Teure Fehleinschätzung: Manchester United entschied sich für den falschen Ant(h)ony

Es darf nicht unterschlagen werden, dass der anfängliche Hype um Elanga etwas übertrieben und der Schwede noch nicht bereit war, der Retter Uniteds zu sein. Er war im Frühjahr 2022 erst 19 Jahre alt und konnte weder bei der Niederlage im Rückspiel gegen Atlético noch in den zahlreichen anderen Spielen glänzen.

Aber er hatte genug Potenzial angedeutet, um nicht völlig abgeschrieben zu werden.

Als ten Hag kam, gab er Elanga gegen Liverpool, Southampton und Leicester drei Startelfeinsätze in Folge. Der Flügelstürmer spielte zwar nicht überragend, doch United gewann alle drei Spiele. Doch der Niederländer wollte Elanga nicht. Und trieb United in den Wahn, Antony für eine völlig verdorbene Summe nach Manchester zu holen.

Nach den Auftaktniederlagen gegen Brighton und Brentford hatte sich der Trainer zusätzliche Verstärkungen gewünscht. Mit der Ankunft Antonys stieg die Zahl der Flügelspieler auf deren fünf: Marcus Rashford, Jadon Sancho, Alejandro Garnach und eben Elanga sowie Anthony.

Garnacho erhielt dank seiner hervorragenden Leistungen immer mehr Einsatzzeiten, während Elanga immer mehr an den Rand gedrängt wurde. Und das, obwohl Antonys vielversprechender Start (drei Tore in seinen ersten drei Spielen, ein Vereinsrekord) schnell einer Durststrecke wich, in der der Brasilianer innerhalb von sechs Monaten in der Liga null Tore und null Vorlagen beisteuerte.

Elanga beendete die Saison mit nur sieben Pflichtspieleinsätzen. Sein letzter Auftritt lieferte keine schöne Erinnerung: Er wurde in den letzten fünf Minuten der demütigenden 0:7-Klatsche gegen Erzrivale Liverpool in Anfield eingewechselt, als United bereits mit sechs Toren zurücklag.

Elanga war einer von vielen Spielern, die United im letzten Sommer verkaufen wollte - aber einer der wenigen, an dem andere Vereine auch tatsächlich interessiert waren. Forest war froh, Elanga von United zu bekommen. Der Stürmer wusste, dass er den Schritt machen musste, um seine ins Stocken geratene Karriere wieder in Gang zu bringen.

"Es ist jetzt der richtige Zeitpunkt für den perfekten nächsten Schritt in meiner Karriere. Ich bin jemand, der für den Fußball lebt, und ich muss jede Woche auf dem Platz stehen und das tun, was ich liebe", schrieb Elanga in einer emotionalen Abschiedserklärung. "'Rhythm is a dancer' wird für immer bleiben. Es bedeutete mir und meiner Familie jedes Mal die Welt, wenn wir diese Gesänge hörten."

Seitdem hat Elanga für Forest hervorragende Leistungen gezeigt und eine ansonsten schwierige Saison für die "Tricky Trees" belebt. Im Spiel gegen Arsenal brauchte er weniger als zwei Minuten, um seinen ersten Assist für Forest zu geben. Und es dauerte auch nicht lange, bis er sein erstes Tor erzielte: den einzigen Treffer beim historischen Sieg gegen Chelsea.

In 18 Startelfeinsätzen und sieben Einsätzen als Einwechselspieler hat Elanga in der Premier League fünf Tore und sieben Vorlagen geliefert. Das sind mehr Torvorlagen als bei jedem anderen Forest-Spieler und auch bei jedem United-Akteur. Er ist aktuell um Längen besser als Antony, der trotz 20 Einsätzen in der Liga kein einziges Tor und keine einzige Vorlage zustande gebracht hat.

Wenn man sich anschaut, wie gut sich Elanga im City Ground schlägt, dann hat Forest ein echtes Schnäppchen gemacht und Uniteds Verantwortliche dürften ihre Entscheidung aus dem Sommer zumindest hinterfragen. Zur Einordnung: Bei United haben aktuell nur Scott McTominay und Rasmus Höjlund mehr Tore erzielt als der 21-Jährige.

Elanga will sich aber nicht mit der Vergangenheit beschäftigen. "Manchmal ist es im Fußball so, dass es nicht immer irgendwo funktioniert", sagte Elanga der Times. "Ich hatte gesehen, was er [ten Hag] bei Ajax aufgebaut hat, also habe ich mich auf ihn gefreut. Aber ich habe einfach nicht die Möglichkeiten bekommen."

Der Schwede führte aus: "Es war schwierig, aber notwendig, weil ich spielen wollte und nicht noch eine Saison damit verbringen wollte, nur zehn Minuten zu spielen oder zehn Spiele lang gar nicht aufzulaufen."

