*GER ONLY* Milos Veljkovic Gabriel Jesus

Milos Veljkovic von Werder Bremen im Interview: "Sagte Jesus beim Dopingtest, dass er das Zeug für Barca hat"


EXKLUSIV

Milos Veljkovic zählt zu den Leistungsträgern bei Werder Bremen. Der in der Schweiz aufgewachsene Nationalspieler aus Serbien hat von Vereins- bis Nationalmannschaftswechseln in seiner noch jungen Karriere schon einiges erlebt. Vor seiner Zeit in Bremen spielte der Verteidiger in England, gab sein Debüt in der Premier League für Tottenham Hotspur.

Vor dem Bundesliga-Heimspiel gegen den FC Bayern (Samstag, 15.30 Uhr im LIVE-TICKER) spricht der U20-Weltmeister von 2015 im exklusiven Interview mit Goal und SPOX unter anderem über seine Zeit auf der Insel, einen wichtigen Austausch mit Spurs-Star Harry Kane und zwei serbische Überflieger.

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Herr Veljkovic, Sie sind mit Ihren 23 Jahren schon viel herumgekommen. Als Teenager wechselten Sie vom FC Basel nach London in die Jugendakademie von Tottenham Hotspur. Mit welchen Gefühlen blicken Sie auf Ihre Zeit auf der Insel zurück?

Milos Veljkovic: Es war ein mutiger und gewagter Schritt, aber ein sehr guter und lehrreicher. Auf und neben dem Platz. Ich habe als 15-, 16-Jähriger schon in der zweiten Mannschaft von Tottenham gespielt und später mit den Profis trainiert und in der Premier League debütiert.

Wie würden Sie den Fußball in England beschreiben?

Veljkovic: Als sehr hart und intensiv. Das Spiel in der Premier League kann ich nicht wirklich beurteilen, weil ich nur zwei Kurzeinsätze hatte, aber ich wurde später an Middlesbrough und Charlton in die zweite Liga verliehen. Dort war es körperlich noch einmal anspruchsvoller. Man musste schnelle Lösungen finden, sonst ging's hin und wieder auch auf die Knochen.

Worin unterscheiden sich der englische und der deutsche Fußball?

Veljkovic: Es gibt auf jeden Fall einige Ähnlichkeiten. Man hat wenig Zeit am Ball, muss technisch hochwertig spielen, um zum Erfolg zu kommen. Der Unterschied ist vielleicht, dass es in England noch intensiver zugeht, dass man ein bisschen mehr laufen muss. Das kommt aber auch immer auf den jeweiligen Gegner an.

Luka Modric | TottenhamGetty

Bei den Spurs trainierten Sie mit Stars wie Gareth Bale oder Emmanuel Adebayor. Wer war für Sie der beste?

Veljkovic: Luka Modric! Seine technischen Fähigkeiten und seine Ruhe am Ball waren unglaublich. Ich habe bisher mit keinem besseren Spieler trainiert. Leider haben wir nie ein Pflichtspiel zusammen bestritten.

Wie viel hatten Sie mit Harry Kane zu tun?

Veljkovic: Sehr viel. Ich habe mit ihm etliche Spiele in der zweiten Mannschaft gemacht. Er war damals schon ein super Spieler mit einem hervorragenden Torinstinkt und einer starken Technik.

Viele Trainer sagen immer, Talent allein reiche nicht. Man müsse auch hart arbeiten. War harte Arbeit Kanes Schlüssel zum Durchbruch?

Veljkovic: Auf jeden Fall. Er war ja ein paar Mal ausgeliehen und hatte nicht überall Erfolg. Aber er hat stetig an sich gearbeitet. Ich kann mich an ein gutes Gespräch mit ihm erinnern, als er an Norwich ausgeliehen war.

Worum ging es?

