Borussia Dortmunds Geschäftsführer Lars Ricken ist von den zuletzt geübten Aussagen von Matthias Sammer nicht begeistert. Der externe Berater hatte nach dem viel diskutierten Interview von Nico Schlotterbeck im Zuge des Remis gegen Bodö/Glimt indirekte Kritik an der Klubführung des BVB geübt.
Getty Images SportUnruhe beim BVB! Lars Ricken reagiert auf Kritik von Matthias Sammer - Sebastian Kehl stützt Nico Schlotterbeck
Ricken: Sammers Aussagen "nicht optimal"
"Es war nicht jede Aussage optimal, weil es natürlich auch Interpretationsspielraum gibt", sagte Ricken vor dem Spiel gegen Gladbach am Freitag bei Sky. Sammer hatte gegenüber dem Pay-TV-Sender aus dem Nähkästchen geplaudert. Demnach seien Schlotterbecks Aussagen "ganz unterschiedlich" in der Führungsetage aufgenommen worden. "Aber: Wenn das nicht das Problem von Borussia Dortmund wäre und alle würden es sehen, dann hätten wir das Problem nicht", sagte er und betonte wohl in Richtung von Ricken und Sportdirektor Sebastian Kehl: "Es gibt in der Wahrnehmung dessen, was er tut, natürlich Menschen, die wunderbare Charaktereigenschaften haben, aber keine Führungseigenschaften. Die erschrecken natürlich im ersten Moment."
Ricken ergänzte dahingehend: "Wir sind uns darüber einig gewesen, dass 98 Prozent der Sachen, die wir besprechen, auch intern sind. Mir war es immer wichtig - und das habe ich vom ersten Tag an gesagt -, dass ich meinungsstarke Menschen um mich herum brauche. Das ist er. Wir sind uns da einig: Wir brauchen eine Leistungskultur hier im Verein. Nicht nur von den Spielern, von jedem Mitarbeiter brauchen wir das Beste. Und da ist auch ab und zu mal ein Konflikt notwendig. Um einfach auch die Sinne zu stärken. Da ziehen wir an eine Strang."
AFPRicken und Kehl wurden offenbar überrascht von Sammer
Sammer hatte dem BVB auch vorgeworfen, süchtig nach Harmonie zu sein. Damit war Ricken ebenfalls nicht ganz einverstanden. "Die Entscheidungen, die getroffen wurden, die ich treffen musste, waren weniger von Harmonie geprägt, sondern von einer klaren Erwartungshaltung an die Mitarbeiter. Wir hatten, glaube ich, schon viel Uhruhe in diesem Jahr im Verein. Da mussten Entscheidungen getroffen werden, die teilweise menschlich nicht immer einfach sind. Aber, das hat die Saison auch gezeigt, im Sinne des Vereins", sagte er und bezog sich damit auf die Trennungen von Nuri Sahin und Sven Mislintat im Laufe des Jahres. Der BVB ziehe schließlich viel "Aufmerksamkeit und Emotionen" auf sich, erklärte Ricken auf erneute Nachfrage nach seiner Einschätzung zu Sammers Harmonie-Aussage. "Da können wir auch dankbar sein, auch wenn es ab und zu auch schwierig mit euch (den Medien; Anm. d. Red.) ist. Das müssen wir dann auch ein Stück weit aushalten."
Nach Informationen von Sky beäuge Sammer die Arbeit von Ricken und Kehl durchaus kritisch, die von Letzterem sogar "schon länger". Gleichzeitig sei der BVB aber über das Interview bereits im Vorfeld informiert worden. Auch inhaltlich. Allerdings sei man über die Deutlichkeit der Aussagen überrascht gewesen.
Schlotterbecks Kollegen-Schelte: Kehl reagiert
Den Stein ins Rollen für die erneute Unruhe beim BVB hatte Schlotterbeck gebracht. Der Abwehrchef, dessen Zukunft in Dortmund unklar ist, hatte in einem denkwürdigen Interview Kollegen-Schelte betrieben. In Folge dessen soll es in der Kabine auch zu Streitigkeiten mit Serhou Guirassy gekommen sei, der in besagtem Interview indirekt vom deutschen Nationalspieler kritisiert worden war.
Bei SAT.1 stärkte Kehl dem 26-Jährigen jedoch den Rücken. "Wir haben gesagt, dass es gut ist, dass Nico den Finger in die Wunde gelegt hat. Er ist ein Führungsspieler und er darf das", sagte er und fügte an: "Bei Borussia Dortmund ist keiner zufrieden. Wir wollen uns weiterentwickeln. (...) Nichtsdestotrotz musst du eine Balance finden, wir sind sieben Punkte besser als in der letzten Saison."
Kapitän Emre Can erklärte dahingehend bei Sky, dass beim BVB "sehr oft Unruhe" herrsche. Allerdings komme "viel von außen". Angesprochen auf Schlotterbeck ergänzte er: "Wir haben das alles analysiert. Die Jungs haben sich untereinander ausgesprochen - und das ist das Wichtigste." Trainer Niko Kovac betonte indes, dass die Unruhe "nicht allzu viel" mit den Leistungen auf dem Platz zu tun hätte.
BVB: Die nächsten Spiele von Borussia Dortmund
- 9. Januar, 20.30 Uhr: Eintracht Frankfurt - BVB (Bundesliga)
- 13. Januar, 20.30 Uhr: BVB - Werder Bremen (Bundesliga)
- 17. Januar, 15.30 Uhr: BVB - FC St. Pauli (Bundesliga)
- 20. Januar, 21 Uhr: Tottenham Hotspur - BVB (Champions League)

