DFB-Sportdirektor Rudi Völler hat verraten, wie knapp Julian Nagelsmann vor einer Rückkehr zum FC Bayern München stand. Auf der Suche nach einem Nachfolger für den scheidenden Thomas Tuchel hatte der deutsche Rekordmeister im Frühjahr 2024 beim Bundestrainer bezüglich einer Anstellung nach der Heim-EM angefragt.
Getty ImagesWAS WURDE GESAGT?
"Es gab noch andere Anfragen. Aber den Bayern zu beweisen, dass er es dort halt doch kann, das hat ihn gereizt, ja. Da hat er ein wenig gewackelt", sagte Völler im Interview mit dem Schweizer Blick. Letztlich sagte Nagelsmann den Bayern aber ab und entschied sich für eine Vertragsverlängerung beim DFB über die Europameisterschaft hinaus bis nach der WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko.
"Wir haben ihm dann gesagt: 'Du hast jetzt die Wende eingeleitet im deutschen Fußball. Die Leute mögen uns wieder, sie schenken uns wieder Anerkennung. Jetzt gehst du weg – und ab 2026 erntet vielleicht ein anderer die Früchte deiner Arbeit und gewinnt mit diesen Spielern Titel.' Und am Ende hat er sich für uns entschieden", sagte Völler. Nagelsmann sprach damals von einer "Entscheidung des Herzens" und verlängerte Anfang 2025 sogar ein weiteres Mal bis 2028.
GettyWAS IST DER HINTERGRUND?
Laut Völler hatte Nagelsmann Angebote von Vereinen vorliegen, "bei denen er das Doppelte oder Dreifache hätte verdienen können. Aber es gefällt ihm bei uns, der DFB übt schon einen besonderen Reiz aus". Die deutsche Nationalmannschaft verfüge über "viel Potenzial", ergänzte der Weltmeister von 1990: "Es ist wichtig, dass du das Gefühl hast, du kannst mit der Mannschaft etwas gewinnen."
Außerdem genieße ein Bundestrainer einen entscheidenden Vorteil gegenüber der Arbeit im Verein. "Wenn ein Spieler nicht funktioniert, dann lädst du ihn einfach nicht mehr ein. Das kannst du bei einem Spieler im Verein nicht machen. Wenn er nicht funktioniert, kommt er am nächsten Tag trotzdem wieder ins Training. Oder du musst hier und da auch schon mal auf Vertragskonstellationen Rücksicht nehmen. Das hast du als Nationaltrainer alles nicht", sagte Völler.
DIE TRANSFERGESCHICHTE:
Die Bayern hatten damals im Zuge einer Schaffenskrise die Trennung von Tuchel zum Saisonende bekannt gegeben und im Anschluss gleich mehrere Absagen kassiert. Neben Nagelsmann erteilten den Münchnern dem Vernehmen nach unter anderem auch der damalige Leverkusen-Coach Xabi Alonso und Österreichs Nationaltrainer Ralf Rangnick eine Abfuhr. Auch eine Weiterbeschäftigung von Tuchel stand zwischenzeitlich im Raum, der sich allerdings dagegen entschied und inzwischen die englische Nationalmannschaft betreut. Die Wahl fiel schließlich auf Vincent Kompany, der im Sommer nach der Meisterschaft in seine zweite Saison als FCB-Coach gehen wird.
Nagelsmann soll indes die Möglichkeit haben, den DFB noch vor 2028 zu verlassen. Wie Sky im vergangenen April berichtete, habe er sich bei seiner letzten Verlängerung eine Ausstiegsklausel in den Vertrag schreiben lassen. Die Summe soll zwischen sieben und 8,5 Millionen Euro liegen. Kompanys derzeitiges Arbeitspapier in München läuft derweil im Sommer 2027 aus.