Veljkovic: Er hatte sich einen Fußbruch zugezogen und fiel länger aus. Dann sagte er zu mir, er werde in der Reha seinen Lebensstil verändern. Für seinen Traum vom Profifußball stellte er seine Ernährung und sein Training komplett um. Das zahlte sich aus. Nach diesem Gespräch habe ich das ebenfalls versucht. Zudem habe ich über die Jahre gelernt, dass man auf die Fitnesstrainer hören muss. Man darf nicht zu viel machen, sonst läuft man Gefahr, sich schneller zu verletzen.

Fällt es Ihnen als Profi eigentlich schwer, auf einen Burger oder eine Pizza zu verzichten?

Veljkovic: Grundsätzlich nicht. Man hat ja auch ein Ziel vor Augen, man will jedes Wochenende so gut wie möglich spielen. Im Sommerurlaub lässt man sich vielleicht ein bisschen gehen, aber da kann und darf man auch mehr essen. (lacht)

Gibt oder gab es in Ihrer Laufbahn Kollegen, die nicht auf Fast Food verzichten konnten?

Veljkovic: In der Jugend bei Tottenham sind einige nach den Spielen zu McDonald's oder haben Donuts gegessen. Das waren aber eher Ausnahmen. Mit 16 oder 17 ist es auch nicht so schlimm, wenn man sich hin und wieder etwas weniger Gesundes gönnt. Letztlich ist jeder für sich selbst verantwortlich. Man muss auf sich und seinen Körper achten. Ich zum Beispiel esse lieber zu Hause als im Restaurant.

Sprechen wir über Ihre Nationalmannschaftskarriere. Sie spielten in Ihrer frühen Jugend für die Schweiz, später entschieden Sie sich für Serbien. Warum?

Veljkovic: Ich bin in der Schweiz geboren, habe mich aber für Serbien entschieden, weil meine Eltern aus Serbien kommen. Ich fühle mich auch als Serbe. Das soll aber nicht heißen, dass mir die Schweiz nichts bedeutet. Ich bin der Schweiz sehr dankbar. Durch mein erstes U-Länderspiel für die Schweiz gegen Frankreich wurde Tottenham erst auf mich aufmerksam.

Im Nachhinein zahlte sich Ihre Entscheidung aus. Sie wurden mit Serbien 2013 erst U19-Europameister und zwei Jahre später U20-Weltmeister. In diesem Jahr bestritten Sie 90 Minuten bei der WM in Russland.

Veljkovic: Davon habe ich als kleiner Junge immer geträumt. Natürlich möchte ich eines Tages auch gerne einmal die WM oder die Champions League gewinnen, das wäre mit Sicherheit noch größer, aber das war ein guter Anfang. Ich denke, da kann ich auch ein bisschen stolz auf mich sein.

In der serbischen Nationalmannschaft wimmelt es nur so vor spannenden Talenten. Luka Jovic von Eintracht Frankfurt ist zurzeit in aller Munde. Was trauen Sie ihm zu?

Veljkovic: Luka hat riesiges Potenzial. Ich kenne nur wenige Spieler, die so einen guten Abschluss haben. Er kann's mit rechts, mit links und mit dem Kopf. Der Strafraum ist sein Zuhause, dort fühlt er sich am wohlsten. Ich denke aber, dass er sich noch weiter verbessern kann. Er ist noch sehr jung. Wenn er bereit ist, an sich zu arbeiten, ist ihm Großes zuzutrauen.

Ein Spieler, der vor allem international für Furore sorgt, ist Sergej Milinkovic-Savic von Lazio Rom.

Veljkovic: Wir sind derselbe Jahrgang, haben viele Jahre zusammengespielt und die U19-EM und U20-WM gewonnen. Mir war schon immer klar, dass er es einmal weit bringen würde. Heute ist er ein Weltklasse-Spieler, der bei jedem europäischen Top-Klub spielen könnte.

Gabriel Jesus Manchester City Shakhtar Donetsk Champions League 2018-19Getty Images

Was war Ihr schönstes gemeinsames Erlebnis?

