HINTERGRUND
Florian Aye, Tom van de Looi, Jesse Joronen sind Namen, die im Weltfußball wahrscheinlich noch wenigen bis vielleicht sogar keinem Experten großartig etwas sagen. Gemein haben die Profis, dass sie für den italienischen Zweitligisten Brescia Calcio auflaufen und dort zu den Leistungsträgern zählen. Vor rund 20 Jahren war das in puncto Personal in der Lombardei noch ganz anders, als der Kader des Klubs von Namen gespickt war, die in der Szene nur so vor Legendenstatus strotzten.
Pep Guardiola, Roberto Baggio und Luca Toni standen in der Saison 2001/02 bei Brescia im Kader und sorgten dafür, dass viele Augen plötzlich nach Norditalien gerichtet waren. Plötzlich war die Stadt nämlich eine Art Epizentrum des Weltfußballs, mit welchem man so nicht rechnen konnte und durfte.
Aber zurück zu der Historie: Brescia war in der Saison 1999/2000 aus der Zweitklassigkeit in die Serie A aufgestiegen, hatte sich in der ersten Saison sogar teuer verkauft und den Klassenerhalt locker geschafft. Alles ganz normal, würde man behaupten - schließlich ist es im Fußball oftmals so, dass Aufsteiger den Hype mitnehmen und in der ersten Saison mit dem Abstieg wenig zu tun haben. Doch es sollte ganz gut weitergehen.
Brescia steigt auf in die Serie A: Baggio und Guardiola heuern an
Denn was die zweite Saison in der Serie A für die Norditaliener zu bieten hatte, war nicht vorherzusehen. Es folgte eine Art Revolution des Fußballs in Brescia, welche ihre Ursache vor allen Dingen in der Ankunft von Pep Guardiola und der Präsenz von Roberto Baggio hatte. Der heutige City-Trainer schloss sich Brescia im Jahr 2001 über einen ablösefreien Transfer vom FC Barcelona an, der heute 54-jährige Baggio spielte bereits seit Sommer 2000 dort. Er war von Inter Mailand zum Aufsteiger gewechselt.
"Sie haben unser tägliches Leben verändert", sagte der frühere Mittelfeldspieler Brescias, Andres Yllana, im Jahr 2020 der Marca. "Wir sind vor dem Trainingsplatz plötzlich nicht mehr von zwei, drei Journalisten, sondern von 40 bis 50 empfangen worden. So, als wären wir ein riesiger Verein", erzählte der Argentinier, der die Beiden zu ihrer aktiven Zeit kennenlernen durfte.
Getty ImagesGuardiola sei schon immer jemand gewesen, der "es liebte, mit dir über Fußball zu reden. In Spielen sah er taktische Details, die sonst niemand erkennen konnte." Baggio dagegen war eher introvertiert und eher der lösungsorientierte Spieler auf dem Platz, so Yllana weiter: "Er war im Strafraum wie Lionel Messi."
Hintergrund: Als Pep Guardiola bei Barca nicht mehr gebraucht wurde und in Italien ein Doping-Drama erlebte
Auch der Ghanaer Steven Appiah kam in den Genuss, während seiner Zeit in Brescia mit den beiden Größen zu spielen. "Ich habe in der Saison 2002/03 acht Tore für Brescia gemacht. Wenn du mit Baggio und Guardiola spielst, dann ist alles viel leichter", so die afrikanische Ikone im Gespräch mit Joy FM (Mai 2020).
Brescia 2001/02: Luca Toni "war ein lustiger Typ"
Neben dem heutigen Trainer von Manchester City und dem früheren italienischen Nationalspieler kam noch ein dritter großer Name nach Brescia, um den Klub zu verstärken: Luca Toni. "Der Präsident bemühte sich sehr um ihn, er war ein hoffnungsvoller Spieler", verriet Yllana. "Er war ein wenig unkoordiniert, aber ziemlich lustig. Trotz seines jungen Alters schaffte er es, die Umkleidekabine zum Lachen zu bringen."
Toni sollte dies später auch beim FC Bayern München unter Beweis stellen. Zu großen Taten reichte es in besagter Saison 2001/02 für Brescia allerdings trotz namhafter Spieler nicht. Am Saisonende stand nur der 13. Platz in der Serie A zu Buche.
Mit Baggio, Guardiola und Toni: Das war der Kader von Brescia Calcio in der Saison 2001/02
| Position | Name | Nationalität | Geburtsdatum |
| Torhüter | Federico Agliardi | Italien | 11.02.1983 |
| Mauro Bacchin | Italien | 27.10.1969 | |
| Luca Castellazzi | Italien | 19.07.1975 | |
| Pavel Srnicek | Tschechien | 10.03.1968 | |
| Andrea Zanfretta | Italien | 04.12.1983 | |
| Abwehr | Daniele Bonera | Italien | 31.05.1981 |
| Alessandro Calori | Italien | 29.08.1966 | |
| Angelo Danotti | Italien | 12.10.1979 | |
| Amedeo Mangone | Italien | 12.07.1968 | |
| Fabio Petruzzi | Italien | 24.10.1970 | |
| Marius Stankevičius | Litauen | 15.07.1981 | |
| Andrea Sussi | Italien | 23.10.1973 | |
| Stefano Tignonsini | Italien | 25.11.1981 | |
| Mittelfeld | Jonathan Bachini | Italien | 05.06.1975 |
| Jonatan Binotto | Italien | 22.01.1975 | |
| Roberto Cortellini | Italien | 19.02.1982 | |
| Antonio Filippini | Italien | 03.07.1973 | |
| Emanuele Filippini | Italien | 03.07.1973 | |
| Federico Giunti | Italien | 06.08.1971 | |
| Roberto Guana | Italien | 21.01.1981 | |
| Pep Guardiola | Spanien | 18.01.1971 | |
| Markus Schopp | Österreich | 22.02.1974 | |
| Andres Yllana | Argentinien | 30.07.1974 | |
| Angriff | Roberto Baggio | Italien | 18.02.1967 |
| Andrea Caracciolo | Italien | 18.09.1981 | |
| Mario Salgado | Chile | 03.06.1981 | |
| Igli Tare | Albanien | 25.07.1973 | |
| Luca Toni | Italien | 26.05.1977 | |
| Trainer | Carlo Mazzone | Italien | 19.03.1937 |
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