"Wir haben den BVB, die Stadt Dortmund und die Bundesliga würdig vertreten", bilanzierte Geschäftsführer Lars Ricken das Abschneiden seiner Mannschaft bei der Klub-WM nach dem Aus gegen Real Madrid und setzte noch einen obendrauf: "Wir sind Achter im europäischen Ranking, standen im Viertelfinale der Champions League und nun unter den besten Acht der Welt. Das kann sich sehen lassen." Mutige Worte nach drei knappen Siegen und einem Remis gegen vier nicht-europäische Teams und der verdienten Pleite im Viertelfinale, die bei genauerem Hinsehen aber durchaus ihre Berechtigung haben. Vor allem mit Blick auf das große Ganze.
GettySeitenhieb auf den FC Bayern inklusive: Darum war die Klub-WM für den BVB in allen Belangen ein voller Erfolg
Vor lauter Stolz konnte sich Ricken auch einen kleinen Seitenhieb in Richtung des FC Bayern München nicht verkneifen. Völlig richtig erkannte er: "International war in den vergangenen beiden Jahren keine deutsche Mannschaft besser als wir."
Für die Bayern war ebenfalls im Viertelfinale Schluss. Wie schon in der Königsklasse, obwohl die Mission ohne jeden Zweifel das Finale war. Im Jahr zuvor standen die Münchner immerhin im Halbfinale, der BVB allerdings im Endspiel. Was folgte, glich einer Achterbahnfahrt - mit einem Höhepunkt zum Abschluss: Das Aus von Nuri Sahin, eine völlig ideenlose sowie unfitte Mannschaft, der holprige Start unter Niko Kovac und die nicht mehr für möglich gehaltene Champions-League-Qualifikation.
Daher schienen die Erwartungen für die Klub-WM auch nicht ganz so groß gewesen zu sein. Auch wenn das Zwischenfazit von Kovac etwas befremdlich wirkte, dass seine Mannschaft mit dem Überstehen der Gruppenphase "überperformt" hätte. Schließlich befanden sich in den Mamelodi Sundowns (Südafrika) und Ulsan HD (Südkorea) zwei der drei Kontrahenten maximal auf niedrigem Bundesliga-Niveau. Gegen den überraschenden Halbfinalisten Fluminense reichte es zu einem 0:0, der in der heimischen Liga in Brasilien gerade einmal Sechster ist, in der K.o.-Phase aber Inter Mailand und Manchester Citys Bezwinger Al-Hilal ausschaltete. CF Monterrey aus Mexiko im Achtelfinale war derweil wieder eher ein glückliches schwarz-gelbes Los.
Auf dem Papier waren dennoch nur drei europäische Teams besser als der BVB, während abseits des frühen Ausscheidens von Inter und ManCity für etablierte Topklubs wie Atletico Madrid und Porto die Reise bereits in der Gruppenphase beendet war. "Unter dem Strich können wir erhobenen Hauptes abreisen", erklärte auch Kovac - und traf mit dieser Einschätzung deutlich mehr ins Schwarze als noch mit der vor dem Real-Spiel. Die Aussage ist insbesondere deshalb treffender, weil sie ebenso auf zwei andere große Erfolge im Zuge der Klub-WM zutrifft.
Getty Images SportKlub-WM: Minusgeschäft für den FC Bayern - BVB ein Gewinner
Da wären die üppigen Einnahmen aus Preisgeld und Prämien, über die sich die Borussia freuen darf. Zwischen 40 und 50 Millionen Euro wurden in die Dortmunder Kassen eingespielt. Das ist zwar etwas weniger als der FC Bayern München letztlich kassiert hat, für den deutschen Rekordmeister war die Turnier-Premiere in den USA aber unter dem Strich mehr ein Minusgeschäft. Neben den Zusatzkosten für Jonathan Tah und Tom Bischof, ohne deren Zutun vermutlich auch das Viertelfinale erreicht worden wäre, hat der FCB in Jamal Musiala wohl für die komplette Hinrunde und womöglich auch noch weit darüber hinaus sein Aushängeschild verloren. Ein herber Verlust, der womöglich einen weiteren hochpreisigen Transfer abseits von Wunschspieler Nick Woltemade zur Folge hat.
Je nach Vertragssituation hat der Nationalspieler auch Anspruch auf sein volles Gehalt über die gesamte Verletzungsdauer. Diese Klausel hatte sich Gerüchten zufolge auch Manuel Neuer in sein Arbeitspapier schreiben lassen, wodurch der Torhüter nach seinem Ski-Unfall fürstlich entlohnt wurde. Andernfalls greift für gewöhnlich nach sechs Wochen die Unfallversicherung, die in der Regel 80 Prozent des Lohns zahlt - jedoch maximal 6400 Euro pro Monat. Wie es bei Musiala aussieht, ist nicht bekannt. Das Dortmunder Lazarett um den langzeitverletzten Nico Schlotterbeck bekam hingegen keinen Zuwachs.
Zudem hat der BVB ein weiteres Mal unter Beweis gestellt, wie gut er mit der europäischen Elite um die eigene Silberware verhandeln kann. Für die Abwicklung des Verkaufs von Jamie Gittens kamen nochmal bis zu 65 Millionen Euro obendrauf. In den zähen Verhandlungen mit den Blues blieben Sportdirektor Sebastian Kehl und Co. standhaft und lehnten dem Vernehmen nach mehrere Angebote unter der letztlich erfüllten Wunschsumme ab. Dabei hatte Gittens unter Kovac schon im Bundesliga-Saisonfinale kaum eine Rolle gespielt und nach einer zweifellos guten Hinrunde jegliche Konstanz vermissen lassen.
Der BVB muss den positiven Trend endlich konstant aufrechterhalten
Somit ist auch nach der kostspieligen Verpflichtung von Jobe Bellingham (30 Millionen Euro) wieder genügend Geld vorhanden, um die übrigen Baustellen im Kader auszumerzen und mit einer verbesserten Mannschaft das gute Gefühl sowie den neu gewonnenen Zusammenhalt der vergangenen Wochen nach einem verdienten Urlaub in die neue Saison zu transportieren. Rickens mutige Aussagen hin oder her. Der BVB darf völlig berechtigt zufrieden mit dem Verlauf der Wochen in den USA sein und damit freilich auch hausieren gehen.
Davor schreckte auch Kehl nicht zurück. Die Mannschaft habe "ein Ausrufezeichen gesetzt", sagte er und betonte: "Daher nehmen wir ganz viel Positives mit. Wir haben unsere Ziele übertroffen. Auch außerhalb des Sportlichen haben wir versucht, hier in Amerika eine Duftmarke zu setzen, uns als Klub zu präsentieren. Das haben wir gut gemacht." Jetzt gilt es, den positiven Trend auch endlich mal wieder über eine längere Zeit aufrechtzuerhalten. Oder ganz einfach, den Zielen des BVB "würdig" zu sein.
Getty ImagesBVB, Sommerfahrplan und Testspiele 2025: Alle bekannten Termine
Termin Ereignis 30. Juli, 18.30 Uhr Sportfreunde Siegen - BVB 4. - 9. August Trainingslager in Saalfelden (Österreich) 10. August, 17:30 Uhr BVB - Juventus Turin (Saisoneröffnung) 18. August, 20.45 Uhr RW Essen - BVB (1. Runde, DFB Pokal) 23. August, tba FC St. Pauli - BVB (1. Spieltag, Bundesliga)

