Fernando Torres Chelsea 2011Getty Images

Millionen-Flops, Rekordeinkäufe – und ein Innenverteidiger: Der Fluch der Nummer 9 beim FC Chelsea

Einige der größten Stürmer der Geschichte haben die Rückennummer 9 für ihren Verein und ihre Nationalmannschaft auf dem Trikot getragen – von Alan Shearer (England) über Ronaldo (Brasilien) und Gabriel Batistuta (Argentinien) bis hin zu Robert Lewandowski (Polen).

Beim FC Chelsea scheint die Last der Nummer 9 schwerer auf den Schultern der Angreifer zu liegen als anderswo. Ex-Blues-Coach Trainer Thomas Tuchel mutmaßte gar, das Shirt mit dieser Nummer sei "verflucht".

Liam Delap ist nun also mutig und fordert das Schicksal heraus. Denn der Neuzugang, der für umgerechnet 35,5 Millionen Euro von Ipswich Town verpflichtet wurde, hat sich die Rückennummer 9 ausgesucht. Er wird der erste Spieler seit der Saison 2022/23 sein, der dieses Trikot trägt. Kann der englische U21-Nationalspieler den Fluch brechen?

GOAL blickt auf die tragische Geschichte der Rückennummer 9 beim FC Chelsea zurück.

  • Gianluca Vialli ChelseaGetty

    Die ersten Jahre der Premier League (1992 – 2000)

    Der erste Spieler, der in der Premier-League-Ära die Rückennummer 9 für Chelsea trug, war Tony Cascarino zwischen 1992 und 1994. Der "Fluch" begann bereits bei ihm. Er schuf einen Präzedenzfall für die kommenden Spieler, die dieses Trikot trugen. Der irische Nationalspieler schoss in zwei Spielzeiten nur sechs Ligatore.

    Die beiden folgenden Spieler waren jedoch deutlich erfolgreicher mit der Rückennummer 9: Mark Stein trug sie zwischen 1994 und 1996 und erzielte in 63 Spielen für Chelsea 25 Tore.

    Auf Stein folgte Gianluca Vialli, der in seiner Zeit als Nummer 9 von 1996 bis 1999 bei Chelsea Legendenstatus erlangte. Er gewann den FA Cup, den Ligapokal, den UEFA-Superpokal und den UEFA-Pokal, bevor er 1998 Trainer wurde.

    Der Fluch der Nummer 9 wurde jedoch in der Saison 1999/2000 durch Chris Sutton wiederbelebt, der nach seinem Wechsel von den Blackburn Rovers für mehr als zehn Millionen Euro nur ein einziges Ligator erzielte.

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  • Jimmy Floyd HasselbainkGetty Images Sport

    Jimmy Floyd Hasselbaink (2000 – 2004)

    Bevor wir uns weiteren Chelsea-Flops zuwenden, wollen wir einen Chelsea-Star und den wohl besten Stürmer mit der Rückennummer 9 in der Premier League-Ära des Vereins würdigen.

    Jimmy Floyd Hasselbaink, der für 22,50 Millionen Euro von Atlético Madrid verpflichtet wurde, erzielte bei seinem Debüt direkt ein Tor und schoss in seiner ersten Saison für die Blues insgesamt 26 Treffer, 2001/02 sogar 29. In seinen letzten beiden Spielzeiten an der Stamford Bridge ging seine Torausbeute leicht zurück, aber er war ein wichtiger Teil der letzten Mannschaft vor der Ära Abramovich, bevor Hasselbaink 2004 an Middlesbrough verkauft wurde.

  • Mateja KezmanGetty

    Mateja Kezman (2004/05)

    Die Saison 2004/05 war für Chelsea historisch, unter Trainer Jose Mourinho holte man auch dank mehrerer Star-Neuzugänge den Premier-League-Titel.