Veljkovic: Da gab es viele. (lacht) Das schönste war auf jeden Fall der 2:1-Sieg gegen Brasilien im Finale der U20-WM. Wir haben die ganze Nacht durchgefeiert und sind am nächsten Tag zu einer Ehrung nach Serbien. Das war schon großartig. Auch wenn ich mich unmittelbar nach dem Spiel gar nicht so richtig freuen konnte.

Warum?

Veljkovic: Ich musste mit Mijat Gacinovic von Eintracht Frankfurt eine Stunde lang zum Dopingtest. Dort trafen wir Gabriel Jesus, der heute bei Manchester City spielt. Er war ganz alleine und traurig. Es war ein bisschen blöd, weil unsere Kollegen in der Kabine feierten und wir mit der Goldmedaille in den Raum kamen. Es wäre respektlos von uns gewesen, zu jubeln. Also unterhielten wir uns mit Jesus, um ihn ein bisschen aufzumuntern. Er ist ein ganz anständiger Junge. Ich sagte ihm damals schon, dass er das Zeug hat, für einen ganz großen Klub wie Real Madrid oder den FC Barcelona zu spielen. Ich habe mich nicht komplett getäuscht (lacht).

Jesus schießt Tore, Sie verhindern sie. Auf welcher Position spielen Sie am liebsten?

Veljkovic: Ich kann hinten auf so ziemlich allen Positionen spielen. Ob Dreier- oder Viererkette, ob links, rechts oder in der Mitte. Ich habe auch kein Problem damit, im defensiven Mittelfeld zu spielen. Wenn ich mir aber eine Position aussuchen könnte, dann würde ich die des Innenverteidigers wählen.

Welchen Innenverteidiger nehmen Sie sich zum Vorbild?

Veljkovic: Früher habe ich Nemanja Vidic sehr gerne zugeschaut. Wie der da hinten bei Manchester United und Serbien alles abgeräumt hat, war schon beeindruckend. Heute habe ich eigentlich kein richtiges Vorbild mehr. Ich picke mir eher verschiedene Qualitäten von verschiedenen Spielern heraus, versuche, mir Dinge abzuschauen und diese in mein Spiel einzubauen. Zum Beispiel das Verteidigen von Sergio Ramos, die Diagonalpässe von Jerome Boateng oder die Ruhe von Mats Hummels.

Blicken wir auf die aktuelle Situation bei Werder Bremen. Sie und Ihre Kollegen stehen nach zwölf Spieltagen auf Platz sieben. Wo kann die Reise in dieser Saison hingehen?

Veljkovic: Wir sind auf einem guten Weg, auch wenn wir in den vergangenen Spielen gerne noch mehr Punkte gesammelt hätten. Wir wollen unbedingt nach Europa und ich denke, wir haben auch die Qualität dafür. Entscheidend wird sein, diese Qualität Spiel für Spiel abzurufen.

Milos Veljkovic Werder BremenGetty

Welchen Anteil hat Trainer Florian Kohfeldt an Werders Erfolg?

Veljkovic: Einen extrem großen. Er ist ein hervorragender Motivator, der uns auch die richtigen taktischen Anweisungen mit auf den Weg gibt. Er analysiert in den Mannschaftsbesprechungen jedes Detail und führt außerdem viele Einzelgespräche. Nicht nur über Fußball, sondern auch über das Privatleben. Wer ein Problem hat, kann zu ihm gehen. Er ist eine große Hilfe für uns alle.

Eine weitere Bremer Stütze ist Max Kruse. Wie tickt Ihr Kapitän als Mensch?

Veljkovic: Er ist ein sehr natürlicher Mensch. Er spricht die Dinge an, die man ansprechen muss, nimmt sich auch mal Einzelne raus, um ihnen zu helfen. Das Wichtigste ist aber: Er bringt seine Leistung auf dem Platz. Damit verschafft man sich am meisten Respekt.

Am Samstag geht's gegen den FC Bayern.

Veljkovic: Eine schwere Aufgabe! Wir wissen, dass wir unser Bestes geben müssen, um gegen die Bayern zu punkten, egal auf welchem Platz sie stehen.

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