VINCENT KOMPANY BAYERN MÜNCHENGetty Images

Nur auf dem Papier gescheitert: Vincent Kompany ist nicht der Schuldige für das Aus des FC Bayern

Aus der Traum. Nach dem 1:2 und 2:2 gegen Inter Mailand im Viertelfinale der Champions League darf der FC Bayern München das Finale nicht als Protagonist in der heimischen Allianz Arena spielen, sondern muss es auf der Couch von "dahoam" mitansehen. Somit hat auch Trainer Vincent Kompany das große Saisonziel verpasst. Gescheitert ist der Belgier allerdings nur auf dem Papier.

  • Keine Frage: Kompany ist sicher nicht von jeglicher Schuld freizusprechen, wenn nach den Gründen für das vierte Viertelfinal-Aus aus den letzten fünf Anläufen gesucht wird. Hat er Thomas Müller im Hinspiel zu spät gebracht? Warum wechselte den formlosen Sacha Boey ein? Hätte der völlig überspielte Min-Jae Kim zweimal in der Startelf spielen müssen? Warum hat Serge Gnabry im Rückspiel keine Chance von Beginn an bekommen? Fragen, die sich der junge Trainer freilich anhören muss.

    Auf der anderen Seite ist es aber keineswegs eine Schande, dass die Reise in der Königsklasse gegen dieses Inter endet. Jene Mannschaft, die drauf und dran ist, den zweiten Scudetto in Folge zu holen. Wohlgemerkt in einer Liga, die im vergangenen Jahr im UEFA-Ranking am besten abschnitt und sich noch vor Deutschland fünf CL-Plätze sicherte. Auch in diesem Jahr hat die Serie A, deutlich vor der Bundesliga, als Dritter noch Chancen darauf.

    Dazu traf der deutsche Rekordmeister auf die derzeit wohl beste Defensive Europas, was auch Müller im Nachgang an sein höchstwahrscheinlich letztes Spiel in diesem Wettbewerb betonte. Auch wenn er nicht wirklich danach gefragt wurde.

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  • Thomas MüllerImago

    Thomas Müller lässt aufhorchen - bringt es aber auf den Punkt

    Der Routinier blieb in der Mitte seines Interview-Marathons in den Katakomben des San Siro auch bei den italienischen Reportern stehen. "Nur eine Frage", so die Aufforderung, an die sich der Routinier auch hielt. Auf diese ging er jedoch nur kurz ein und hob stattdessen hervor, dass Inter in allen Spielen vor dem Viertelfinal-Duell insgesamt lediglich zwei Tore kassiert hatte, während die Bayern gleich drei in zwei Spielen erzielten. Eine Tatsache, die sich nicht von der Hand weisen lässt und grundsätzlich unterstreicht, dass die Münchner am Ende eben nur um Haaresbreite nicht ins Halbfinale eingezogen sind.

    Bei der zweiten Rutsche mit den deutschen Journalisten wurde Müller dann wieder detaillierter, traf aber - abseits von ein paar wenigen Floskeln - auch hier den Kern: "Man kann natürlich sagen, wir haben das ein oder andere Ding nicht gut wegverteidigt oder wir haben vorne zu wenig Killerinstinkt. Aber das ist eigentlich völlig egal. Diese Analyse, die wir jetzt heute hier fahren, wird weder für's Wochenende eine Auswirkung haben, noch für die Kaderplanung für nächstes Jahr oder sonst etwas. Diese Prozesse, die für die Mittelfristigkeit eine Bedeutung haben, die laufen anders ab." Worte, die aufhorchen lassen, sich aber vor allem auf Kompanys Arbeit projizieren lassen.

    Der einstige Weltklasse-Innenverteidiger hat bei den Bayern nach den höchst turbulenten Jahren unter der ehemaligen Vereinsführung um Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic wieder ein Fundament geschaffen, auf dem sich aufbauen lässt. Zwar ging es unter seinem Vorgänger Thomas Tuchel in der Vorsaison eine Runde weiter, ein Hauch von Ruhe wollte jedoch gefühlt zu keiner Sekunde einkehren. Nebenkriegsschauplätze gibt es natürlich auch unter der Leitung Kompanys, die wird es aber immer beim FCB geben.

  • FC Bayern mit Vincent Kompany zu Größerem bestimmt?

    Viel wichtiger: Kompany weiß damit umzugehen, lächelt die meisten Fragen gekonnt weg und schützt seine Spieler bei nur jeder erdenklichen Möglichkeit - und das scheint sich auch positiv auf die Mannschaft auszuwirken. Es wird Geschlossenheit vermittelt, die in der Form schon länger nicht derart zu spüren war.

    Und an der Stelle wurde noch kein Wort über das hochkarätige Lazarett der Bayern verloren. Und das ist mindestens eine Erwähnung wert und Kompany hoch anzurechnen. Schließlich fehlten mit Dayot Upamecano, Alphonso Davies und Jamal Musiala gleich drei Spieler, die einfach nicht zu ersetzen sind. Doch dahinter wollte sich Kompany nicht verstecken, keine Ausreden suchen. Das ließ auch Müller durchklingen. "Wir haben uns nie beschwert über die Ausfälle, die aus der Länderspielpause kamen - und das auch zu Recht. Wir hatten trotzdem ein starkes Team auf den Platz."

    Ein Team, das sich nun lediglich und höchst wahrscheinlich mit dem Meistertitel schmücken darf. Ein Team, was in der kommenden Saison nicht mehr dasselbe sein wird und auf der ein oder anderen Position verändert werden muss. Aber auch ein Team, das den richtigen Trainer an der Seite hat und eventuell schon in der kommenden Saison zu Größerem bestimmt ist.

  • Vincent Kompany und Serge Gnabry (imago)Imago Images

    Champions League: Ergebnisse und Spielplan bis zum Finale in München

    Datum

    Team 1

    Team 2

    Runde

    Ergebnis

    08. April

    FC Bayern München

    Inter Mailand

    Viertelfinale

    1:2

    08. April

    FC Arsenal

    Real Madrid

    Viertelfinale

    3:0

    09. April

    FC Barcelona

    BVB

    Viertelfinale

    4:0

    09. April

    PSG

    Aston Villa

    Viertelfinale

    3:1

    15. April

    Aston Villa

    PSG

    Viertelfinale

    3:2

    15. April

    BVB

    FC Barcelona

    Viertelfinale

    3:1

    16. April

    Real Madrid

    FC Arsenal

    Viertelfinale

    1:2

    16. April

    Inter Mailand

    FC Bayern München

    Viertelfinale

    2:2

    29./30. April

    FC Arsenal

    PSG

    Halbfinale

    -:-

    29./30. April

    FC Barcelona

    Inter Mailand

    Halbfinale

    -:-

    6./7. Mai

    PSG

    FC Arsenal

    Halbfinale

    -:-

    6./7. Mai

    Inter Mailand

    FC Barcelona

    Halbfinale

    -:-

    31. Mai in München

    Sieger HF1

    Sieger HF2

    Finale

    -:-

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