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"Überhaupt nicht begriffen": Uli Hoeneß schießt wegen einer verpassten Chance gegen einen Rivalen des FC Bayern München

Uli Hoeneß hat abermals bezüglich des Allianz-Arena-Deals mit dem TSV 1860 München ausgepackt und dabei drastische Worte gewählt. Dahingehend rückte der Ehrenpräsident des FC Bayern München die oft erzählte Geschichte ins richtige Licht, wonach es sich um einen cleveren Schachzug des deutschen Rekordmeisters gehandelt habe und dieser die prekäre Situation der Löwen ausgenutzt hätte. 

Die Version, die Bayern hätten dem Stadtrivalen den Stadionanteil für gerade einmal elf Millionen Euro abgekauft, entspricht laut Hoeneß nämlich nicht der Wahrheit. 

  • "Wieder so ein Märchen": Hoeneß schafft Gerücht aus der Welt

    "Das ist jetzt auch wieder so ein Märchen", sagte er im OMR-Podcast, als er auf die ARD-Dokumentation "Rise & Fall of 1860 München" angesprochen wurde. "1860 war pleite", ergänzte der 73-Jährige.

    Die Löwen hätten die finanziellen Auswirkungen des Stadionneubaus völlig unterschätzt, betonte Hoeneß: "Was sie überhaupt nicht begriffen haben, ist, dass man, wenn man ein neues Stadion baut, Abschreibungen hat." Die Rede war damals von 30 bis 40 Millionen Euro an Abschreibungen und damit verbundenen Schulden, die 1860 an den Rand des Ruins brachten. 

    Der damalige FCB-Geschäftsführer Karl Hopfner hatte deshalb im Frühjahr 2011 über ein Wochenende harte Verhandlungen mit dem Stadtrivalen geführt, erinnerte sich der Bayern-Patron: "Wenn die sich am Dienstag nach diesem Feiertag nicht geeinigt hätten, hätte Sechzig zum Insolvenzverwalter gehen und die Hände hochhalten müssen."

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    Hoeneß: "Das ist aus meiner Sicht ihr größter Fehler"

    Schlussendlich übernahmen die Bayern nicht nur den Stadionanteil, sondern auch die Schulden von 1860, weshalb der Deal entgegen der häufig dargestellten Version deutlich teurer war. "Dass Sechzig dieses Stadion abgegeben und nicht versucht hat, dieses Geld zusammenzubringen, ist aus meiner Sicht ihr größter Fehler", sagte Hoeneß und ergänzte: "Dieses Stadion ist eine Goldgrube und das haben sie dadurch verloren, weil sie keine klugen Leute hatten."

    Hoeneß zog für das Versagen in der Führungsetage um den einstigen Präsidenten Karl-Heinz Wildmoser das Beispiel heran, dass 1860 trotz weniger Nachfrage wie auch der FC Bayern pro Heimspiel 5.000 Essen bereitstellte. Dies hatte laut Hoeneß zur Folge, dass an jenen Spieltagen wahrscheinlich "1.000 Essen weggeschmissen" wurden. In der heutigen Zeit, also rund 20 Jahre nach der Eröffnung im Sommer 2005, würde die Allianz Arena laut Hoeneß eine Milliarde Euro kosten. Aber: "Es nutzt dir nichts, wenn nach zehn Jahren etwas super ist, wenn du im ersten Jahr kein Geld hast, um es zu finanzieren. Da sagt jede Bank: Auf Wiederschauen!"

    Schon bei besagter Doku hatte Hoeneß gesagt, dass der Stadion-Deal für die Löwen bei einer guten sportlichen Entwicklung keineswegs schlecht gewesen wäre. "Dann wären bei jedem Heimspiel 50.000 Fans im Stadion gewesen", vermutete er. Stattdessen geriet 1860 in eine gewaltige finanzielle Schieflage, der 2011 in einer Fast-Insolvenz und 2017 im Abstieg aus der 2. Bundesliga sowie dem Auszug aus dem Stadion mündete. Seither heißt es wieder Grünwalder Stadion in Giesing statt Allianz Arena in Fröttmaning. 

  • 1860 München seit 2017 in der 3. Liga

    Die Drittigklassigkeit haben die Löwen bis heute nicht verlassen. Auch der neuerliche Versuch, in dieser Saison in die 2. Bundesliga aufzusteigen steht auf wackeligen Beinen. Trotz der Rückkehr von Kevin Volland und Florian Niederlechner reicht es nach 15 Spieltagen aktuell nur zu Platz elf in der 3. Liga. Im September wurden zudem Trainer Patrick Glöckner und Geschäftsführer Christian Werner entlassen, Markus Kauczinski und Manfred Paula übernahmen die jeweiligen Posten. 

    Außerdem sorgt der umstrittene Investor Hasan Ismaik immer wieder für Schlagzeilen abseits des Platzes. Im April dieses Jahres hatte er beispielsweise verkündetet, seine Anteile (60 Prozent) veräußern zu wollen. Im Juli verkündete der Verein den Verkauf an eine Schweizer Familienholding, ehe der Deal kurz darauf wieder rückgängig gemacht wurde. Neue Entwicklungen gibt es seitdem nicht.

    Brisant: Hoeneß enthüllte in der 1860-Dokumentation, dass Ismaik ursprünglich beim FC Bayern einsteigen wollte. Er selbst habe aber dafür gesorgt, dass der Jordanier nicht beim deutschen Rekordmeister landete. Im Zuge der Absage riet er ihm zum Einstieg bei den Löwen: "Aber wenn er sich bei einem Fußballverein beteiligen will, der offensichtlich Geld braucht, soll er sich doch an Sechzig wenden."

  • Die letzten Duelle zwischen dem FC Bayern und 1860 München

    • 27. Februar 2008 - FC Bayern vs. 1860 München: 1:0 n.V. (DFB-Pokal)
    • 25. April 2004 - FC Bayern vs. 1860 München: 1:0 (Bundesliga)
    • 22. November 2003 - 1860 München vs. FC Bayern: 0:1 (Bundesliga)