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Miralem Pjanic - Selbst Mane war nicht so gut: Als der heutige Barca-Star im Nachwuchs des FC Metz glänzte


EXKLUSIV

"Manchmal", sagt Philippe Gaillot im Gespräch mit Goal und SPOX, "manchmal spielte er Pässe, bei denen wir alle uns einfach nur dachten: Wie verdammt hat er das gemacht?" Gaillot ist begeistert, wenn er von Miralem Pjanic spricht. Von dem heutigen Barca-Star, den der Ex-Profi in seiner Funktion als Nachwuchschef des FC Metz einst in die Akademie des französischen Erstligisten holte.

"Mindestens fünfmal pro Spiel waren wir verdutzt, wie er für enge Situationen immer wieder Lösungen fand", führt Gaillot aus. "Niemand sonst war dazu in der Lage. Er fand immer einen ganz besonderen Weg, den finalen Pass anzubringen oder ein Tor zu erzielen."

Als 14-Jährigen hatte Metz, bekannt für seine hervorragende Nachwuchsarbeit, Pjanic im benachbarten Luxemburg entdeckt. "Wir sahen ihn dort und wussten sofort: Das ist ein besonderer Spieler", sagt Gaillot. In Luxemburg war der später zum Weltklasse-Mittelfeldspieler aufgestiegene Pjanic aufgewachsen, nachdem seine Eltern die bosnische Heimat Anfang der 1990er Jahre, kurz vor Ausbruch der Jugoslawienkriege, verlassen hatten.

Miralem Pjanic? "Vom puren Talent her der beste Spieler, den wir hatten"

"Er hatte immer einen Ball dabei", erinnerte sich Pjanics Vater Fahrudin einst bei 11 Freunde an die Jugend seines Sprösslings in Luxemburg. "Auf unseren Reisen von Luxem­burg nach Bos­nien ver­brachte er zwölf Stunden damit, mit dem Ball zu spielen und zu jon­glieren. Eines Tages wurde ich mitten in der Nacht von einem lauten Kra­chen an der Garage wach. Ich befürch­tete, dass es sich um Ein­bre­cher han­delte. Aber es war nur mein Sohn, der mit dem Ball aufs Tor schoss."

GER ONLY Miralem Pjanic 2008Imago Images / PanoramiCBild: Imago Images / PanoramiC

Bis zu seinem Wechsel nach Metz war Pjanic, der in der U17- und U19-Nationalelf später noch für Luxemburg auflaufen sollte und gut deutsch spricht, an Training unter professionellen Bedingungen noch nicht wirklich gewöhnt. "Jeden Tag zu trainieren war neu für ihn und er war körperlich noch nicht so stark, als er zu uns kam", erinnert sich Gaillot bei Goal und SPOX. "Er war natürlich schon ein guter Spieler, aber wir sahen noch nicht das Potenzial, das wir nach seinem ersten Jahr in Metz dann sahen."

Pjanic entwickelte sich prächtig in Metz, die Nähe zu den Eltern, die weiterhin in einem nur rund 50 Kilometer entfernten Ort in Luxemburg wohnten, erleichterte die Eingewöhnung enorm. "Nach ein oder zwei Jahren in unserer Akademie hatte er alles. Und das war der Unterschied zwischen ihm und anderen talentierten Spielern, die wir hatten", sagt Gaillot.

Vor Pjanic hatten schon Spieler wie Louis Saha, Robert Pires oder Emmanuel Adebayor den Sprung aus der Jugend des FC Metz in den europäischen Top-Fußball geschafft. "Die waren ungefähr auf einem Level mit Miralem", erklärt Gaillot, schränkt jedoch ein: "Aber Miralem war vom puren Talent her wahrscheinlich der beste Spieler, den wir je hatten."

Metz-Förderer über Miralem Pjanic: "Ab und zu ruft er mich noch an"

Selbst Liverpool-Superstar Sadio Mane, der ein paar Jahre nach Pjanic in Metz' Akademie kam, stand letztlich im Schatten des bosnischen Nationalspielers, betont Gaillot. "Selbst verglichen mit ihm blieb Miralem besonders. Sie alle hatten nicht die selben Anlagen wie er."

Pjanics kongenialer Partner in den Nachwuchsteams von Metz war indes stets ein gewisser Thibaut Bourgeois, seines Zeichens Stürmer. Auch wegen langwieriger Knieprobleme, die später auftraten, schlug der damalige französische Junioren-Nationalspieler nicht annähernd Pjanics Laufbahn ein, spielt heute beim luxemburgischen Zweitligisten UN Kaerjeng. Aber damals: "Die beiden Typen zusammen waren unfassbar", schwärmt Gaillot. "Sie verstanden sich blind, beide wussten vom jeweils anderen in jeder Sekunde, was er tun würde. Bei gefühlt jedem Spieler hatten wir zwei oder drei Assists von Pjanic und zwei oder drei Tore von Bourgeois."

Miralem PjanicFCBarcelonaBild: FC Barcelona

Eine der Vorlieben in seinem heutigen Spiel hatte Pjanic übrigens schon seinerzeit in Metz: "Er trat bereits extrem gute Freistöße und übte sie jeden Tag", erzählt Gaillot. "Später, als er dann in Lyon spielte, lernte er sehr viel von Juninho. Die beiden arbeiteten wie besessen an ihrer Freistoßtechnik."

Mit 17 sollte Pjanic für die Profis des FC Metz in der Ligue 1 debütieren, mit 18 ging er nach Lyon, wurde dort zum Spieler von internationaler Klasse. Nach fünf Jahren bei der Roma und deren vier bei Juventus wechselte der inzwischen 30-Jährige kürzlich zum FC Barcelona, hat dort bis 2024 unterschrieben.

"Er hat immer noch Freunde, mit denen er bei uns in der Akademie gespielt hat, fährt sogar mit einigen davon in Urlaub", freut sich Gaillot. "Das zeigt, dass er immer noch der Selbe ist, trotz seines großen Erfolges. Auch mich ruft er ab und zu noch an oder kommt hier bei uns im Verein vorbei. Wir sind sehr stolz darauf, dass wir etwas zu seinem Weg beitragen konnten."

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