Barças erster Superstar seit Lionel Messi? Wie Adidas-Schützling Lamine Yamal eine Ära beim FC Barcelona prägen könnte

Im Jahr 2006 unterzeichnete ein junger Spieler aus der Akademie des FC Barcelona einen Vertrag mit dem deutschen Sportartikelhersteller Adidas. Der Vertrag, der Berichten zufolge rund 500.000 Dollar pro Jahr wert war, war eine kluge Investition in einen 19-Jährigen, der noch nicht einmal seine erste Profisaison hinter sich hatte. Am Ende der Spielzeit hatte er in nur elf Einsätzen sechs Tore erzielt und drei Assists beigesteuert.

Die Verpflichtung dieses Spielers, Lionel Messi, erwies sich für Adidas als ein Schnäppchen. Jetzt, 18 Jahre später, hat ein anderer La-Masia-Absolvent ebenfalls bei Adidas unterschrieben: Lamine Yamal, ebenfalls Rechtsaußen. Er wird der einzige andere Spieler auf der Welt sein, der genau die gleichen Schuhe wie Messi bekommt - und damit eine visuelle Verbindung zu einer geistigen Verbindung herstellt, die seit einiger Zeit zwischen den beiden besteht. In den letzten Monaten brach das Supertalent Rekord um Rekord.

Und auch wenn der Druck auf den Teenager immens sein wird, so ist es doch ein ideales Zeichen für die Blaugrana. Seit Messi den Verein verlassen hat, fehlt den Katalanen ein Superstar, der nicht nur ein Spiel verändern, sondern auch jede Menge Trikots verkaufen kann. Yamal, das neue Gesicht von Adidas, soll und kann dieser Spieler sein.

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    Lamine Yamals Adidas-Deal: So groß wie Jude Bellingham

    Yamals Unterschrift wurde auf sehr moderne Weise bekannt gegeben. Ein kurzes Video zeigt ihn, wie er auf seinem Kinderbett sitzt, in voller Adidas-Ausrüstung, und in die Kamera lächelt. Der Wecker neben ihm piepst und zeigt die Zeit "3:04" - eine Anspielung auf die Telefon-Vorwahl der Region Rocafonda, in der er aufgewachsen ist. Yamal schnürt dann seine Messi-Schuhe und rennt auf ein Fußballfeld. Er zeigt seinen typischen Jubel, bevor er einige Tricks vorführt. Das Video ist vergleichbar mit dem Werbespot, den Jude Bellingham kürzlich für die deutsche Marke gedreht hat. Das Unternehmen erklärte seine Wahl.

    "Adidas ist stolz darauf, dass Lamine Yamal ab heute Teil der adidas Familie ist und den X Crazyfast trägt, der perfekt zu seinem agilen und explosiven Spielstil auf dem Flügel passt. Lamine wuchs in Rocafonda auf, 40 Minuten vom Trainingsgelände seines Vereins entfernt, und ist stolz auf seine Wurzeln in der Region", heißt es in einer Erklärung.

    "Der Film zur Ankündigung der Partnerschaft, der in Zusammenarbeit mit Lamine auf den adidasFootball Kanälen veröffentlicht wurde, feiert seinen fußballerischen Werdegang und seine Verbindung zur 304, der Vorwahl von Rocafonda", heißt es weiter.

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  • Bojan-Krkic(C)GettyImages

    Der FC Barcelona sucht nach einem Messi-Nachfolger

    Man hat das Gefühl, dass die Blaugrana schon seit einiger Zeit auf der Suche nach einem Spieler wie Yamal sind. Der Gedanke an einen "neuen Messi" geistert schon lange durch La Masia, Barcelonas berühmte Jugendakademie. Zuweilen scheint es wie eine Besessenheit zu sein.