Während Elanga sich bei Forest gut entwickelt hat, ist Antony bei den Red Devils weiterhin ein Flop. An den City Ground von Nottingham hat der Brasilianer gemischte Erinnerungen. Letztes Jahr beendete er dort seine sechsmonatige Torflaute, indem er ein Tor für United erzielte und einen seltenen Assist lieferte, als er Diogo Dalot prächtig einsetzte.

Doch im Dezember 2023 machte er bei der 1:2-Niederlage eines seiner schlechtesten Spiele für United überhaupt. Zu allem Überfluss wurde er auch noch von Elanga überstrahlt.

Der ehemalige United-Torhüter Peter Schmeichel hielt mit seiner Kritik nicht zurück: "Er gibt der Mannschaft nicht viel. Stattdessen frustriert er seine Mitspieler."

Nach zwei Scorerpunkten im FA Cup gegen den Viertligisten Newport gab Antony ein trotziges Interview, in dem er versprach, die Dinge wieder in Ordnung zu bringen. "Ich weiß, dass ich auf der gestrigen Leistung aufbauen und weiterhin meine Qualitäten zeigen kann", sagte er. "Ich habe mich Tag für Tag zu besseren Leistungen gezwungen."

Der Flügelspieler erklärte außerdem: "Ich werde mich weiterhin voll und ganz darauf konzentrieren, mich zu verbessern und den Fußball zu spielen, für den mich United verpflichtet hat. Der ganze Verein, jeder Fan, verdient das Beste von jedem einzelnen von uns. United ist einer der größten Klubs der Welt, bei jeder sein möchte, und dort möchte ich meine Geschichte schreiben."

Antony hat seit dem Spiel gegen Newport nur 20 Minuten bekommen. Die Verletzung von Rasmus Höjlund hätte ihm die Chance geben sollen, sich in die Mannschaft zurückzukämpfen, aber stattdessen wurde er im letzten Spiel United gegen Fulham (1:2) nicht eingesetzt. Ten Hag entschied sich stattdessen für den 19-jährigen Omari Forson, der zuvor nur vier Minuten in der ersten Mannschaft gespielt hatte und dessen Vertrag am Ende der Saison ausläuft.

Als Forson in der zweiten Halbzeit vom Platz gestellt wurde, entschied sich der Trainer dafür, Scott McTominay einzuwechseln. An seinem 24. Geburtstag kam Antony in der Nachspielzeit und hatte noch einen Ballkontakt.

Ten Hag hat sich sehr für Antony eingesetzt und zu ihm gehalten, nachdem seine frühere Freundin Gabriela Cavallin Anschuldigungen gegen ihn erhoben hatte und es kurz darauf weitere Vorwürfe anderer Frauen gab. Antony bestreitet alle Vorwürfe gegen ihn und wurde nicht angeklagt, die Ermittlungen in Brasilien und England dauern noch an.

Ten Hag hat auch angedeutet, dass sich die Ermittlungen auf Antonys Form ausgewirkt haben. "Ich denke, es ist ganz einfach. Seine Probleme außerhalb des Spielfelds halten ihn vom Spielen ab", sagte Ten Hag im Januar. "Von dem Moment an, als er nicht spielte und dann zurückkam, hat er nicht die Leistung gebracht, die man von ihm erwarten sollte. Er kann so viel besser sein."

Nach fast zwei Jahren in England scheint ten Hag der Einzige zu sein, der weiterhin glaubt, dass Antony die Qualität hat, um auf höchster Ebene erfolgreich zu sein. Vor der Reise nach Nottingham gab er eine wirklich verblüffende Einschätzung seiner Fähigkeiten ab, wenn man bedenkt, wie schlecht der Brasilianer zuletzt war: "Ich weiß aus der Vergangenheit, dass er nicht zu stoppen ist, kein Verteidiger kann ihn aufhalten, weil er einer der Schnellsten auf den ersten zehn Metern ist", sagte er. "Wenn er so spielt, bin ich mir sicher, dass er seine Leistung bringen wird. Er ist unverwüstlich."

Die Wahrheit ist aber, dass viele, viele Verteidiger in der Lage gewesen sind, Antony zu stoppen. In 70 Spielen für United hat er neun Tore und vier Assists beigesteuert. Die einzige Mannschaft, die ihn in dieser Saison nicht stoppen konnte, war Newport - das derzeit auf Platz 16 der League Two, der vierten englischen Liga, steht.

Nun also das direkte Duell mit Elanga, der auch wegen Antony gehen musste und wollte: "Für mich geht es darum zu zeigen, dass ich es gegen jede Mannschaft schaffen kann", sagte Elanga der Times. "Vor allem, wenn du gegen dein altes Team antrittst, willst du ihnen noch mehr zeigen, dass du es schaffen kannst."