Ilkay Gundogan Manchester CityGetty Images

Ilkay Gündogan von Manchester City: Drogenrausch für Russland


HINTERGRUND

Als Ilkay Gündogan den Ball zum 4:0 für Manchester City ins rechte Toreck des Basler Tors schlenzte, musste Joachim Löw auf der Tribüne in typisch Löw'scher Art lächeln. Mit zwei geschwungenen Falten unter den Augen und einer Reihe strahlend weißer Zähne. Ja, der Bundestrainer erlebte auf der Tribüne des St. Jakob Parks einen vergnüglichen Abend. 

Schließlich dirigierte, passte, köpfte und schoss unten auf dem Grün des Rasens mit Gündogan das neben Marco Reus größte Problemkind des deutschen Fußballs der vergangenen Jahre derart famos, als hätte es seinen Kreuzbandriss nie gegeben. Das 1:0 beim beeindruckenden 4:0-Sieg der Skyblues gegen den FC Basel im Champions-League-Achtelfinal-Hinspiel erzielte er frech per Kopf, das 4:0 dann eben mit ganz großer Schusstechnik. 

Gündogan mit bestem Zweikampfwert des Spiels

Zwischen seinen beiden Toren war er das Herzstück einer Guardiola'schen Passmaschinerie auf Hochtouren, die Basel - in der Gruppenphase immerhin Benfica hinter sich lassend - bisweilen aussehen ließ wie eine Schülermannschaft. Gündogan hatte 87 Ballaktionen, gewann 92,9 Prozent seiner Zweikämpfe - der beste Wert aller Akteure auf dem Platz. 

Artikel wird unten fortgesetzt

Gündogan ist wieder da. Selbstbewusst, ballsicher, strotzend vor Ideen. Und mit ihm, daher die Freude Löws, ein weiterer beeindruckender Baustein für den Kader, der die Mission Titelverteidigung bei der WM in Russland angehen soll. Ein Baustein, der an Tagen wie diesen in Basel durchaus zur Kategorie Weltklasse zu zählen ist und die mit Toni Kroos, Sami Khedira, Leon Goretzka und Mesut Özil ohnehin bereits herausragend besetzte Mittelfeldzentrale noch weiter veredelt. 

Ilkay Gundogan Manchester CityGetty Images

Guardiola verändert in Gündogans Spiel Nuancen

Es scheint fast, als hätte Gündogan in den mehr als 200 Tagen Absenz Zeit gehabt, um seine Schwächen genau zu studieren. Seine fehlende Torgefahr etwa. Zwar kam er vor dem Doppelpack am Dienstagabend auch nur auf zwei Tore in bereits 32 Pflichtspielen, er stößt nun aber öfter und entschlossener in den Strafraum, sucht öfter den Abschluss. 

Das ohnehin bereits brillante Passspiel des Ex-Dortmunders vermag nur einer wie Guardiola weiter zu verfeinern. Der Spanier ist in der Lage, dem Repertoire Gündogans weitere Nuancen hinzuzufügen, seine Aktionen in penibler Detailarbeit weiter zu verfeinern. Das kommt mit Sicherheit auch Löw und dem DFB-Team zugute, kann Gündogan doch als Achter und Zehner spielen. 

Der große Traum des Ilkay Gündogan von Russland

So oder so: Mit der Nationalmannschaft hat Gündogan noch eine Rechnung offen. Zu oft kam ihm bisher Pech in die Quere. Bereits im Jahr 2012 debütierte er. Die EM verpasste er aber genau so wie die WM 2014, bei der er wegen einer Stauchung der Wirbelsäule ausfiel. Schließlich die EM 2016: Auch hier fehlte er. Dieses Mal wegen einer Luxation der Kniescheibe.

"Ich hoffe, dass ihm meine Leistung gefallen hat", sagte Gündogan nach dem Spiel. Was ohnehin so gut wie sicher ist, unterstrich Guardiola nach der Partie noch einmal: "Er ist ein außergewöhnlicher Spieler. Letzte Saison hat er uns sehr gefehlt - nicht nur seine Tore, sondern vor allem seine Persönlichkeit. Er war fantastisch."

Nun also Blick nach vorne. Fest auf Russland 2018 gerichtet. Auf sein erstes großes Turnier. Auf das Event, das dieses Mal kein Pech zunichte machen soll. "Erschöpft und erfolgreich sein, mit den Fans zu feiern - das ist wie eine Droge", sagte Gündogan in der vergangenen Saison. Freilich soll auch auf russischem Boden eine Aneinanderreihung ebenjenes Drogenkonsums vonstatten gehen. Löw, sonst selbstredend gegen die Einnahme illegaler Rauschmittel seiner Spieler, hätte nichts dagegen. Und würde im Moskauer Olympiastadion wieder auf seine typische Art lächeln. 

Werbung