Jeremy Toljan TSG Hoffenheim Borussia DortmundGetty

Das ist Borussia Dortmunds Transferziel Jeremy Toljan


HINTERGRUND

Sein Ziel hat Jeremy Toljan stets vor Augen. "Ich will auf jeden Fall mal irgendwann international spielen", sagte der Außenverteidiger der TSG Hoffenheim im Jahr 2015 in einem Interview mit Goal. Am vergangenen Dienstag war er seinem Traum so nah, als die Hoffenheimer gegen den FC Liverpool in den Champions-League-Playoffs auf den FC Liverpool trafen. Doch Toljan spielte nicht. Trainer Julian Nagelsmann setzte nicht auf ihn. Aber hatte das nur sportliche Gründe? Schließlich wurde am Mittwoch öffentlich, dass Toljan kurz vor einem Wechsel zu Borussia Dortmund stehen soll.

Die Bild berichtete sogar, dass der Wechsel für fünf Millionen Euro bereits über die Bühne gegangen sei. Doch nach Goal-Informationen ist das noch nicht der Fall. Zuvor hatte schon der kicker berichtet, dass es auch um ein Leihgeschäft des BVB-Talents Felix Passlack in den Kraichgau geht. Aber einiges deutet darauf hin, dass der 23-jährige Außenverteidiger seinen Traum vom internationalen Debüt nicht mehr im Trikot der Hoffenheimer erleben wird - stattdessen könnte es am 12. oder 13. September im Trikot von Borussia Dortmund geschehen.

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Aber wer ist dieser Jeremy Toljan eigentlich? Warum will der BVB ihn so kurz vor Ende der Transferperiode doch noch verpflichten? Die Lösung liegt auf der Hand: Vor allem auf den Außenverteidigerpositionen hat Dortmunds neuer Trainer Peter Bosz Nachholbedarf erkannt. Denn sollten Marcel Schmelzer und Lukasz Piszczek ausfallen, haben die Dortmunder ein Problem. Das wurde in der Vorbereitung häufiger ersichtlich. Nämlich genau dann, wenn Bosz mit Erik Durm, Felix Passlack oder Dan-Axel Zagadou experimentierte. Dann war der BVB defensiv anfällig, und in der Offensive kam zu wenig über die Außenpositionen. Zwar machten Passlack und der französische Neuzugang ihre Sache durchaus solide. Aber ob das auch auf Champions-League-Niveau ausreichend ist? Das scheinen sie in Dortmund zu bezweifeln.

Flexibel und schnell

Daher haben sie schon vor einiger Zeit ein Auge auf Toljan geworfen, der im Sommer mit Maximilian Philipp und Mahmoud Dahoud, zwei weiteren BVB-Neuzugängen, U21-Europameister mit Deutschland geworden ist und auch in der Bundesliga sein Können bereits nachgewiesen hat. Auf insgesamt 54 Einsätze kommt der flexible Außenverteidiger mit seinen 23 Jahren bereits, war Teil der U21 und der Olympiamannschaft von 2016. Zudem hat er nur noch einen Vertrag bis 2018 in Hoffenheim und wäre vergleichsweise günstig zu haben. Und seine Einstellung dürfte Bosz gefallen. "Als Abwehrspieler ist es für mich in erster Linie wichtig, dass die Null hinten steht", sagte er einmal in einem Interview.

Das ist drin für Borussia Dortmund

Er bringt etwas mit, was ihn besonders wertvoll für den BVB machen könnte: Er ist beidfüßig und ist daher auf beiden Außenverteidigerpositionen einsetzbar. Doch genau das scheint ihn in Hoffenheim zu stören. "Ich würde mir wünschen, auch im Verein mal eine feste Heimat zu bekommen und dass ich nicht immer links oder rechts spielen muss, sondern auf einer Seite bleiben kann", sagte er noch im Sommer dem kicker. Ob man ihm dies in Dortmund zugestehen würde? Das darf zumindest aktuell bezweifelt werden. Dennoch wäre der Schritt zum BVB durchaus ein logischer in seiner Entwicklung - auch wenn er in Hoffenheim kein unumstrittener Stammspieler war.

