Fahnen über den engen Gassen, Graffitis an den Hauswänden, Souvenirs mit dem großen N an jeder Straßenecke: In kaum einer Stadt dieses Planeten ist der lokale Fußballklub dermaßen omnipräsent wie die Societa Sportiva Calcio in Neapel. Sie ist der ganze Stolz dieser wunderschönen, aber auch ziemlich wilden Stadt im ärmlichen Süden Italiens.
Jede noch so nichtige Meldung um den Klub wird hier selbstverständlich bis ins kleinste Detail diskutiert. Insofern wirkte es durchaus süß, wie sich Scott McTominay nach einem Monat bei der SSC in einem offenen Brief an die Fans (also alle Bewohner der Stadt) wandte: "My name is Scott McTominay, I come from Lancaster, England and I am a central midfielder for Napoli." So viel dürften die Fans bereits mitbekommen haben. In fast 1000 Worten erzählt McTominay dann seine Lebensgeschichte und unterstreicht seine Begeisterung, für Napoli spielen zu dürfen.
"Als ich vom Interesse Napolis erfahren habe, habe ich ein Feuer in mir gespürt", schreibt McTominay. Die Fans seien "verrückt", sogar "mit die besten, die ich je gesehen habe". Und das soll was heißen: Bei der EM wurden McTominay und die schottische Nationalmannschaft schließlich von etwa 200.000 Soldaten der friedlichen Tartan Army mit ihren Dudelsäcken und Schottenröcken unterstützt. Danach wechselte er für 30 Millionen Euro von Manchester United nach Neapel. Ein kluger Schritt, versinkt sein Ex-Klub doch in der Krise.
Schnellstmöglich wolle McTominay Italienisch lernen, aber ein italienisches Wort fand sich sogar schon in seinem Brief: "My dream is to win the Scudetto with Napoli." Viel Pathos, verrückte Fans und große Träume: McTominay scheint Napoli innerhalb kürzester Zeit verstanden zu haben.