HINTERGRUND
"Ich will immer mit Jo Kimmich auf dem Platz stehen", antwortete Manuel Neuer sichtlich genervt, als er nach der dritten Saisonniederlage des FC Bayern am Freitagabend auf das coronabedingte Fehlen des Mittelfeldchefs angesprochen wurde.
Wer die vorangegangenen 90 Minuten in Augsburg sah, konnte Neuer verstehen. Ohne Kimmich ging wenig im Zentrum des Rekordmeisters. Leon Goretzka erwischte keinen allzu glücklichen Tag, doch besonders der für Kimmich in die Startelf gerutschte Marcel Sabitzer zeigte eine schwache Leistung.
Beim ersten Gegentor durch Mads Pedersen (23.) gab er nur Geleitschutzt anstatt den Rückraum konsequent zu besetzen, vor dem zweiten Gegentor durch Andre Hahn (35.) vertändelte er den Ball leichtfertig in der Vorwärtsbewegung. Hinzu kamen einige weitere schwerfällige, geradezu schlafmützige Aktionen mit und ohne Ball.
Imago ImagesBayern: Nagelsmann ratlos angesichts schwacher Leistungen von Sabitzer
"In Sabi steckt viel, viel mehr, als wir aktuell sehen", sagte Nagelsmann nach dem Spiel bei DAZN. Gerade die Räume, die die Augsburger den Bayern in Durchgang eins anboten, seien "prädestiniert" für den Neuzugang gewesen.
"In Leipzig hat er das immer weltklasse gemacht", sagte Nagelsmann. Die raumöffnenden Pässe und Seitenverlagerungen, die der Mittelfeldspieler bei den Sachsen noch auf höchstem Niveau gezeigt habe, habe man gegen den FCA "kein einziges Mal gesehen", monierte der Münchner Trainer. Reine Kopfsache? "Es wirkt so."
Sabitzer klagt indirekt über mangelndes Vertrauen bei den Bayern
Anders lassen sich die Auftritte Sabitzers wohl kaum erklären. War er in Leipzig noch unangefochtene Stammkraft und Kapitän, muss er sich beim FCB mit der Rolle des Backups für Kimmich und Goretzka begnügen. Das wusste er zwar schon vor seinem 15 Millionen Euro schweren Wechsel, doch offenbar rechnete er sich mehr Spielzeit aus, als er bisher erhält.
Darauf ließen zumindest seine jüngsten Aussagen im Lager der österreichischen Nationalelf schließen. "In der Situation, in der ich mich befinde, sind Einsatzminuten gerade das Wichtigste", klagte Sabitzer am vergangenen Montag.
"Ich spüre hier speziell das Vertrauen, Sicherheit, dass ich gebraucht werde", erklärte er. Sei dies der Fall, könne er seine "beste Leistung abrufen". "Jeder braucht irgendwo Vertrauen und Sicherheit, um seine bestmögliche Leistung abrufen zu können."
GettySabitzer bei Bayern deutlich vor Tolisso und Roca - aber wie lange noch?
Gibt Nagelsmann ihm etwa zu wenig Vertrauen und Sicherheit? Schwer vorstellbar. Der Coach machte sich wochenlang bei den Bayern-Bossen für Sabitzers Verpflichtung stark, schwärmte in Interviews von ihm und gab ihm nach anfänglichem Beobachten Schritt für Schritt mehr Chancen.
Übrigens mehr als Corentin Tolisso und Marc Roca, die zusammen auf weniger Spielminuten kommen (262) als Sabitzer (467). Fragt sich allmählich nur, wie lange noch. Bedeutend schlechter als der Österreicher dürften sie ihre Sache nicht machen.
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