    Allerdings gab es für jeden Frank Lampard auch einen Mateja Kezman. Der Serbe kam mit einem hervorragenden Ruf von der PSV Eindhoven, erzielte jedoch in 25 Spielen nur vier Tore und wurde am Ende der Saison an Atletico Madrid weiterverkauft.

  • Middlesbrough v ChelseaGetty Images Sport

    Hernan Crespo (2005/06)

    Hernan Crespo übernahm die vakante Nummer 9 nach Kezmans Weggang – und obwohl viele Crespo als Chelsea-Flop bezeichnen, war er tatsächlich maßgeblich am zweiten Meistertitel in Folge beteiligt.

    Crespo erzielte 2005/06 insgesamt 13 Tore – allerdings fühlten er und seine Familie sich in England nie wohl. Für die folgenden beiden Spielzeiten wurde er an Milan und Inter ausgeliehen - und blieb nach Ablauf seines Chelsea-Vertrags 2008 in Mailand.

  • Khalid Bhoularouz ChelseaGetty Images

    Khalid Boulahrouz (2006/2007)

    Der zweifellos seltsamste und unvergesslichste Träger des Trikots mit der Nummer 9 bei Chelsea war der niederländische Innenverteidiger Khalid Boulahrouz. Ja, ein Innenverteidiger trug DAS Trikot eines Mittelstürmers.

    Boulahrouz wurde im Sommer 2006 vom Hamburger SV verpflichtet und übernahm nach Crespos Weggang eine der wenigen freien Rückennummern. Verletzungen und Formschwäche führten jedoch dazu, dass er nur selten die Chance bekam, die Nummer 9 auf dem Platz zu tragen. Schon nach einer Saison wurde er verkauft.

  • Steve Sidwell Chelsea

    Steve Sidwell (2007/2008)

    Der Fluch der Nummer 9 war nun endgültig besiegelt – sei es durch enttäuschende Neuverpflichtungen oder durch Spieler, die einfach nicht gut genug waren. Die Rückennummer war nicht einmal mehr Stürmern vorbehalten.

    Steve Sidwell erfüllte gleich alle drei Kriterien. Der zentrale Mittelfeldspieler kam nach einer beeindruckenden Saison beim Aufsteiger Reading ablösefrei zu Chelsea, doch der Sprung war zu groß. Er bestritt in dieser Saison 25 Spiele und wurde wie viele seiner Vorgänger direkt abgegeben.

  • Franco Di SantoGetty

    Franco Di Santo (2008/09)

    Das Beste, was man über Franco Di Santos Spielzeit als Nummer 9 bei Chelsea sagen kann, ist, dass diese Rückennummer zumindest wieder von einem Stürmer getragen wurde. Der junge Argentinier war jedoch weder erfahren noch talentiert genug, um den Fluch zu brechen. 2009/10 ging er auf Leihbasis zu den Blackburn Rovers, bevor er anschließend fest zu Wigan Athletic transferiert wurde.

    Er bestritt acht Premier-League-Spiele für Chelsea und erzielte dabei kein einziges Tor.

  • Carlo Ancelotti Fernando Torres ChelseaGettyImages

    Fernando Torres (2011 – 2014)

    Nach Di Santos Weggang bis zum Januar 2011 hatte Chelsea keinen registrierten Stürmer mit der Rückennummer 9 – doch der Mann, der das Trikot übernahm, sollte den Fluch ein für alle Mal brechen.

    Fernando Torres kam unter großem Jubel für eine damals britische Rekordsumme von 50 Millionen Pfund (58,50 Millionen Euro) vom FC Liverpool. Doch anstatt den Fluch zu brechen, führte er ihn fort. Der Transfer wurde zu einem der größten Flops in der Premier-League-Geschichte.

    Höhepunkte wie das Tor gegen den FC Barcelona, das Chelsea 2012 den Einzug ins Champions-League-Finale 2012 brachte, werden durch seine 903 Minuten ohne Tor für die Blues oder seinen katastrophalen Fehlschuss vor dem leeren Tor gegen Manchester United im September 2011 ausgeglichen.

