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Unwürdige Schlammschlacht zwischen Gianluigi Donnarumma und PSG: Warum setzt Paris Saint-Germain einen CL-Helden so knallhart vor die Tür?

Paris Saint-Germain hätte das Champions-League-Finale 2025 gegen Inter Mailand (5:0) in München wahrscheinlich auch ohne Gianluigi Donnarumma zu null gewonnen. Doch bis dorthin hätte es PSG ohne ihn womöglich gar nicht erst geschafft. Der Schlussmann hielt in der K.-o.-Runde überragend. Einmal wurde er dabei zum Spieler des Spiels gewählt – für seinen kolossalen Beitrag zum Erfolg von PSG im Achtelfinal-Rückspiel beim FC Liverpool, als es ins Elfmeterschießen ging und Donnarumma zweimal parierte. 

Seine Mannschaftskameraden betonten zudem immer wieder, wie wichtig ihr Keeper auch im Viertel- und Halbfinale gegen Aston Villa und Arsenal war. Spielmacher Vitinha bezeichnete den italienischen Riesen nach dem 1:0-Sieg bei den Londonern sogar als "MVP" der Mannschaft.

Umso seltsamer war es, dass der 26-jährige Donnarumma nach dem CL-Finale sagte, dass er nicht wisse, ob er in Paris bleibe: "Wir werden in den nächsten Tagen sehen", sagte er. Mitte August, kurz vor dem Start der neuen Saison 2025/26, wird Donnarumma nun tatsächlich in Paris vom Hof gejagt. Die Hintergründe.

  • Donnarumma Manchester CityGetty Images

    Dr. Jekyll & Mr. Hyde

    Der Weg Paris Saint-Germains zum ersten CL-Titel der Vereinsgeschichte verlief keineswegs geradlinig. Ebenso wenig wie die Beteiligung Donnarummas an dem Triumph.

    Die Mannschaft von Luis Enrique stand im Januar 2025 noch kurz vor einem blamablen Ausscheiden, als man im Parc des Princes im 8. und letzten Spiel der Ligaphase mit 0:2 gegen Manchester City zurücklag – es bedurfte einer sensationellen Aufholjagd, um dieses Spiel, das 4:2 endete, und die gesamte Saison in Gold umzuwandeln.

    PSG und Donnarumma waren gewissermaßen wie Dr. Jekyll und Mr. Hyde in der berühmten Stevenson-Novelle um einen gutherzigen Arzt mit gespaltener Persönlichkeit. Genau wie PSG überzeugte der Torhüter in den ersten Partien der Ligaphase nicht und lieferte mit seinen Teamkollegen eine uninspirierte Leistung bei der 0:2-Niederlage gegen Arsenal im am 1. Oktober. Der Italiener gab bei beiden Gegentoren durch Kai Havertz und Bukayo Saka keine gute Figur ab. Beim ersten Arsenal-Treffer stürmte er nach einer Flanke aus dem Tor und erwischte den Ball nicht, beim zweiten Gegentreffer ließ er Sakas Freistoß in die Maschen passieren.

    Trainer Enrique kommentierte die Leistung seines Teams: "Ich nicht hier, um Schuldzuweisungen für die Niederlage zu machen. Wenn jemand Schuld hat, dann bin ich es. Die andere Mannschaft war besser im Pressing und hat mehr Zweikämpfe gewonnen. Man kann kein Spiel gewinnen, wenn man keine Zweikämpfe gewinnt. Wir haben die Niederlage verdient."

    Im Halbfinale trafen PSG und Arsenal dann erneut aufeinander. Im Rückspiel zeigte Donnarumma eine Weltklasse-Leistung und hielt seinen Kasten beim 1:0-Sieg sauber, sodass Paris ins Finale einzog.

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  • Paris Saint-Germain v AC Milan: Group F - UEFA Champions League 2023/24Getty Images Sport

    Enriques Zweifel an Donnarummas Qualitäten

    Bereits während Enriques erster Saison als PSG-Trainer 2023/24 gab es Gerüchte, dass der Spanier von Donnarummas Passspiel nicht besonders beeindruckt sei und einen moderneren Keeper fordere.

    Am 16. Spieltag der Ligue 1 wurde Donnarumma dann beim 4:2-Sieg bei der AS Monaco mit Stollen im Gesicht getroffen und trug eine schwere Schnittverletzung an der rechten Wange davon. Bereits nach 22 Minuten musste er vom Feld.

    Enrique kommentierte: "Gigio hat getan, was ich von ihm verlangt habe. Ich verlange vom Torwart, dass er [das letzte Drittel] abdeckt, also bin ich verantwortlich, wenn etwas passiert. Meistens klappt das gut. Wenn es aber nicht klappt, liegt das Problem bei mir."

    Ohnehin entschied sich Enrique in 17 Spielen gegen Donnarumma, der das ein oder andere Mal schlecht aussah - und für Ersatzkeeper Matvey Safonov. Dieser patzte allerdings auch in einigen Spielen, unter anderem bei der 0:1-Niederlage in der Ligaphase beim FC Bayern München nach einer Ecke.

  • Chevalier Donnarumma PSGGetty

    Nachfolger Lucas Chevalier steht schon gegen Tottenham bereit

    Der Verdacht blieb bestehen, dass Donnarumma trotz seiner Brillanz zwischen den Pfosten nicht ideal zu Enriques Fußballphilosophie passte. Der Spanier wünschte sich offenbar einen mitspielenden Torwart, der präzise Bälle spielen kann.

