Ben Lederman Rakow Barcelona GFXGetty/GOAL

Wie ein FIFA-Bann die Barca-Karriere des Ex-US-Juwels Ben Lederman zerstörte

Ben Lederman kennt sich seit Jugendjahren mit medialer Aufmerksamkeit aus. Als er 13 Jahre alt war, veröffentlichte die New York Times ein Profil mit der Überschrift “Ein amerikanischer Wunderknabe in Barcelona.” Lederman kam als erster US-Amerikaner in der Geschichte des FC Barcelona nach Spanien, eine große Karriere stand ihm bevor - bis ein FIFA-Bann seine Zeit bei den Katalanen zerstörte. 

In der U10-Mannschaft Kaliforniens spielte Lederman im Jahr 2011 gegen die Altersgenossen des FC Barcelona. Er ließ sein Können dermaßen aufblitzen, dass er im Alter von elf Jahren in Barcelonas legendäre Jugend-Akademie La Masia eingeladen wurde. Seine ganze Familie zog mit Lederman gemeinsam zu den Katalanen. 

“Es war wie ein Traum, der wahr wurde”, erzählt Lederman rückblickend bei GOAL und SPOX. Der in Los Angeles geborene Lederman erlangte in den USA immer größer werdende Bekanntheit: “Aber in einem so jungen Alter achtet man nicht auf solche Dinge [den Druck der Medien], man geht raus und spielt jeden Tag und genießt es. Wenn man anfängt, diese Dinge zu lesen, ist das zu viel Stress", so Lederman. 

Ein Bann der FIFA ließ Lederman auf der Tribüne sitzen

Doch Ledermans Barcelona-Traum entwickelte sich von einem Tag auf den Anderen zu einem Albtraum. "Eines Tages kam ich zum Training und der Trainer sagte mir, dass Barca in eine schwierige Situation mit der FIFA geraten sei und ich von nun an nicht mehr spielen dürfe", erzählt er. 

Artikel 19 des Reglements über den Status und den Transfer von Spielern verbietet es Jugendspielern, sich bis zu ihrem 18. Lebensjahr bei einem Verein außerhalb ihres Heimatlandes anzumelden, es sei denn, sie erfüllen bestimmte Ausnahmeregelungen - was bei Lederman nicht der Fall war, und er wurde 2016 zusammen mit zehn anderen Jugendspielern für den Profifußball gesperrt.

Ben Lederman BarcelonaGoal/Getty

"Sie sagten, es wäre nur vorübergehend, aber sie wussten nicht, wie lange ich nicht spielen könnte. Er sagte mir, dass ich nicht mehr an offiziellen Spielen teilnehmen könne”, sagt Lederman. Der heute 22-Jährige entwickelte eine enge Beziehung zu den anderen gesperrten Jugendspielern, die auf den Tag warteten, um endlich wieder spielen zu können: "Wir haben einfach jeden Tag trainiert und darauf gewartet, dass sich die Sache erledigt, aber das war nicht der Fall."

Lederman beantragte aufgrund seiner Wurzeln einen polnischen Pass, der es ihm erlaubte, wieder an offiziellen Spielen teilzunehmen. Doch der “amerikanische Wunderknabe” hatte ein Jahr ohne Spielpraxis hinter sich, er wurde nicht für die amerikanische U17-WM-Auswahl nominiert und 2018 vom FC Barcelona entlassen. "Es war eine schwierige Situation, aber so ist der Fußball - man muss sie verstehen und nach vorne schauen”, sagt Lederman. 

Lederman zog es in die dritte israelische Liga

Zwei Jahre in den Nachwuchs-Mannschaften von KRC Genk sorgten nicht für einen Profi-Vertrag beim belgischen Erstligisten. Ledermans Profi-Fußball-Karriere stand vor dem Ende, er unterschrieb in der dritten (!) israelischen Liga bei Hakoah Amidar Ramat Gan. Sein damaliger Agent kam aus Israel und empfahl seinem Schützling den Verein, um in Spielrhythmus zu kommen. “Es war nicht das Niveau von Europa, aber so war die Situation damals - ich wollte einfach nur spielen. Ich liebe es, Fußball zu spielen, egal wo und wann, und damals wollte ich das unbedingt tun”, sagt Lederman im Nachhinein. 

Seine Agenten verschafften ihm einen Vertrag über sechs Monate beim polnischen Erstligisten Rakow - Lederman wusste in der Periode zu überzeugen und unterschrieb ein neues Arbeitspapier über vier Jahre. Rakow, das noch nie eine große Trophäe gewonnen hatte, holte 2020-21 den polnischen Pokal und wurde in den letzten beiden Spielzeiten jeweils Zweiter in der Ekstraklasa. In der Saison 2021/22 lag man drei Spieltage vor Schluss an der Spitze der Liga, musste den Titel aber an Lech Poznan abgeben.

Bei seinem neuen Verein ist Lederman mehr als glücklich. "Mir gefällt alles in Polen - außer dem Wetter. Wir haben einen guten Trainerstab, ein gutes Team, und wir spielen jede Saison besser und besser.” Zudem entschied sich der Mittelfeldspieler, für die polnische Nationalmannschaft aufzulaufen, im November 2021 gab er sein Debüt für die polnische U21-Auswahl. 

Die mediale Aufmerksamkeit ist kleiner geworden, aus dem Wunderknaben ist nicht der nächste US-Fußball-Star geworden - doch Lederman ist zufrieden: "Es gab definitiv viele Höhen und Tiefen in meiner Karriere", sagt er und fügt an: "Und ich bin immer noch nicht da, wo ich sein möchte, aber ich bin auf dem richtigen Weg."

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