Xavi bleibt beim FC Barcelona: Für Robert Lewandowski wird es nun eng

Es ist also bestätigt: Se queda! Xavi bleibt Trainer des FC Barcelona und wird nun doch seinen bis 2025 gültigen Vertrag beim Noch-Meister von LaLiga erfüllen.

Ende Januar hatte er noch trotzig und traurig angekündigt, dass er den Verein zum Saisonende verlassen werde - und versichert, dass es kein Zurück mehr gebe. Selbst ein Champions-League-Sieg könne ihn nicht zum Umdenken bewegen.

Nach monatelangen Versuchen und Bitten haben die Blaugrana ihren Trainer noch doch überzeugt. Xavi hat sich beim spanischen FCB nicht unbedingt schlecht geschlagen, aber man hat das Gefühl, dass die Mannschaft unter ihm an ihre Grenze gelangt ist.

Den Katalanen hätte ein frisches Gesicht auf der Trainerbank womöglich gutgetan, nun aber setzt der 44-Jährige seine Arbeit fort und steht vor einer enormen Herausforderung: Barça muss mit Erzrivale Real Madrid mithalten, das mutmaßlich einen Wahnsinnskader zur Verfügung haben wird.

GOAL wirft einen Blick auf die Gewinner und Verlierer von Xavis Entscheidung, beim FC Barcelona zu bleiben.

  • laporta xaviGetty Images

    Gewinner: Präsident Joan Laporta

    Nun, der große Mann hat seinen Wunsch bekommen. Monatelang hatte der Klubpräsident in der Presse kolportiert, dass er versuchen werde, Xavi zum Bleiben zu bewegen. Er nannte den Trainer eine "Vereinslegende" und stellte entgegen einiger Forderungen frühzeitig klar, dass dieser es verdient habe, mindestens bis zum Ende der Saison in Katalonien zu bleiben.

    Laporta gewinnt nun in mehrfacher Hinsicht. Er hatte schon immer ein gutes Verhältnis zu Xavi. Der langjährige "Cule" hat zweifellos davon profitiert, jemanden mit einer bedingungslosen Liebe zum Verein als Aushängeschild der Mannschaft zu haben.

    Es ist kein Geheimnis, dass die Katalanen in massiven finanziellen Schwierigkeiten stecken und in diesem Sommer zunächst zu Verkäufen gezwungen sein werden, um den Kader umzubauen. Auch die Suche nach einem neuen Trainer wäre teuer geworden. Einige Trainer-Kandidaten hätten vielleicht gar nicht mehr zu Barça gewollt.

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  • Xavi Barcelona 2023-24Getty Images

    Verlierer: Xavis Laune und Ausgeglichenheit

    Ja, im Ernst. Xavi hat wiederholt behauptet, dass der Medienrummel um den Verein dazu geführt hätte, dass er die Liebe zu seinem Job verlor. Er sagte, dass der Job einen Tribut an seine psychische Gesundheit gefordert hat, und ging so weit, anderen davon abzuraten, die Rolle zu übernehmen - aus Angst, dass sie die gleichen Probleme haben könnten.

    Und das wird sich auch nicht ändern. Die katalanischen Medien werden weiterhin kritisch sein - so, wie sie es zum größten Teil eben auch sein sollte. Man wird ihn weiterhin mit seinen taktischen Entscheidungen, Barças Finanzen und der vermeintlichen Dominanz Reals in LaLiga konfrontieren.

    In Zukunft könnte es sogar noch schlimmer werden. Xavi mag seinen Job und seinen Verein lieben, aber mit seiner Entscheidung, zu bleiben, hat er sich weiterer Kritik ausgesetzt. Sollte er wieder gehen - dieses Mal wirklich -, dann vielleicht nicht zu seinen Bedingungen. Er könnte im Umfeld des Klubs auf wenig Verständnis stoßen.

  • Lamine Yamal Barcelona 2023-24Getty

    Gewinner: Barças Youngster und La-Masia-Talente

    Xavi wurde für eine Reihe von Entscheidungen kritisiert, mit denen er seine Aufgabe angegangen ist. Einige seiner taktischen Entscheidungen waren schlecht, sein taktisches System ist zweifellos veraltet.

    Doch er setzt auf die Jugend. Xavi hat 15 Debütanten aus La Masia zu den Profis geholt und sie integriert. Unter seiner Anleitung hat sich Lamine Yamal zu einem der aufregendsten Talente entwickelt. Inzwischen haben sich auch Pau Cubarsi und Fermín López in der Mannschaft etabliert. Es war auch seine Entscheidung, Gavi in seiner Anfangszeit zu einem unverzichtbaren Bestandteil der Mannschaft zu machen, während er am mittlerweile ausgeliehen Ansu Fati festhielt - trotz einer Reihe von Verletzungen, die dessen Karriere erschütterten.

