Aubameyang BarcelonaGetty / GOAL

Vom Gunner zum Cule: Der Aubameyang-Wechsel aus drei Perspektiven

Der frühere BVB-Stürmer Pierre-Emerick Aubameyang hat den Wechsel vom FC Arsenal zum FC Barcelona auf den letzten Drücker vollzogen. "Eine Minute" vor Schließung des Transferfensters seien die Dokumente aus England eingetroffen, berichtete Barca-Präsident Joan Laporta am Dienstag. Der Deal aus drei Perspektiven.

Pierre-Emerick Aubameyang: Die Perspektive von Barca

"Barca ist zurück", sagte Präsident Joan Laporta Anfang Januar und meinte damit nichts, was mit der Tabellensituation in der Primera Division zu tun hatte. Barca verkündete zuvor den 55 Millionen Euro teuren Transfer von Ferran Torres und Laporta nahm dies zum Anlass, seinen Klub als neuen, alten "big player" auf dem Transfermarkt anzupreisen.

Die stolzen Katalanen hatten einige sehr bescheidene Monate hinter sich, die die Seele schwer beschädigten. Mehr als eine Milliarde Euro Schulden hatte Barcas Geschäftsmodell der vergangenen Jahre angehäuft. Mit dem Abgang von Vereinsikone Lionel Messi war im Sommer der Höhepunkt der schlechten Nachrichten erreicht.

Insofern ist Barcelona jetzt, einen guten Monat nach Laportas oben zitierter Aussage, tatsächlich wieder zurück im Konzert der Großen, wenngleich die finanziellen Probleme weiterhin eklatant sind und den Verein noch lange beschäftigen werden. Doch Barca hat mit Torres, Adama Traore von den Wolverhampton Wanderers und nun Pierre-Emerick Aubameyang drei auf dem Papier starke Offensivtransfers getätigt, die die Mannschaft auf Anhieb verbessern dürften.

Mit Aubameyang bekommt der Klub nun einen Spieler, der auf seinen drei vergangenen Stationen 274 Tore und 82 Assists in 473 Spielen beisteuerte. Da ganze sechs Teams in LaLiga mehr Treffer erzielt haben als die 32, die Barca bisher gelangen, kommt ein klassischer Mittelstürmer a la Auba gerade recht. Trainer Xavi soll den 32-Jährigen als originäre Nummer neun einplanen.

Und Aubameyang kommt wiederum dem Klub enorm entgegen, um seiner zuletzt brachliegenden Karriere neuen Schwung zu verleihen. Angeblich verzichtet der Gabuner bei Barca auf rund 70 Prozent des exorbitanten Gehalts, das er beim FC Arsenal einstrich. Da Aubameyang seinen Vertrag bei Arsenal zuvor auflöste und somit ablösefrei kommt, war Barca bis zur Schließung des Transferfensters auch nicht verpflichtet, ihn schon vor Mitternacht beim spanischen Verband zu registrieren.

Fragt sich nur, ob und wie der pfeilschnelle Aubameyang am Ende wirklich in Barcas System passt. "Im offenen Raum kann Aubameyang dich töten. Aber Barca braucht Spieler, die wissen, wie man sich auf engem Raum bewegt", sagte Xavi bereits 2020. Es wird nun seine Aufgabe sein, den Ex-Dortmunder bei der Vielzahl an Partien, in denen Barca auf defensive und sehr tiefstehende Gegner trifft, gewinnbringend einzubinden.

"Wir arbeiten daran, eine Spitzenmannschaft aufzubauen. Wir sind definitiv dabei, unseren Status wiederzuerlangen. Jeder in der Welt sollte sich darauf vorbereiten", hatte Laporta noch mit dem Pathos verkündet, der seit jeher den FCB auch immer ein wenig umgibt.

Mateu Alemany, Barcelonas Sportdirektor, hat mit den Einkäufen in diesem Winter-Transferfenster einen ersten sehr guten Schritt gemacht, um Barca nach und nach wieder zu altem Glanz zu verhelfen. Jetzt sind allerdings das Trainerteam und die Spieler gefragt.

Pierre-Emerick Aubameyang GFXGetty Images / GOAL

Pierre-Emerick Aubameyang zu Barca: Die Arsenal-Perspektive

Für die Gunners ist der Abschied von Aubameyang ein zweischneidiges Schwert. Einerseits wird man sich freuen, den Problemfall von der Gehaltsliste bekommen zu haben. Bei einem wöchentlichen Einkommen von kolportierten 420.000 Euro spart Arsenal in den kommenden 18 Monaten, die Aubameyangs Vertrag noch gelaufen wäre, mehr als 30 Millionen Euro ein.

