Nachruf auf Diogo Jota: You'll never walk alone

Jota war eine unerwarteter Fanliebling in Anfield. Die meisten Liverpool-Fans werden offen zugeben, dass sie nicht so recht wussten, was sie von der Entscheidung des Vereins halten sollten, den portugiesischen Stürmer gegen Ende des Sommertransferfensters 2020 von den Wolves zu verpflichten. Sicher, Jota hatte sich im Molineux als guter Spieler erwiesen, doch die Ablösesumme von rund 50 Millionen Euro war happig!

Die Anhänger unkten, ihr Verein sei womöglich über den Tisch gezogen worden. Andererseits erklärte der damalige Teammanager Jürgen Klopp, Jotas Name habe schon „seit zwei oder drei Jahren“ auf seinem Wunschzettel gestanden. Der Deutsche war überzeugt, dass der Portugiese perfekt zu seinem Spielstil passte - und er hatte Recht. Wie Klopp später zugab, erwies sich Jota sogar als noch besser, als er selbst erwartet hatte.

Mit seiner Vielseitigkeit und seinem unglaublichen Pensum fügte sich Jota nahtlos in die Liverpooler Startformation ein. Er war ein intelligenter, fleißiger und vielseitiger Stürmer, der überall im Angriff eingesetzt werden konnte.

Jota fühlte sich in Merseyside von Anfang an wohl und war der erste Red seit Robbie 'God' Fowler, der in seinen ersten 10 Einsätzen für den Klub sieben Tore erzielte - ein sensationeller Start, bei dem er in vier aufeinanderfolgenden Spielen in Anfield traf.

Ende November 2020 war klar, dass die legendäre Tribüne The Kop ein neues Idol hatte. Jota war nicht nur eine Pressingmaschine, sondern auch ein abschlussstarker Torjäger.

Doch dann kamen die ersten Wehwehchen, die ihn immer wieder begleiten sollten. Im Dezember 2020 zog sich der Angreifer eine Knieverletzung zu, die ihn drei Monate lang außer Gefecht setzte.

In der Saison 2021/22 erlebte er sein bestes Jahr: In 55 Spielen erzielte er 21 Tore. Liverpool gewann den FA Cup und den Carabao Cup, landete in der Premier League knapp hinter ManCity auf Platz zwei und erreichte das Finale der Champions League.

"Als er zu uns kam, waren wir fest davon überzeugt, dass er uns sehr helfen würde", sagte Klopp im Januar 2022. "Seit er hier ist, hat er einen weiteren Schritt gemacht, er hat sich zu einem echten Weltklassestürmer entwickelt. Mentalität gepaart mit Qualität ist der Grund, warum wir ihn verpflichtet haben."

Doch jedes Mal, wenn Jota richtig in Schwung kam, machte ihm sein Körper einen Strich durch die Rechnung. Die Saison 2023/24 war ein typisches Beispiel dafür: Jota legte einen fulminanten Start hin, wurde dann aber durch ein muskuläres Problem außer Gefecht gesetzt. In den ersten sechs Spielen nach seiner Rückkehr erzielte er fünf Tore, kam aber aufgrund von Bänder- und Hüftproblemen nur zu einem Einsatz bei der gescheiterten Mission Titelverteidigung

Die einhellige Meinung war, dass Liverpools Saison nicht so verlaufen wäre, wenn Jota hätte spielen können - und das machte es für ihn nur noch schlimmer: "Man ist doppelt frustriert, wenn die Ergebnisse nicht gut sind, weil man das Gefühl hat, dass man hätte helfen können und die Dinge vielleicht anders gelaufen wären. Das ist kein schönes Gefühl."

Auch in der abgelaufenen Saison war er nicht regelmäßig fit. Aber wenn er spielen konnte, war auf ihn Verlass. Die geliebte Nr. 20 der Reds trug ihren Teil zum Titel Nr. 20 bei.

Im Januar dieses Jahres, in seinem allerersten Spiel nach einem erneuten Verletzungsrückschlag, sicherte er seinem Team in Unterzahl einen wertvollen Punkt mit einem späten Ausgleichstreffer beim 2:2-Unentschieden gegen Fulham.

Knapp einen Monat glänzte er im Duell mit Nottingham Forest erneut als Joker und köpfte mit seiner ersten Ballberührung im Spiel den Ausgleichstreffer. Es folgten weitere Fitnessprobleme, ehe Jota am 2. April im wichtigen Merseyside-Derby gegen Everton zur Verfügung stand.

Lange Zeit sah es so aus, als müssten die Reds erneut gegen den ungeliebten Stadtrivalen Federn lassen. Nach knapp einer Stunde kam Jota an der Strafraumgrenze an den Ball. Er zog nach einem Doppelpass mit Luis Diaz an zwei Gegnern vorbei und überlistete Jordan Pickford in typischer Manier mit einem Flachschuss. 1:0 - Derbysieg! Anfield bebte!

Es sollte Jotas letztes Tor für Liverpool sein. Und das vor The Kop.

In den kommenden Jahren mag das ein kleiner Trost für die Fans, Freunde und Familienangehörigen sein, die ihn so sehr verehrt haben. Doch im Moment bleibt nur die totale Bestürzung.

RIP Diogo Jota. YNWA.