regeln.
Aus diesem Grund können Fans das Finale anders als geplant auch nicht im Olympiastadion von Rom verfolgen. Nach einem Beschluss der Polizei wurden entsprechende Pläne kurzfristig gestrichen, ursprünglich sollten bis zu 16.000 Tifosi für das Spiel am Abend zugelassen werden.
(Quelle:SID)