Es hilft gewiss auch der Hygiene in der Mannschaft und im gesamten Klub, dass das Kapitel Aubameyang nun geschlossen ist. Seit Wochen schrieb der Angreifer negative Schlagzeilen, nachdem er als Kapitän abgesetzt worden war und als Disziplinarmaßnahme nach einer verspäteten Reiserückkehr allein trainieren musste.

Allerdings hat man stark den Eindruck, dass sich die Londoner auf dem Transfermarkt verzockt haben. Denn einen Ersatz für Aubameyang hat Arsenal nicht präsentieren können, zudem gab man mit Ainsley Maitland-Niles, Pablo Mari, Karl Hein, Dejan Iliev, Sead Kolasinac und Calum Chambers sechs weitere Spieler im Januar ab. Dusan Vlahovic (ging zu Juventus), Dominic Calvert-Lewin und Alexander Isak waren die präferierten Ziele als Aubameyang-Ersatz, nun steht man mit den Mittelstürmern Alexandre Lacazette und Eddie Nketiah da.

Die Verträge dieser beiden laufen im Sommer aus und es sieht nicht danach aus, als setze Arsenal langfristig auf sie. Vor allem bei Lacazette steht ein Abschied seit längerer Zeit im Raum. Jetzt müssen beide ohne Umschweife liefern und sich idealerweise nicht verletzen, will der Tabellensechste der Premier League am Saisonende einen der vier Champions-League-Plätze erreichen.

Der Druck auf die Gunners und Trainer Mikel Arteta wird weiter enorm hoch bleiben - sowohl mit Blick auf die nach dem Ausscheiden aus beiden nationalen Pokalwettbewerben nur noch 17 Spiele bis Saisonende, als auch auf die langfristige Transferstrategie, die nach diesem Januar im kommenden Sommer noch kritischer beäugt werden wird.

Aubameyang(C)Getty Images

Von Arsenal zu Barca: Die Perspektive von Aubameyang

"Es ist mein Kindheitstraum, einmal für Real Madrid aufzulaufen. 2014, kurz bevor mein Großvater starb, habe ich ihm versprochen, einmal dort zu spielen", sagte Aubameyang L'Equipe 2016.

Dass er nun ausgerechnet beim großen Rivalen der Königlichen gelandet ist, beweist wieder einmal, dass man solche Aussprüche nicht bierernst nehmen sollte und man, wie es immer wieder so schön heißt, im Fußball nie genau wissen kann, was die Zukunft bringt.

Es sollte aber nicht überraschen, wenn Aubameyang in Spanien noch ein paar Mal mit diesem Zitat konfrontiert werden würde. Er wird sich also etwas einfallen lassen müssen - am Ende werden Tore die besten Argumente sein, um Barcas Fans in dieser Hinsicht zu besänftigen.

Der Druck auf Aubameyang dürfte also auf Anhieb mächtig sein, viel Anlaufzeit wird er nicht bekommen. Benötigen wird er sie aber voraussichtlich, schließlich hat er seit Anfang Dezember nur 95 Spielminuten in den Beinen und fiel zuletzt wegen Herzproblemen nach einer Corona-Infektion aus.

Man sollte aber davon ausgehen, dass Aubameyang hochmotiviert ist, die viele schlechte Presse der vergangenen Wochen vergessen zu lassen und seine Kritiker eines Besseren zu belehren. Das belegen auch Berichte, wonach Arsenal den Stürmer lieber nach Saudi-Arabien verkauft hätte, nachdem von dort ein hochdotiertes Angebot ins Haus geflattert war. Für Aubameyang soll das kein Thema gewesen sein, er will sich weiterhin auf dem höchsten Niveau in Europa präsentieren.

Barcelona dürfte für den 32-Jährigen die finale Station von internationaler Bedeutung sein, um seine gelungene Karriere abzurunden. Bei Arsenal hat er bewiesen, dass er in der Lage ist, auch nicht top-besetzten Mannschaften weiterzuhelfen - 92 Tore und 21 Vorlagen in 163 Spielen für die Gunners in der wohl schwierigsten Phase des Klubs der vergangenen mehr als 20 Jahre sind dafür Beleg genug.

Doch auch Aubameyang wird wissen, dass häufig vor allem das Ende in Erinnerung bleibt. Auf ihn und seine Karriere bezogen steht er nach der enttäuschenden Schlussphase in London beim Kapitel Barcelona jetzt erst einmal in der Bringschuld.

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