    Der 16-jährige Yamal ist Teil einer langen Reihe von (vermeintlichen) Messi-Nachfolgern, von denen die meisten eindeutig gescheitert sind. Bojan, Messis einstiger Teamkollege, war schnell ausgebrannt - und erklärte später, dass die Vergleiche mit dem Weltbesten ernsthafte Spuren in seiner psychischen Gesundheit hinterlassen haben. Giovani Dos Santos und Riqui Puig wurden ähnlich in den Himmel gelobt - und haben ihr Potenzial nie konstant abgerufen.

    Am nächsten heran kam bisher Ansu Fati. Er schien ein idealer Ersatz für den abgewanderten Messi zu sein. Fünfzehn Jahre jünger als Messi, aber ein ähnlich aufregender Spieler, erhielt er das Trikot mit der Nummer 10, als der Argentinier 2021 widerstrebend zu PSG wechselte. Doch vier Knieoperationen warfen Fati zurück - und er wurde an Brighton verliehen, wo er bisher ebenfalls nicht glücklich wurde.

  • Lamine Yamal Barcelona Champions League 2023-24Getty

    Lamine Yamal ist begabter als Ansu Fati

    Doch Yamal hat mehr drauf als Fati.

    Die Ähnlichkeiten zu Messi sind da: Yamal ist ein linksfüßiger Rechtsaußen. Auch der 16-Jährige kann einen Spieler mit seinen Dribblings überlisten und mit einem angeschnittenen Schuss unten links einnetzen.

    Außerdem verfügt er über genügend Spielwitz, um die Anhänger zu begeistern, ohne dabei zu viel zu wollen.

    Seine Statistiken - fünf Tore und sieben Assists in insgesamt 35 Saison-Spielen - sind nicht gerade berauschend. Aber sein Einfluss geht über Zahlen hinaus. Es geht um die immateriellen Qualitäten. Und die hat Yamal.

  • Luis Suarez Neymar Lionel Messi BarcelonaGetty

    FC Barcelona: Die Starpower fehlt

    Das ist etwas, das dem aktuellen Barça-Kader auf dem ganzen Spielfeld fehlt: Ein flüchtiger Blick auf die Startelf zeigt einige sehr talentierte und sympathische Fußballer - aber keine globalen Megastars. Und das Wort 'Galactico' wird nur in einer anderen großen Sportstadt in Spanien verwendet, in Madrid.

    Natürlich ist es schwierig, Spieler mit demselben stratosphärischen Talent zu finden wie Messi. Die Blaugrana haben aber immer mindestens einen Megastar gehabt. Messi und Neymar waren zur gleichen Zeit im Verein. Vor ihnen waren es Ronaldinho, Ronaldo, Diego Maradona und Johan Cruyff.

    Die aktuelle Generation von Barça hat - abgesehen von dem aufstrebenden Yamal - nicht wirklich einen globalen Superstar. Robert Lewandowski wird als eine Legende in die Geschichte des Fußballs eingehen - aber nur für seine Leistungen beim FC Bayern München. Sein Ruhm geht zudem nicht weit über den Fußball hinaus, er ist kein Mann für große Werbekampagnen. Pedri, Gavi und Frenkie de Jong sind Mittelfeldkünstler und öffentlich eher zurückhaltend.

    Ronald Araujo, Marc-André ter Stegen, Jules Koundé und Ilkay Gündogan haben alle eine große Social-Media-Präsenz. Dennoch ist keiner von ihnen einflussreich genug, um über die Fußballfangemeinde hinaus Wellen zu schlagen. Man wird kaum ein Kind auf den Straßen Kataloniens finden, das einem guten französischen Außenverteidiger nacheifern will, wie es Jules Koundé ist.

    Es ist eine Ironie des Schicksals, dass Yamal nur neun Monate nach einer äußerst erfolgreichen Saison bei Adidas unterzeichnet. Barça hat in der vergangenen Spielzeit mit zehn Punkten Vorsprung den ersten spanischen Meistertitel seit 2019 errungen. Aber die Art und Weise, wie man gewonnen hat, ist nicht ins Auge gestochen. Die Mannschaft stand hervorragend in der Defensive und ließ in der gesamten Saison nur 20 Gegentore zu. Das sind 15 weniger als in der Saison 2020/21, in der die Blaugrana Dritter wurden. Einfacher ausgedrückt: Diese aktuelle Version von Barcelona ist langweilig.