    Daher verstummten die Gerüchte um einen Wechsel von Lucas Chevalier vom Ligue-1-Rivalen OSC Lille nicht, sobald sie einmal aufgekommen waren. Am 9. August 2025 wurde sein Wechsel nach Paris dann offiziell verkündet, 40 Millionen Euro Ablöse blätterte man für den 23-Jährigen hin. Dieser dürfte bereits am Mittwoch gegen Tottenham sein Debüt geben.

    Es war klar, dass ein derart teurer Torhüter nicht für die Bank verpflichtet wird. Donnarummas Aus nahm tatsächlich Formen an.

  • Chelsea FC v Paris Saint-Germain: Final - FIFA Club World Cup 2025Getty Images Sport

    Donnarumma und PSG einigen sich nicht bei Gehaltsverhandlungen

    Donnarummas Vertrag bei PSG läuft 2026 aus. Wie sein Berater Enzo Raiola im Interview mit Sky Sports erklärte, habe Paris dem Torhüter vor dem CL-Finale einen neuen Vertrag angeboten: "PSG hatte verschiedene Forderungen gestellt. Letztendlich hatten wir ein Angebot akzeptiert, das unter seinem aktuellen Gehalt lag, weil Gigio bleiben wollte. Dann haben sie die Karten neu gemischt, woraufhin wir die Verhandlungen unterbrochen haben, um uns nach dem Champions-League-Finale wiederzutreffen."

    Selbst vor der Klub-WM in den USA habe Paris Saint-Germain versichert, dass Donnarumma bleiben solle: "Sie haben mir bestätigt, dass sie weitermachen wollen. Was dann in den letzten zehn Tagen passiert ist, haben wir nicht erwartet." Raiola erwägt nach eigen Angaben nun sogar, rechtliche Schritte gegen PSG einzuleiten.

    Laut dem italienischen Portal calciomercato.com wurden Donnarumma nach seinem aktuellen Salär von zehn Millionen Euro ein Jahresgehalt von sieben Millionen Euro und potenzielle leistungsabhängige Prämien in Höhe von drei Millionen Euro angeboten. Laut La Repubblica forderte Donnarumma jedoch ein Gehalt von zwölf Millionen Euro. Le Parisien berichtete, dass Paris seinem Torhüter ein Ultimatum stellte: Entweder er unterschreibt das Papier mit geringeren Bezügen, oder er muss gehen.

    Die treibende Kraft hinter dem Rausschmiss Donnarummas ist wie erwartet Trainer Enrique, der vor dem Supercup-Duell mit den Spurs klarstellte: "Donnarumma steht nicht im Kader, ich bin zu 100 Prozent dafür verantwortlich. Ich will einen anderen Torwart-Typ und habe die Entscheidung getroffen."

    Donnarumma selbst bekräftigte in seinem Abschiedsbrief an die Pariser Fans: "Leider hat jemand beschlossen, dass ich nicht mehr Teil des Teams sein und zu seinem Erfolg beitragen kann. Ich bin enttäuscht und niedergeschlagen."

  • gianluigi donnarumma psg getty

    Donnarumma mit FC Bayern in Verbindung gebracht - und mit ManCity einig?

    Wohin zieht es Donnarumma nun? Bei zahlreichen Vereinen in Europa wird ein eher junger Top-Keeper gesucht - auch beim FC Bayern München, wo Manuel Neuers Vertrag 2026 ausläuft. Von einem Interesse des FCB berichtete zuletzt die Gazzetta dello Sport.

    Deutlich konkreter scheint jedoch die Verbindung zu Manchester City. Laut Transfer-Experte Romano habe sich Donnarumma bereits mit dem Team von Pep Guardiola geeinigt. Der FC Chelsea kümmere sich demnach nicht um eine Verpflichtung.

    PSG fordere laut Romano eine Ablöse von 50 Millionen Euro. "Wir schauen jetzt nach einer Lösung, vielleicht können Klubs aus der Premier League zahlen, was es braucht. PSG will viel Geld", erklärte Donarummas Berater Raiola bei Sky.

  • Luis Enrique and Gianluigi DonnarummaGetty Images

    Enrique könnte Ballon-d'Or-Kandidat Donnarumma noch vermissen

    PSG plante offenbar zunächst, einen Konkurrenzkampf zwischen Donnarumma und Chevalier zu entfachen. In einer ähnlichen Situation kam der Italiener 2021 aus Mailand nach Paris, als Keylor Navas noch bei PSG unter Vertrag stand. Doch darauf - und die Konditionen bei einer möglichen Verlängerung - wollte sich Donnarumma nun ein Jahr vor der WM 2026 nicht einlassen. Zumal Chevalier als klarer Favorit in dieses Duell gegangen wäre.

    Die Verpflichtung des 23-Jährigen ist ein weiterer Beweis für das Bestreben von PSG, so viele talentierte junge französische Spieler wie möglich in die Mannschaft zu holen. Der Ex-Spieler Lilles hat zudem deutlich bessere Statistiken als Donnarumma vorzuweisen.

    In der vergangenen Ligue-1-Saison spielte der Franzose elfmal zu Null, der Italiener nur viermal in 24 Einsätzen. Zudem hat Chevalier eine bessere Fangquote (71,65 Prozent gegenüber 66,22 Prozent), bringt mehr lange Bälle an den Mann (158 zu 62) und fängt mehr hohe Bälle ab (61 zu 16).

    Dennoch: Dass ein Verein so mit einem Keeper umgeht, der für den Ballon d'Or und die Yashin Trophäe als bester Torhüter nominiert wurde, ist höchst ungewöhnlich und riskant.