"Der talentierteste Spieler, den ich je gesehen habe": Zinédine Zidane war begeistert von Alkoholiker Fabian O'Neill

Ronaldo, Thierry Henry, Luis Figo, Franck Ribéry - die Liste der herausragenden Kicker, mit denen Zinédine Zidane während seiner aktiven Laufbahn zusammenspielte, ist lang und namhaft. Umso überraschender ist der Spieler, den Frankreichs Legende zum Begabtesten erklärte.

"Der talentierteste Spieler, den ich je gesehen habe, war Fabian O'Neill", erklärte Zidane einst. Fabian wer?

Zizou und der Uruguayer mit den irischen Wurzeln kickten zwei Jahre lang gemeinsam für Juventus. O'Neill hinterließ dabei offensichtlich großen Eindruck, später stürzte er komplett ab und verstarb jung an den Folgen seiner Alkoholsucht.

  • Fabian O'Neill Juventus-

    Fabian O'Neill wechselte von Cagliari Calcio zu Juventus

    O'Neill wuchs in der 12.000-Einwohner-Stadt Paso de los Toros in Zentral-Uruguay auf, explodierte bei Nacional und ging im Alter von 22 Jahren nach Italien zu Cagliari Calcio, einem Klub aus dem Tabellenmittelfeld der damals stärksten Liga der Welt.

    In Italien erlebte O'Neill seine Glanzzeit. Bei Cagliari war er der herausragende Mann. Seine Fernschüsse waren gefürchtet, sein Temperament sowieso. Irisches Blut und südamerikanisches Temperament sorgten für einen Mittelfeldabräumer, den man lieber in seiner Mannschaft hatte, anstatt gegen ihn anzutreten.

    Es war dabei die Mischung aus Rauhbein und Raffinesse, die O'Neill so wertvoll machte. Er konnte nämlich auch ein Spiel gestalten und glänzte mit teils genialen Ideen. In Cagliari war er Publikumsliebling, die sardischen Fans sahen in ihm einen uruguayischen Bruder.

    Einen Bruder, der abseits des Rasens auch für Schlagzeilen sorgte: 1999 rammte O'Neill auf dem Höhepunkt seiner Karriere in Cagliari mit seinem Auto ein Motorrad. Zwei Menschen wurden verletzt, O'Neill beging Fahrerflucht. Es war der Vorbote dessen, was später in seinem Leben folgte.

    Zunächst aber ging es noch eine Stufe auf der Karriereleiter hinauf. O'Neill wechselte Anfang 2000 zu Italiens Rekordmeister Juventus. Sein Mitspieler waren nun Zidane, Alessandro del Piero oder David Trezeguet.

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  • Fabian O'Neill desktopGetty Images

    Paolo Montero: "Zidane und O'Neill wollten immer zusammenspielen"

    Auch Paolo Montero, O'Neills Landsmann, stand damals bei der Alten Dame unter Vertrag. Er erinnerte sich Jahre später: "Im Training wollten Zidane und O’Neill immer zusammenspielen. Es war ein Vergnügen, den beiden zuzusehen."

    O'Neill ließ sein Können immer wieder aufblitzen, einen Stammplatz aber erkämpfte er sich im Turiner Starensemble nicht.

    Nach 14 Spielen für Juve zog er weiter nach Perugia, wo er laut des damaligen Trainers Serse Cosmi der stärkste Spieler war, den er je trainierte. Trotzdem lief er nur neunmal für Perugia auf, kehrte dann zu Nacional zurück und beendete 2003, im Alter von nur 30 Jahren schon seine Laufbahn. Ein Jahr zuvor war der Mann, die die Anhänger in seiner Heimat "El mago", den Magier nennen, noch Teil des WM-Kaders Uruguays.

  • Fabian O'Neill

    Fabian O'Neill: "Möchte mein Leben mit niemandem tauschen"

    Was viele nicht wussten: O'Neill war schon zu aktiven Zeiten alkoholkrank. Bereits mit neun Jahren, so schrieb er es später in seiner Biographie "Hasta la última gota" ("Bis zum letzten Tropfen"), begann er mit dem Trinken. Vorzugsweise Rum und Cola, später literweise pro Tag. O'Neill kämpfte nach dem Karriereende erfolglos mit dem Dämon des Alkohols. Mehrere Organe sind früh geschädigt. Er benötigte mehrere Operationen und sagte später bei El País: "Die Situation hat sich nicht gebessert. Meine Probleme, die sich über die Jahre hinzogen, sind geblieben. Zunächst einmal hatte ich Probleme mit Alkohol: nach einer Blasenoperation, der ich mich vor sechs Monaten unterzog. Ich sollte drei Jahre lang kein Glas anrühren, aber ich habe es nur einen Monat ausgehalten."

    Das Trinken war nicht O'Neills einziges Laster. Er schilderte: "Ich habe dank meines Beraters vierzehn Millionen Dollar verdient. Aber jetzt habe ich alles für Frauen, Glücksspiel und andere Sünden ausgegeben und lebe wie ein armer Schlucker."

    O'Neill hatte nach seiner Laufbahn verschiedene Jobs. Mal war er Barkeeper, mal Gemüseverkäufer und auch auf einem Bauernhof arbeitete er. Seine Situation störte ihn dabei nach eigenen Angaben nicht: "Ich weiß, was Reichtum ist. Ich weiß, was Armut ist. Dennoch möchte ich mein Leben mit niemandem tauschen."

    Am 25. Dezember 2022 endete O'Neills Leben. Im Alter von nur 49 Jahren starb er an den Folgen seines Alkoholismus.