Wenn ein Klub im Winter auf dem Transfermarkt tätig wird, dann geht es meist darum, für den kurzfristigen Erfolg nachzulegen. Die Saisonziele sind in Gefahr, die Verletzungssorgen sind groß – all das sind Gründe, warum sich ein Verein noch einmal nach einem neuen Spieler umsieht. Bei Borussia Dortmund trifft beides zu und hängt miteinander zusammen: In der Liga schwächelt der BVB, unter anderem, weil ihm aktuell wieder einmal zahlreiche Stammkräfte fehlen. Deshalb soll nach übereinstimmenden Medienberichten aus Deutschland und England nun Renato Veiga vom FC Chelsea kommen – und sofort weiterhelfen.
Getty ImagesSechs Länder, fünf Sprachen: Warum der Anpassungskünstler Renato Veiga dem BVB sofort weiterhelfen dürfte
Getty ImagesRenato Veiga: "Ich habe keine Lieblingsposition"
Dass das klappt, ist beim Portugiesen wohl deutlich wahrscheinlicher als bei anderen Spielern. Denn der erst 21 Jahre alte Defensivakteur kann sich bestens anpassen, sowohl auf als auch neben dem Platz. Auf dem Rasen sehen die Dortmunder Renato Veiga als Linksverteidiger, denn auf dieser Position hat der BVB nur Ramy Bensebaini, der zuletzt gegen Leverkusen krank ausfiel. Youngster Almugera Kabar musste hinten links gegen den Meister ran, lieferte jedoch keine überzeugende Vorstellung ab. Julian Ryerson wird von Trainer Nuri Sahin eher hinten rechts oder wie zuletzt in der Innenverteidigung gebraucht.
Mit seinen 1,90 Metern ist Renato Veiga eigentlich kein gelernter Linksverteidiger, aber das ist ihm und wohl auch dem BVB egal. Er passt sich an. "Ich würde mich als kompletten Spieler aufgrund meiner Vielseitigkeit beschreiben", sagte er, als er bei Chelsea vorgestellt wurde. "Ich habe keine Lieblingsposition. Bislang habe ich als Linksverteidiger, Innenverteidiger und im defensiven Mittelfeld gespielt", berichtete er. Wo er eingesetzt wird, kümmert ihn nicht – weil er auf jeder Position dieselben Qualitäten mitbringt: "Ich verteidige gerne, mit meiner Größe und meiner Körperlichkeit", sagte er.
AFPNur in der Conference League ein Stammspieler
Beim FC Chelsea sieht ihn Trainer Enzo Maresca als Linksverteidiger, doch nach seinem 14-Millionen-Euro-Wechsel aus Basel im vergangenen Sommer hat er sich bei den Blues nicht gegen seine beiden Konkurrenten auf dieser Position durchsetzen können: Spaniens Europameister Marc Cucurella und Englands Ex-Nationalspieler Ben Chilwell erhalten in der Liga den Vorzug, für Renato Veiga bleibt nur die Conference League, in der er bislang jede Minute für die Blues auf dem Platz stand.
Mit ihm sollen sich die Dortmunder bereits über einen Wechsel einig sein, nur die Verhandlungen mit Chelsea gestalten sich wohl noch schwierig. Während der BVB eine Leihe anstrebt, in der ihm die Option auf einen festen Transfer garantiert wird, wollen die Engländer eine Leihe angeblich nur mit einer Kaufpflicht durchführen. 20 Millionen Euro verlangen sie demnach für Renato Veiga – aber der BVB will sich wohl nicht zu diesem Deal verpflichten, ohne dass der Abwehrspieler auch nur eine Sekunde für den Klub gekickt hat.
Getty ImagesRenato Veiga: "Immer alles neu und aufregend"
Mit Ian Maatsen hat der BVB im vergangenen Jahr mit einer Winter-Leihe von Chelsea für die Linksverteidiger-Position gute Erfahrungen gemacht, auch wenn es im Sommer dann nicht gelang, den Niederländer auch zu kaufen oder erneut auszuleihen. Maatsen half sofort weiter – und bei Renato Veiga stehen die Chancen dafür auch gut, wenn es mit dem Transfer klappt. "Ich finde es jetzt leichter, mich an ein neues Umfeld zu gewöhnen, denn ich hatte diese Situation schon einige Male. Es ist immer alles neu und aufregend", meinte er.
Da sein Vater ebenfalls als Fußball-Profi im Ausland unterwegs war, ist Renato Veiga schon viel herumgekommen: In Portugal, Zypern und Marokko wuchs er auf, in der Schweiz, ein halbes Jahr beim FC Augsburg in Deutschland und in England spielte er selbst. "Ich spreche fünf Sprachen: Englisch, Französisch, Portugiesisch, Spanisch und Arabisch", zählte Renato Veiga auf. Dazu kommen noch Grundkenntnisse in Griechisch und Deutsch, aus der Augsburg-Zeit und einem Jahr beim FC Basel. "Man muss sich einfach anpassen", sagte er über seine Auslandserfahrungen. „Die haben meinen Charakter und meine Persönlichkeit geformt“, ergänzte er. Wenn sich der BVB und Chelsea in den kommenden Stunden oder Tagen einigen sollten, käme eine neue Erfahrung für den Linksfuß hinzu. Renato Veiga wäre in jedem Fall bestens darauf vorbereitet.