Jeremy Toljan TSG Hoffenheim Borussia DortmundGetty
Gesetzt in der U21-Nationalmannschaft: Jeremy Toljan

Toljan verfügt über eine außerordentlich gute Grundschnelligkeit, ist taktisch versiert und eben flexibel. "Ich bin ein sehr schneller Spieler und in der Verteidigung taktisch sehr zuverlässig, das ist meine größte Stärke", sagte er einmal gegenüber Goal. Der 23-Jährige ist zudem einer, der sich voll und ganz auf den Fußball konzentriert, der steht für ihn im Fokus. Er selbst will dort übrigens nicht stehen. Deshalb hält er sich auch außerhalb des Platzes zurück. Keine Tattoos, keine auffällige Frisur. "Ich muss nicht im Mittelpunkt stehen, das ist nicht so mein Ding. Man kann gern über die anderen reden und ich mache meine Arbeit im Hintergrund, das stört mich nicht", wurde er einmal auf der TSG-Homepage zitiert.

In der Jugend war Toljan Stürmer

Ob das mit seiner Umschulung zum Defensivspezialisten zu tun hat? Immerhin war Toljan in der Jugend noch Stürmer - ähnlich wie Erik Durm. Erst im Alter von 14 Jahren wurde er bei den Stuttgarter Kickers zum Außenverteidiger umfunktioniert. Das hatte aber offenbar einen anderen Grund. "Ich kann mich noch im letzten Drittel steigern, bei meinen Offensivaktionen könnte noch mehr Zählbares herauskommen", sagte er einmal gegenüber Goal. Das hat sich bis heute nicht großartig geändert. Denn offensiv tritt Toljan nicht so häufig in Erscheinung. Er legt sein Hauptaugenmerk lieber auf die Defensive und überlässt das Toreschießen anderen.

Ganz ohne Probleme verlief sein Werdegang in den Profifußball nicht. Sein Wechsel von der U17 des VfB Stuttgart in die U19 der TSG war alles andere als störungsfrei. Nachdem die Schwaben 2011 ein erstes Angebot der Hoffenheimer für den Jugendspieler abgelehnt hatten, sollen Toljan, seine Mutter und sein Berater beim VfB vorstellig geworden sein. "Sie waren praktisch mit allem unzufrieden, was den VfB anging. Sogar die schulischen Probleme Toljans kreideten sie uns an", sagte der damalige Stuttgarter Sportdirektor Jochen Schneider den Stuttgarter Nachrichten.

Um einen Wechsel zu erzwingen, war Toljan sogar nicht im Trainingslager der Stuttgarter U19 erschienen. Schließlich ließ sich der VfB aufgrund der Vorfälle auf einen Wechsel ein. Zwischen 400.000 und 500.000 Euro sollen die Kraichgauer damals nach Stuttgart überwiesen haben. "Wir haben uns gesagt: Es hat keinen Sinn, mit so einem Spieler zusammenzuarbeiten. Der bringt womöglich die ganze Mannschaft durcheinander", sagte Schneider damals.

Probleme beim Wechsel zu Hoffenheim

Toljan stellt die Sache anders dar. "Mir hat damals die schulische Unterstützung neben dem Leistungssport gefehlt und ich bekam Probleme. Da hat meine Mutter gesagt: Du musst den Verein wechseln. Das Hoffenheimer Angebot diesbezüglich war sehr gut und ich musste ja brav sein und auf sie hören. Und letztendlich habe ich ja auch dank der Unterstützung des Vereins das Fachabitur geschafft", sagte er.

Inzwischen ist der U21-Europameister gereift, die Geschichte liegt sechs Jahre zurück. Seitdem ging es für Toljan stetig bergauf - wenn auch nicht so explosiv wie bei anderen Talenten. Schuld daran sind auch lange Verletzungspausen, die ihn immer mal wieder stoppten. Daraus geht er nach eigenen Aussagen gestärkt hervor und lernt daraus. "Es hat mich weitergebracht. Ich muss besser auf meinen Körper achten, ihn nach dem Training besser pflegen. So dumm die Sache auch ist, wenn ich es rückblickend betrachte, hat es mich eher voran gebracht als zurückgeworfen."

Bis zum BVB scheint ihn seine Entwicklung nun zu bringen. Besser dotierte Angebote von Juventus Turin oder den Tottenham Hotspur soll er ausgeschlagen haben, damit er in der Bundesliga - und im Blickfeld des Bundestrainers Joachim Löw - bleiben kann. Für einen Stammplatz in Dortmund muss er allerdings hart arbeiten, denn diesen bekommt er beim BVB sicherlich nicht beschenkt. Gelingt es ihm, kommt er seinem Traum von internationalen Spielen auf der großen Bühne jedenfalls einen großen Schritt näher.

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