  • Gavi-SpainGetty

    Wird auch Lamine Yamal zu viel spielen?

    Aber das alles birgt Gefahren. Als Yamal im April 2023 sein Debüt gab, verglich Xavi ihn schnell mit Messi. Im Juli wiederholte der Trainer diesen Vergleich und erhöhte damit den Druck auf den talentierten Youngster.

    Seitdem erhielt der 16-Jährige jedoch nicht zu viele Einsätze. Er stand nur in 13 von 25 Ligaspielen in der Startelf und saß beim Sieg der Blaugrana gegen Getafe am vergangenen Wochenende sogar nur auf der Bank. Acht Spieler des FC Barcelona haben in allen Wettbewerben länger auf dem Platz gestanden als Yamal.

    Obwohl ihm in den letzten Monaten in wichtigen Spielen das Vertrauen geschenkt wurde - zuletzt stand er in der Champions League gegen die SSC Neapel in der Startelf - hat Xavi ihn in zwei Clasicos auf die Bank gesetzt. Das ist für einige Cules ein Grund zur Enttäuschung, aber vielleicht auch ein kluger Schachzug.

    Barcelonas jüngste Geschichte mit jungen Talenten ist durchwachsen. Gavi und Pedri wurden als Teenager mitunter verheizt, weil sie zu oft eingesetzt wurden und sich verletzten. Pedri hat chronische Probleme mit der Kniesehne - und das mit 21. Der erst 19-jährige Gavi erlitt in der spanischen Nationalmannschaft einen Kreuzbandriss in einem Spiel, in dem er nicht hätte eingesetzt werden müssen.

    Ein weiteres Opfer ist Alejandro Balde, der talentierte 20-jährige Linksverteidiger. Er zog sich einen Riss der Achillessehne zu und fällt damit für den Rest der Saison aus. Yamal könnte das Gesicht einer neuen Ära werden. Doch dafür muss er im Gegensatz zu seinen anderen talentierten Vereinskollegen besser geschützt werden, um sich nicht ebenso oft zu verletzen.

  • Lamine Yamal Barcelona VIllarreal LaLiga 2023-24Getty Images

    Lamine Yamal: Die neueste Hoffnung

    Doch Barça braucht Yamal, die Blaugrana stecken weiterhin in finanziellen Schwierigkeiten. Trotz aller Tricks von Joan Laporta ist der katalanische Klub immer noch hoch verschuldet. Die Gehaltsobergrenze wurde zum dritten Mal in Folge gesenkt. Nachdem ein Medienunternehmen eine versprochene Zahlung nicht geleistet hat, sind die Barmittel knapp geworden. Die Verpflichtung von Vitor Roque ist vielversprechend. Doch im Sommer werden wohl nicht gerade viele Verstärkungen drin sein.

    Die Suche nach Talenten muss also im eigenen Haus beginnen. La Masia ist seit langem eine Goldmine, die einige der größten Namen des Weltfußballs hervorgebracht hat. Messi ist nur einer von Hunderten, auch Xavi, Andres Iniesta, Sergio Busquets und viele andere haben die Akademie durchlaufen. Und Yamal ist der neueste Vorzeigejunge.

    Seine Geschichte ist authentisch. Yamal wuchs in der Nähe von Barcelonas Trainingsgelände auf, als Kind schaute er sich Videos von Messi an - und machte als Neunjähriger ein Foto mit der Barça-Legende. Er ist ein einheimisches Talent, das auf dem besten Weg ist, Weltklasse zu werden.

    Der Druck ist also spürbar. Für eine Barça-Mannschaft, die ihre nächste große Hoffnung braucht, könnte ihr neuer Adidas-Schützling die Zukunft des Vereins sein.