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Sogar ein Rekord von Lionel Messi wackelt! Barça hat einen neuen Außerirdischen

Der Begriff "Klassenunterschied" fällt häufiger im Fußball, doch an diesem Abend in Barcelona war er auf diesem Niveau wohl kaum zutreffender. Das 0:4 des BVB im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League könnte schon fast als Definition im Duden dienen.

Borussia Dortmund war Barça in ausnahmslos allen Bereichen unterlegen. Zumal vor dem Spiel noch große Zuversicht geherrscht hatte. Zur Verteidigung des BVB muss aber auch eines klargestellt werden: Die Mannschaft von Trainer Hansi Flick ist derzeit schlichtweg nicht von dieser Welt.

  • Vor dem Spiel: Ricken malte dem BVB Chancen aus

    "Es ist offensichtlich, wenn du Spiele von Barcelona siehst, wo du sie kriegen kannst", erklärte Lars Ricken wenige Minuten vor dem Anpfiff am DAZN-Mikrofon. Eine mehr als gewagte Aussage des Sport-Geschäftsführers, die schon wenige Augenblicke nach dem ersten Pfiff des Schiedsrichters von Laine Yamal, Raphinha, Robert Lewandowski und Co. beinahe ad absurdum geführt wurde. Mit Ausnahme der letzten rund zehn Minuten in der ersten Hälfte hatte der BVB nicht den Hauch einer Chance. Vielmehr herrschte an allen Ecken und Enden Überforderung.

    Ricken hatte mit jenen Worten wohl auf die hochstehende Defensive der Katalanen unter Flick angespielt, die in der Vergangenheit durchaus anfällig war. Zwar sprach er mit Blick auf den Gegner auch von der derzeit formstärksten Mannschaft Europas, von einer erkennbaren Spielidee war Dortmund allerdings meilenweit entfernt. Vom Anpfiff weg machte Barça mit den überforderten Borussen, was es wollte, allen voran die Außenverteidiger Ramy Bensebaini und Julian Ryerson wussten nicht, wie ihnen geschieht.

    Dabei war der BVB nach den überzeugenden Siegen über Mainz 05 und den SC Freiburg mit einer ordentlichen Portion Selbstvertrauen im Gepäck ins Estadi Olímpic gereist. Es sei "auf einmal wieder da", sagte Ricken. "Auch die Gier, jetzt unter die besten Vier Europas zu kommen." Zu sehen war davon jedoch nichts!

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  • Niko KovacGetty

    Umstellung von Kovac schlägt komplett fehl - Einstellung fragwürdig

    In beiden Spielen hatte Trainer Niko Kovac auf eine Dreierkette gesetzt, auch trotz des tragischen Ausfalls von Nico Schlotterbeck in Freiburg. Gegen Barça hieß es aber wieder Viererkette. Mit zwei klaren Flügelspielern anstelle eines Dreier-Mittelfelds und einer Doppelspitze davor. Die Begründung von Kovac für die Umstellung: Mit einem "Fünfer-Block" im Mittelfeld wolle er die Angriffe schon weiter vorne abwehren, während Karim Adeyemi und Jamie Gittens mit ihrem gewaltigen Tempo für Nadelstiche sorgen sollten. Letzterer lief dabei in ungewohnter Rolle auf der rechten Außenbahn auf - vermutlich um Serhou Guirassy in der Mitte besser bedienen zu können.

    Nach der Pause war das erfolgslose Projekt wieder beendet. Maximilian Beier kam für Adeyemi in die Partie und schickte Gittens auf dessen Lieblingsposition. Dort riss er - abgesehen von einem Abschluss - zwar auch nicht viel. Dass ihn Kovac überhaupt starten ließ, war aber das viel größere Versäumnis (SPOX-Note: 5). Schließlich befindet sich der Engländer schon seit Monaten in einem Formtief. Zudem hatten Beier und Adeyemi zuletzt bestens Serhou Guirassy vertreten. Dass der beste Dortmunder Torschütze dieser Saison in der Startelf stehen würde, war freilich keine Fehlentscheidung. Wieder auf ein klares Flügelspiel zu setzen, aber sehr wohl.

    Die Innenverteidiger Emre Can und Waldemar Anton mussten derweil reihenweise mitansehen - oder besser gesagt zusehen -, wie ihre Mitspieler vor und neben ihnen düpiert wurden. Kaum Dopplungen auf den Außen, kein Zugriff im Zentrum und eine Unsicherheit nach der anderen. Die Vertrautheit mit einer Dreierkette in und um den eigenen Strafraum aus den vergangenen beiden Spielen hätte eine derart hohe Niederlage womöglich verhindert, wenngleich beide auch nicht ganz unschuldig waren.

