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Zweimal der schlechteste Wert aller DFB-Stars! Florian Wirtz hat bei den Fans des FC Liverpool trotzdem einen Stein im Brett

Insgesamt 29 Schüsse, allein 20 gegen Frankreich, feuerte die deutsche Nationalmannschaft in beiden Spielen des Final Four der Nations League auf das gegnerische Tor ab. Erfolgreich war nach einer starken Einzelaktion gegen Portugal im Halbfinale allerdings nur Florian Wirtz. Dennoch enttäuschte der deutsche Ausnahmekönner beim großen Saisonabschluss des DFB.

  • Abgesehen von seinem Treffer im Halbfinale, den er nach einem gewonnen Zweikampf selbst eingeleitet hatte, blieb Wirtz am vergangenen Mittwoch blass. Das zeigen auch die individuellen Zahlen des Spielmachers von Noch-Arbeitgeber Bayer Leverkusen.

    Die bittere Bilanz: Die meisten Ballverluste aller Deutschen (16). Eine schwache Passquote von 76,1 Prozent, die im für seine Position so wichtigen letzten Drittel sogar nur bei knapp über 70 Prozent lag. Immerhin präsentierte sich Wirtz ­- wie vor dem zwischenzeitlichen 1:0 - beinahe in jeder Szene enorm gallig. Kein anderer DFB-Star ging häufiger in Duelle mit den Portugiesen (16.).

    Gegen Frankreich war allerdings auch davon nichts mehr zu sehen. Wirtz war für seine Verhältnisse unterirdisch. Er gewann nur einen von neun Zweikämpfen. Außerdem avancierte er erneut zum Garanten für gegnerische Ballgewinne. Sogar 22-mal überließ er den Franzosen den Ball. Zudem wirkte er etwas unbeholfen auf halblinker Position, auf die ihn Bundestrainer Julian Nagelsmann im Zuge der Umstellung auf ein 4-2-2-2-System geschoben hatte. Nur selten erweckte der 22-Jährige den Eindruck, dass er sich über seine Aufgaben bewusst sei. Stattdessen war er in einer eigentlich guten ersten Hälfte kaum ins Angriffsspiel des DFB-Teams eingebunden. Um überhaupt teilnehmen zu können, holte er sich die Bälle teilweise sogar in der eigenen Hälfte ab.

    Wirtz scheint nach einer langen und kräftezehrenden Saison völlig überspielt zu sein. Das verwundert auf den zweiten Blick allerdings überhaupt nicht.

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    Dauerbrenner Wirtz baute nach seiner Verletzung ab

    Nach der Heim-EM geschuldet kurzen Sommerpause von wenigen Wochen riss Wirtz mit Leverkusen 45 Pflichtspiele in der abgelaufenen Saison ab. Sechs Partien in der Gruppenphase der Nations League kamen obendrauf. Dass sein Körper erst Mitte März "versagte", ist angesichts der hohen Belastung fast schon eine Überraschung. Dafür kam die Innenbandverletzung im Sprunggelenk zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt.

    Wirtz fehlte der Werkself in der entscheidenden Phase der Saison. Nicht nur verpasste er in der Champions League das Achtelfinal-Rückspiel gegen den FC Bayern München. Auch beim bitteren Halbfinal-Aus im DFB-Pokal bei Arminia Bielefeld konnte er seiner Mannschaft nicht helfen.

    Als er am 12. April gegen Union Berlin nach Einwechslung auf den Platz zurückkehrte, war von Wirtz' Leichtigkeit aus den ersten zwei Dritteln der Saison nur noch wenig zu sehen. Freilich keine Seltenheit nach solch einer schmerzhaften Zwangspause, doch auch in den Wochen danach fand er über weite Strecken nicht zu seinem Spiel zurück. Zu seinen bis dahin gesammelten - zweifellos bärenstarken - 20 Torbeteiligungen in der Bundesliga kamen lediglich drei weitere hinzu. Davon zwei Assists bei der 2:4-Niederlage gegen den BVB.

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    Nicht für seine Leistung: Liverpool-Fans feiern Wirtz

    Umso glücklicher darf sich Wirtz schätzen, dass er beim FC Liverpool nicht auch noch die Klub-WM spielen müsste. Die Reds haben sich nicht für die Turnier-Premiere in den USA qualifiziert. Die Premier League wird nämlich nicht vom amtierenden Meister, sondern von Manchester City und dem FC Chelsea vertreten. Ein Wechsel an die Anfield Road ist dem Vernehmen nach nur noch Formsache, einzig die Ablösesumme gilt es noch zu verhandeln.

    Immerhin hat Wirtz bei den LFC-Anhängern schon ein Stein im Brett, die ihn im Netz für gleich zwei Techtelmechtel mit Portugiesen von rivalisierenden Klubs feierten. Erst brachte er Bruno Fernandes von Manchester United nach einem harten Tackling unsanft zu Boden, dann revanchierte er sich bei-ManCity-Star Bernado Silva für einen Bodycheck mit einem Tritt auf den Fuß.

    Darauf stürzte sich im Anschluss auch die britische Presse. Wohl auch, weil es rein sportlich mit Ausnahme des Tors nicht viel zu berichten gab. "Wirtz macht sich neue Freunde – und Feinde. Der schillernde Wirtz begeistert die Liverpooler Fans schon vor seinem Rekordtransfer", titelte beispielsweise der Mirror. Wirtz wäre es jedoch sicher lieber, mit seinem unfassbaren Talent zu begeistern. Nach dem verdienten Urlaub.

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