    Barça wird auch in den kommenden Monaten nicht in der Lage sein, massiv zu investieren - Xavi weiß das. Die Einbindung der jungen Spieler wird also entscheidend sein, wenn Barça in der Liga konkurrenzfähig bleiben will.

  • Xavi Robert Lewandowski Barcelona 2023-24Getty Images

    Verlierer: Die alte Riege um Robert Lewandowski

    Obwohl es an der Spitze Kontinuität gibt, scheint sich bei Barça etwas zu ändern. Xavi hat es bereits angedeutet, indem er weitere junge Spieler in die Mannschaft gebracht hat. Wenn dann noch der aufregende Stürmer Vitor Roque hinzukommt, könnte die Mannschaft schon bald (weiterhin) den nächsten Verjüngunsschritt vollziehen.

    Für die alte Garde sind das eher schlechte Nachrichten. Barça hat mit den Abgängen von Sergio Busquets und Jordi Alba im letzten Sommer bereits mit dem Neuaufbau begonnen. Die bevorstehenden Abgänge von Marcos Alonso und vielleicht auch von Sergi Roberto würden diesen Prozess fortsetzen. Vor allem Robert Lewandowski steht eine knifflige Zukunft bevor. Der polnische Stürmer war in dieser Saison eher ein Schatten seiner selbst und scheint nicht mehr allzu lange in Katalonien Stammspieler zu bleiben. Sollte ein hoch dotiertes Angebot aus Saudi-Arabien oder der MLS eingehen, könnte auch er den Verein verlassen. Die alte Garde könnte abgelöst werden und Xavi ist der ideale Mann, um diesen Prozess zu begleiten. Schließlich hat er ihn als Spieler selbst erlebt.

  • Carlo Ancelotti Jude Bellingham 2023-24Getty

    Gewinner: Real Madrid

    Die Blancos dürften sich über den Verbleib Xavis freuen. In Madrid sieht die Situation auf der Trainerposition weitaus komfortabler aus. Zu Beginn der Saison schien Carlo Ancelotti kurz davor zu stehen, die brasilianische Nationalmannschaft bei der Copa América 2024 zu übernehmen. Dieser Plan ist inzwischen über den Haufen geworfen worden, denn der Italiener hat einen bis 2026 gültigen Vertrag in der spanischen Hauptstadt unterschrieben. Dabei soll der Luxuskader des Italieners weiter aufgemotzt werden. Endrick (Palmeiras), aller Voraussicht nach Kylian Mbappé (PSG) und vielleicht sogar Bayern Münchens Alphonso Davies werden in diesem Sommer kommen.

    Real dürfte es positiv gestimmt zur Kenntnis nehmen, dass sich in Katalonien wenig zu ändern scheint und es zumindest keinen frischen Impuls von außen geben wird. 2022/23 hatte Xavi den Meistertitel nach Barcelona geholt und überzeugt, aktuell aber ist Real weit enteilt und hat elf Punkte Vorsprung in der LaLiga-Tabelle.

  • Xavi FC Barcelona 2024Getty Images

    Verlierer: La Ligas vierte Offizielle und Schiedsrichter

    Xavi hatte als Spieler definitiv keinen schlechten Ruf. Die Barça-Legende galt im Laufe seiner Karriere als Spieler als Weltklasse-Achter, von dem man abseits des Platzes praktisch nichts hörte - und fast nie eine Karte sah.

    Das hat sich an der Seitenlinie geändert. Als Trainer ist Xavi eine Gefahr für die vierten Offiziellen, da er ständig lautstark mit ihnen diskutiert oder sie sogar beleidigt. Im Spiel gegen Atlético Madrid (3:0) schimpfte er beispielsweise erst einem Offiziellen und dann dem Schiedsrichter ins Ohr, was ihm eine Sperre von zwei Spielen einbrachte.

    Kurz darauf wurde er in der Champions League gegen PSG (1:4) des Feldes verwiesen, weil er sich aufregte und dann gegen ein Kamerastativ trat. Alles zusammengenommen hat Xavi in dieser Saison mehr Platzverweise erhalten als in seiner gesamten Karriere. In den kommenden Jahren könnte es noch ein paar mehr Ausraster und Karten geben ...