MusialaGetty Images

Über vier Namen wird nach dem Verletzungsdrama um Jamal Musiala gesprochen werden: Dem FC Bayern droht ein richtig teurer Sommer

Angesichts des Verletzungsdramas von Jamal Musiala, der sich in seinem ersten Einsatz in der Startelf des FC Bayern München nach mehr als drei Monaten die nächste schwere Verletzung zugezogen hat, verbieten sich Spott oder gar Häme. Aber Fakt ist, dass der FC Bayern München die völlig zu Recht umstrittene Klub-WM durch den mutmaßlich sehr langen Ausfall seines begabtesten Spielers sehr teuer bezahlt hat - und noch teurer bezahlen wird.

  • Bayerns Bosse hätten einige Gründe, sich jetzt in den Hintern zu beißen

    Die Verantwortlichen des FC Bayern waren nicht die Einzigen Klub-Verantwortlichen, die wegen des dank eines kaum kaschierten Dreiecksgeschäfts zwischen einem saudischen Investmentfonds, DAZN und der FIFA zustande gekommenen gigantischen Preisgelds von rund einer Milliarde Dollar plötzlich zu großen Unterstützern des Mammut-Turniers in der Sommerpause wurden.

    Doch auch wenn sie es natürlich niemals öffentlich zugeben werden: Sie hätten jetzt einige Gründe, sich in den Hintern zu beißen. Bei rund 52 Millionen Euro wird sich das Preisgeld für die Münchner angesichts des unglücklichen Viertelfinal-Ausscheidens gegen Paris Saint-Germain einpendeln. Viel Geld, sicher. Aber 52 Millionen Euro sind heute, wenn es schlecht läuft, nicht einmal ein Nick Woltemade. Und Bayern muss jetzt All in gehen beim schlaksigen Wunderwuzzi des VfB Stuttgart.

    War die geplante Verpflichtung Woltemades auf Grund der Umstände (Florian Wirtz ging lieber zum FC Liverpool, Nico Williams blieb lieber bei Athletic Bilbao, Leroy Sane tauschte den FCB gegen Galatasaray Istanbul, Bayerns Bosse konnten wieder mal nicht ihre Klappe halten) ohnehin schon bedeutender, als sie eigentlich sein sollte - einen talentierten jungen deutschen Spieler zu holen, sollte eigentlich Routine sein für den FC Bayern - wird er jetzt endgültig zu einer Art Schicksalstransfer.

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  • Bayern Münchens Kader wäre auch ohne Musialas Verletzung sehr dünn in der Offensive

    Bayerns Kader wäre in der Offensive auch ohne Musialas Verletzung sehr dünn: Es gibt keinen echten Back-up für Harry Kane. Auf der Zehn könnten nur der dann auf den Flügeln fehlende Michael Olise oder vielleicht noch Raphael Guerreiro und der junge Neuzugang Tom Bischof Musiala vertreten; dass Thomas Müller, wie eilig von Lothar Matthäus angeregt, nun doch wieder mit einem neuen Vertrag bei seinem Herzensklub ausgestattet wird, wäre sicher romantisch, aber aus verschiedensten Gründen nicht zielführend. Selbst auf den früher immer doppelt und dreifach besetzten Flügeln herrscht nach Sanes Abgang kein Luxus mehr. Noch dazu muss Trainer Vincent Kompany mit Serge Gnabry und Kingsley Coman weiter auf zwei Spieler vertrauen, die gefühlt mindestens schon viermal weg waren oder zumindest als Verkaufskandidaten galten.

    Musialas Genialität ist natürlich ganz grundsätzlich nicht zu ersetzen. Jedoch kann Woltemade all die von Bayern benötigten Rollen ausfüllen, er könnte sofort zum Protagonisten bei Meister aufsteigen, als Spieler für alle Fälle. Und das Zeug zum Publikumsliebling hat er mit seinem natürlichen Swag ohnehin. Das wissen sie auch beim VfB Stuttgart, wo sie schon Mondpreise aufgerufen hatten für den 23-Jährigen, als die Not bei Bayern noch nicht ganz so groß war wie seit diesem vermaledeiten Samstag, an dem Musialas Wade und Knöchel vom mächtigen Oberkörper Gianluigi Donnarummas begraben wurde.

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    Bei Nick Woltemade darf es nicht bleiben: Luis Diaz, Cody Gakpo oder auch Rodrygo dürften wieder Thema werden beim FCB

    Die Verhandlungsposition der Münchner gegenüber dem VfB hat sich also gewiss nicht verbessert; die Wahrscheinlichkeit, dass Sportvorstand Max Eberl den dann irgendwann von Stuttgart aufgerufenen Preis zahlen wird, ist nunmehr recht hoch.

    Bayern kann sich schlicht nicht erlauben, Woltemades Transfer nicht mehr über die Linie zu bringen. Wäre die geplante Verpflichtung vorher schon ein Bekenntnis zu einer nachhaltigen Kaderpolitik gewesen, wäre sie nun auch der Beweis, dass die Verantwortlichen auf Notlagen reagieren.

    Doch bei Woltemade darf es nicht bleiben. Gedankenspiele, dass angesichts der Absagen der Wunschkandidaten (Wirtz, Williams und Gittens entschieden sich gegen München, Bradley Barcola durfte nicht) in den letzten Wochen Woltemade der letzte Transfer des Sommers bleiben könnte, dürften nach Musialas Verletzung obsolet geworden sein.

    Die mehr oder weniger freiwilligen Abgänge von Leroy Sane und Thomas Müller müssen jetzt ersetzt werden, wenn aus dem Viertelfinal-Team Bayern München wieder mindestens eine Halbfinalmannschaft werden soll. In den kommenden Tagen wird daher wieder viel über Luis Diaz, Cody Gakpo, Gabriel Martinelli oder auch Rodrygo gesprochen werden.

    Allen gemein: Für 50 Millionen Euro dürfte keiner von ihnen zu haben sein, vermutlich nicht mal ansatzweise. Den Münchnern, die in diesem Sommer nach der Absage von Florian Wirtz erst recht sparen wollten, droht ein richtig teurer Sommer.

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