Niko Kovac FC Bayern München 15082018

FC-Bayern-Trainer Niko Kovac vor Duell mit dem "Angstgegner": Nicht reden, machen!


HINTERGRUND

Zugegeben, dem FC Bayern, Dauerdominator und Sechsmal-in-Folge-Meister, einen Bundesliga-Angstgegner anzudichten, mutet etwas vermessen an. Allerdings ist nicht von der Hand zu weisen, dass aus den letzten vier Duellen mit der TSG Hoffenheim, ebenjener Truppe, die sich zum Auftakt der Saison 2018/19 am Freitag (20.30 im LIVE-TICKER) in der Allianz Arena die Ehre gibt, lediglich ein Sieg für die Münchner heraussprang, während die Kraichgauer zweimal triumphierten und ein Remis das Spiele-Quartett der vergangenen beiden Spielzeiten komplettiert.

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Somit verwundert es dementsprechend nicht, dass Julian Nagelsmann, Noch-Trainer bei Hoffenheim, im Vorfeld selbstbewusste Töne in Richtung München spuckt. Er habe "ein gutes Gefühl" und wolle mit seiner Mannschaft ein "mutiges Spiel" machen, erklärte er am Mittwoch und legte sogar noch mit einem ambitionierten Ziel für seine letzte Saison bei der TSG nach. Die deutsche Meisterschaft. "Wenn man Dritter geworden ist, was soll man einer Mannschaft denn sonst sagen?" Aussagen, die realitätsfern wirken, in einer Liga, die durchaus mit qualitativ hochwertigen Teams aufwarten kann, schließlich aber stets das viel zitierte Fernglas benötigte, um den FCB am tabellarischen Platz an der Sonne überhaupt noch zu erkennen.

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Und dennoch erfrischt Nagelsmann Fußball-Deutschland mit derartigem Selbstbewusstsein, fielen die restlichen potenziellen Bayern-Jäger, die – rückblickend konstatiert – allerhöchstens als Sparingspartner dienten, doch nur allzu häufig in der jüngeren Vergangenheit mit Understatement auf.

Joshua Kimmich begrüßt Nagelsmann-Ansage

"Ich finde einen Trainer wie Nagelsmann gut, der mal eine Ansage macht", sagte beispielsweise Joshua Kimmich im Rahmen eines Gesprächs mit Pressevertretern, als er auf die couragierten Bemerkungen des 31-Jährigen angesprochen wurde. Generell scheint man an der Säbener Straße den großen Wunsch zu hegen, dass endlich wieder so etwas wie Konkurrenzkampf um Deutschlands Krone aufkommt, statt der immergleichen, ermüdenden, eigenen Dominanz.

Ganz ähnlich wie sein Schützling Kimmich zeigte sich auch Bayern-Coach Niko Kovac hinsichtlich der Kampfansage, die ihren Weg von der Elsenz an die Isar fand, erfreut. Konkurrenz belebe das Geschäft, bemühte der Kroate eine alte Binsenweisheit. Obwohl der 46-Jährige genau weiß, dass nicht nur sein neuer Arbeitgeber, sondern auch er selbst jüngst große Probleme mit den spielstarken Hoffenheimern hatte, Eintracht Frankfurt unter seiner Ägide kein einziges Mal gegen 1899 gewann, machte er einen lockeren, selbstsicheren Eindruck, als er das Bayern-Mediencenter am Donnerstagmittag betrat, um mit den zahlreichen Journalisten über die anstehende Aufgabe zu sprechen.

Niko Kovac FC Bayern München 15082018

"Ich traue ihnen das zu", sagte Kovac – und spielte damit auf den Nagelsmann’schen Meistertraum an. "Das zeigt, wie viel Selbstvertrauen er hat und dass er an seine Mannschaft glaubt", führte Kovac weiter aus, gab aber sofort zu Bedenken: "Man braucht Konstanz und darf nicht zu viele Verletzte haben. Sonst wird es schwierig, die gesteckten Ziele zu erreichen." Der mahnende Zeigefinger, um zur Quintessenz des Ganzen hinüber zu leiten.

Niko Kovac: "Man kann viel erzählen, aber ..."

"Das Gesprochene ist das Eine, die Umsetzung das Andere. Man kann viel erzählen, aber man muss das mit Leben füllen. Das ist die Schwierigkeit im Sport und im Allgemeinen. Man kann viele Träume haben, aber ob man diese realisieren kann, steht auf einem anderen Blatt", sinnierte der ehemalige Frankfurter, machte aber explizit deutlich, dass er mit seinen beinahe philosophischen Schilderungen nicht Nagelsmann meine, sondern sich selbst und seine Ansprüche bei den Bayern, die natürlich sehr hoch sind. Das liegt in der Natur der Sache, wenn man einen Job beim erfolgreichsten Klub der Republik antritt.

Der Gewinn der Meisterschaft und der Pokal-Sieg seien ja quasi nur Formsache, aber wie stehen denn die Chancen auf das Triple, wurde Kovac von einem Reporter gefragt. Die obligatorische Erkundigung. "Das ist ja genau das, worauf ich hinauswollte", sagte Kovac mit einem gutmütigen Lächeln, das an einen Lehrer erinnerte, der seinen begriffsstutzigen Schülern ein und dieselbe Aufgabe immer wieder gebetsmühlenartig erklären muss. "Wir können ja alles erzählen, das geht schnell. Die Umsetzung ist die Schwierigkeit." Man brauche "Freude, Leidenschaft und Teamspirit", um Großes zu erreichen. "Wenn diese ganzen Komponenten nicht zusammenkommen, dann wird es schwierig. Das ist nicht nur beim FC Bayern so."

Wie schon während seiner Zeit bei der SGE vermittelt der gebürtige Berliner eine klare Kante, redet unverblümt und geradeheraus. Kein Schwadronieren, sondern konkrete Ansagen. Damit hat er sich bei seinen Spielern und Bayern-Fans bereits beliebt gemacht. Bleibt abzuwarten, ob der gute Eindruck jetzt, wenn es wirklich ernst wird, Testspiele, Supercup und erste Pokal-Runde in Drochtersen keine Rolle mehr spielen, manifestiert wird. Eines ist jedoch gewiss: Mit einem Sieg zum Auftakt gegen den "Angstgegner" könnte Kovac seinen aufbegehrenden Kollegen zunächst einmal die Schranken weisen.

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