Wegen ihm sind die Fans stinksauer auf Erik ten Hag: Bei Manchester United gibt es unter Ruben Amorim schon einen großen Gewinner

Gewiss ist, dass Diallo zu den frühen Gewinnern des Trainerwechsels in Manchester gehört. Der schmächtige Rechtsaußen mit der feinen Technik passt mit seinem Stil wie Faust aufs Auge zu Amorims Spielweise. In der bevorzugten 3-4-3-Formation des Portugiesen kommt Diallo als Schienenspieler auf der rechten Seite zum Einsatz. In den Ligaspielen gegen Ipswich Town (1:1) und Everton stand er jeweils in der Startelf und sammelte drei Assists, dazu leitete gegen die Toffees noch einen weiteren Treffer mit einem starken Ballgewinn ein. Auch als Einwechselspieler im Europa-League-Duell mit Bodö/Glimt (3:2) überzeugte er.

Es kam daher durchaus überraschend (und wurde ebenfalls von vielen Fans online kritisiert), dass Amorim Diallo und auch Marcus Rashford am Mittwochabend gegen den FC Arsenal (0:2) zunächst auf die Bank setzte. Der Coach korrigierte dies in der Halbzeit mit Diallos Einwechslung. Prompt gehörte dieser zu den besten Spielern im Emirates und bereitete Gegenspieler Oleksandr Zinchenko mehrfach Kopfzerbrechen.

Amorim benannte bereits die Vorzüge seines Schützlings. Er schätzt unter anderem dessen Vielseitigkeit: "Auf seiner Position ist er sehr gut, aber er kann auch zwischen den Linien spielen. Seine Ballkontrolle ist klasse und es macht den Eindruck, als sei er mit Ball schneller als ohne." Spieler wie Diallo, dem er "großes Talent" bescheinigt, brauche er in seiner Mannschaft, wenn künftig auch andere Systeme gespielt werden sollen.

Amorims erster Eindruck von Diallo ist grundsätzlich so gut, dass er laut eines Berichts des Telegraph auf eine Vertragsverlängerung drängt. Denn die Zukunft des Nationalspielers (vier Einsätze, ein Tor für die Elfenbeinküste) bei United ist nicht sicher. Sein Vertrag läuft im Sommer 2025 aus. Allerdings hat der Klub die Option, den Kontrakt um eine Spielzeit zu verlängern. Diese Option muss bis Ende dieses Jahres gezogen werden.

United strebt aber, so heißt es, eine langfristige Verlängerung zu verbesserten Bezügen an. Das Boulevardblatt The Sun berichtet von einem neuen Fünfjahresvertrag inklusive einer Verdreifachung des Gehalts auf umgerechnet rund 5,7 Millionen Euro pro Jahr.

Diallo äußerte sich dazu bereits positiv und verkündete vor nicht allzu langer Zeit: "Ich bin hier glücklich und happy, für diesen Verein zu spielen. Ja, ich möchte noch lange hier bleiben und mit diesem Klub Geschichte schreiben."

Auch Amorim ist guter Dinge im Vertragspoker: "Wir werden eine Lösung finden."

Ein nachhaltiger Durchbruch des Flügelflitzers bedeutete auch ein Erfolgserlebnis für die viel kritisierte Scouting- und Transferabteilung ManUniteds. Jahrelang lotste sie überteuerte Durchschnittsspieler (da wären wir wieder bei Antony) nach Manchester. Bei Diallo aber könnte sich das Risiko auszahlen.

Anfang 2021 verpflichtete ihn United für satte 21 Millionen Euro Ablöse. Eine stolze Summe für einen Teenager, der zwar als hochveranlagt galt, jedoch für seinen Klub Atalanta Bergamo nur fünf Profispiele absolviert hatte.

In Uniteds erster Mannschaft sammelte er unter dem damaligen Trainer Ole Gunnar Solskjaer erstmal nur sporadisch Einsätze, überzeugte dafür aber in der Reservemannschaft. Zu Beginn der Saison 2021/22 warf ihn eine langwierige Knieverletzung zurück, dazu verpflichtete United mit Jadon Sancho und Cristiano Ronaldo namhafte Neuzugänge für die Offensive. Wegen der Knieblessur scheiterte eine geplante Leihe in die Eredivisie zu Feyenoord.

Es folgte später in der Saison ein Wechsel auf Leihbasis zu den Glasgow Rangers, wo er einen ordentlichen Eindruck hinterließ und den schottischen Pokal gewann. Noch besser lief es 2022/23 beim Championship-Klub FC Sunderland: Dort sammelte Diallo in 42 Einsätzen 18 Scorerpunkte. Nach seiner Rückkehr zu United folgte besagte Vorsaison, in der er sich unter ten Hag hinter Antony einreihen musste.

Es blieb bei vereinzelten Glanzpunkten wie dem Siegtreffer beim atemberaubenden 4:3-Sieg nach Verlängerung im FA-Cup-Halbfinale gegen den Erzrivalen FC Liverpool. Diallo traf als Einwechselspieler in der 121. Minute nach einem Konter mit einem platzierten Linksschuss. Kleiner Schönheitsfehler: Euphorisiert riss er sich das Trikot vom Leib, obwohl er fünf Minuten zuvor bereits verwarnt worden war. Entsprechend sah er kurz vor dem Schlusspfiff noch die Gelb-Rote Karte. Seine Erklärung: Er habe schlicht "vergessen", dass er schon Gelb gesehen hatte.

Nach seinem starken November sorgte Diallo unlängst auch bei Social Media für einen Lacher. Bei der Wahl zum Spieler des Monats bei United landete er mit 23 Prozent der Stimmen hinter Ex-Bayern-Verteidiger Noussair Mazraoui auf dem zweiten Platz. Prompt forderte er unter dem entsprechenden Post seines Klubs eine Überprüfung durch den VAR. Der Post ging sofort viral, bekam rund 5.000 Reposts und knapp 50.000 Likes.

Angesichts seiner Entwicklung stehen die Chancen aber nicht schlecht, dass er die Auszeichnung demnächst auch einheimsen wird.