Der ehemalige Bundesliga-Keeper Uli Stein hat sich über eine große Neuerung echauffiert, die das Torwartspiel im internationalen Fußball ab der Saison 2025/26 grundlegend ändert. In Zukunft dürfen Manuel Neuer, Gianluigi Donnarumma und Co. den Ball nur noch acht Sekunden in der Hand halten, ansonsten drohen Konsequenzen.
GettySie betrifft sowohl Manuel Neuer, Gianluigi Donnarumma als auch die Kreisliga: Neue Torwartregel "vollkommen überzogen und albern"
WAS IST DER HINTERGRUND?
Sobald die besagte Zeit verstreicht, bekommt das gegnerische Team unmittelbar einen Eckball. Das Ziel der Regelung ist das Eindämmen von Zeitspiel, da Torhüter in der Vergangenheit gerne mal das Spiel nach dem Fangen oder Aufsammeln des Balls verzögerten, ehe sie diesen wieder freigaben.
GettyWAS WURDE GESAGT?
Für Stein, der mit dem HSV zweimal Deutscher Meister und wie mit Eintracht Frankfurt auch Pokalsieger wurde, handelt es sich dabei allerdings um eine schwachsinnige Maßnahme. "Das funktioniert bei einem angeschlagenen Boxer, hier aber halte ich die Neuerung für vollkommen überzogen und albern", schrieb der 70-Jährige in seiner kicker-Kolumne.
Stein äußerte gleich mehrere Bedenken: "Wo beginnt denn dieses Zeitspiel? Sicher nicht, wenn der Torwart unter Bedrängnis eines Gegenspielers mit dem Ball in der Hand händeringend eine Anspielstation sucht. Für mich auch dann nicht, wenn er unbedrängt etwas länger jene ideale Spielfortsetzung anstrebt, die doch alle von ihm erwarten und für die es einfach etwas Zeit braucht."
Insbesondere der Schiedsrichter werde es in Zukunft schwer haben, "die jeweilige Situation" einzuschätzen "und dazu noch korrekt die Sekunden zählen - in einer Fußballwelt, in der draußen alles haarklein mit bester Technik mitgestoppt und rekonstruiert wird." Damit gehe reichlich Konflikt-Potenzial einher, so Stein: "Ich bin gespannt, wie vehement eine gegnerische Mannschaft protestiert, wenn aus ihrer Sicht das Limit des Torhüters überschritten ist und der Referee nicht gleich pfeift. Und was umgekehrt auf und neben dem Platz los sein wird, wenn nach dem verhängten Eckball, den es für das Zeitspiel nun gibt, ein spielentscheidendes Tor fällt."
Außerdem warnte Stein davor, dass durch die Regeländerung weitere Verzögerungen durch den Videoschiedsrichter vorprogrammiert seien. "Zumal, wenn dann herauskommt, dass der Torwart den Ball gar nicht die strafbaren acht, sondern vielleicht nur 7,5 Sekunden in den Händen hielt! Oder schreitet da an einer Stelle der VAR ein? Das machte das Spiel dann ja doch wieder langsam ...", schrieb er.
WUSSTEST DU DAS?
Die neue Regel wurde bereits bei der U21-EM und Klub-WM getestet und wird nun flächendeckend eingeführt. Sie gilt für alle UEFA-Wettbewerbe, somit auch in den Amateur-Ligen.