    Can schmetterte die Frage nach dem System dennoch ab und schob die Klatsche auf die Einstellung seiner Mannschaft, womit er keineswegs falsch lag. "Wir waren in den Zweikämpfen zu soft, haben einfache Fehler gemacht. Das wird auf diesem Niveau eiskalt bestraft", brachte es der Kapitän auf den Punkt. Kovac zeigte sich hingegen ratlos. "Es wird aus welchen Gründen auch immer nicht umgesetzt", sagte er und warf die Vermutung auf, dass seine Mannschaft zu wenig Lust auf das Verteidigen hätte: "Ich glaube, dass der ein oder andere denkt: Wenn ich mir einen Gang spare, einen Meter, dann kann ich den nach vorne nutzen."

  • Barça: Fabelwerte und ein Außerirdischer

    Zur ganzen Wahrheit gehört aber auch, dass die Champions-League-Reise des BVB gegen ein scheinbar übermächtiges Team enden wird. Die Blaugrana hat in dieser Saison schließlich schon einigen Topklubs die Grenzen aufgezeigt. Fünf (Supercopa) und vier (LaLiga) Gegentore hagelte es für Real Madrid. Viermal jubelte Barça auch gegen den FC Bayern München, als es im möglichen Halbfinal-Duell in der Ligaphase 4:1 hieß.

    In unfassbaren 21 (!) von 45 Spielen hat die Flick-Truppe mehr als vier Treffer erzielt - viermal häufiger als in den vergangenen beiden Spielzeiten insgesamt. Durchschnittlich 3,3 Tore erzielte Barcelona in elf Partien unter dem ehemaligen Bundestrainer in der Königsklasse. Kein anderer Coach war in der Historie des Wettbewerbs nach mindestens zehn Spielen torgefährlicher. Ein Durchschnitt von mehr als drei Toren pro Spiel hatte es dahingehend ohnehin erst einmal gegeben: in der Saison 2019/20, als Flick mit den Bayern den Titel holte.

    Zudem ist Barça in diesem Jahr nach 23 Partien (19 Siege und vier Remis) noch ungeschlagen, was der besten Bilanz in der Vereinsgeschichte entspricht. Und bei all diesen irren Statistiken wurde noch kein Wort über die aktuell beispiellosen Alleskönner verloren, die sich von der Defensive bis in den Angriff die Klinke in die Hand geben. Allen voran spielt Raphinha eine außerirdische Saison. Der Brasilianer befindet sich in der Königsklasse schon jetzt auf einem Niveau mit dem Außerirdischen schlechthin: Lionel Messi.

    Der von Flick wachgeküsste Raphinha hat schon jetzt, bei zugegeben zwei (Vorrunden-)Spielen mehr auf dem Konto, den Rekord mit den meisten Torbeteiligungen in einer CL-Saison eingestellt. 19-mal (zwölf Tore und sieben Assists) war er an einem Treffer seiner Mannschaft direkt beteiligt. Weitere Fabelwerte eines geschlossen herausragenden Teams, die bei der Konkurrenz um den Henkelpott Angst und Schrecken verbreiten dürften.

    Flick hat in kürzester Zeit eine Mannschaft geformt, die kaum zu stoppen ist. Wenn überhaupt. Aber schon gar nicht "offensichtlich".

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  • raphinhaGetty Images

    Champions League: Der Spielplan bis zum Finale in München

    Datum

    Team 1

    Team 2

    Runde

    Ergebnis

    08. April

    FC Bayern München

    Inter Mailand

    Viertelfinale

    1:2

    08. April

    FC Arsenal

    Real Madrid

    Viertelfinale

    3:0

    09. April

    FC Barcelona

    BVB

    Viertelfinale

    4:0

    09. April

    PSG

    Aston Villa

    Viertelfinale

    3:1

    15. April

    Aston Villa

    PSG

    Viertelfinale

    -:-

    15. April

    BVB

    FC Barcelona

    Viertelfinale

    -:-

    16. April

    Real Madrid

    FC Arsenal

    Viertelfinale

    -:-

    16. April

    Inter Mailand

    FC Bayern München

    Viertelfinale

    -:-

    29./30. April

    FC Arsenal/ Real Madrid

    PSG/ Aston Villa

    Halbfinale

    -:-

    29./30. April

    FC Barcelona/ BVB

    FC Bayern München/ Inter Mailand

    Halbfinale

    -:-

    6./7. Mai

    PSG/ Aston Villa

    FC Arsenal/ Real Madrid

    Halbfinale

    -:-

    6./7. Mai

    FC Bayern München/ Inter Mailand

    FC Barcelona/ BVB

    Halbfinale

    -:-

    31. Mai in München

    Sieger HF1

    Sieger HF2

    Finale

    -:-

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