  • Radamel Falcao Chelsea Premier LeagueGetty

    Radamel Falcao (2015/16)

    Nachdem Chelsea in der Saison 2014/15 keinen Spieler mit der Rückennummer 9 hatte, verpflichtete der Verein Radamel Falcao, obwohl dieser in der vorangegangenen Saison bei Manchester United auf Leihbasis bereits große Probleme mit der englischen Spielweise offenbart hatte.

    Auch an der Stamford Bridge konnte der Kolumbianer sein Schicksal in der Premier League nicht wenden und erzielte in zehn Spielen nur ein Tor. Der 29-Jährige wurde daher im Sommer 2016 vor die Tür gesetzt und ging zur AS Monaco.

  • Alvaro Morata ChelseaGetty Images

    Alvaro Morata (2017/18)

    Chelsea musste auch in der Saison 2016/17 ohne einen Stürmer mit der Rückennummer 9 auskommen, bevor man versuchte, die Probleme mit einem weiteren teuren spanischen Angreifer zu beheben. Alvaro Morata, der 66 Millionen Euro kostete und einen Fünfjahresvertrag unterschrieb, konnte jedoch nie wirklich überzeugen und wurde nach nur 18 Monaten auf Leihbasis zu Atletico Madrid abgegeben.

    Er kehrte für die Saison 2019/20 zurück, trug dann aber die Rückennummer 29, um dem "verfluchten" Trikot zu entkommen.

  • Gonzalo Higuain Chelsea Bournemouth

    Gonzalo Higuain (2019)

    Gonzalo Higuain, Stürmer-Star bei Real Madrid, Napoli und Juventus Turin sowie WM-Finalist 2014 mit Argentinien, ist nach wie vor einer der unvergesslichsten Stürmer mit der Rückennummer 9 bei Chelsea.

    Er wurde im Januar 2019 für sechs Monate an Chelsea ausgeliehen, nachdem Morata den Verein verlassen durfte, konnte sich jedoch nie an das Tempo der Premier League gewöhnen und wirkte oft nicht fit. Fünf Tore in 18 Spielen waren eine enttäuschende Bilanz, sodass er am Ende der Saison nach Italien zurückkehrte.

  • Tammy Abraham Chelsea 2021-22Getty

    Tammy Abraham (2019 – 2021)

    Nachdem er bei Aston Villa auf Leihbasis beeindruckt hatte – und Chelsea unter einer Transfersperre stand –, setzte der damalige Trainer Frank Lampard vor der Saison 2019/20 auf den aus der eigenen Jugend stammenden Tammy Abraham. Der Stürmer überzeugte und erzielte in dieser Saison 18 Tore in 47 Spielen, wodurch sich Chelsea für die Champions League qualifizierte.

    In der folgenden Saison verlor Abraham jedoch seine Form (nur zwölf Saisontore) und verletzte sich am Knöchel. Unter Lampards Nachfolger Tuchel kam der Engländer seltener zum Einsatz und wurde 2021 verkauft. Er war kein Flop, konnte sich aber auch nicht durchsetzen.

  • Romelu Lukaku ChelseaGetty Images

    Romelu Lukaku (2021/22)

    Abraham wurde vor allem aufgrund der Rückkehr Romelu Lukakus verkauft, der mit 113 Millionen Euro Ablöse den damaligen Vereinsrekord aufstellte und als großes Statement des Champions-League-Siegers angesehen wurde.

    Allerdings erzielte er in 26 Premier-League-Spielen nur acht Tore - was auf Verletzungen, Formtiefs, eine schwache Einstellung und unkluge Interviews zurückgeführt wurde. In der Folge wurde er an Inter Mailand und die Roma ausgeliehen, bevor er 2024 endgültig zu Napoli wechselte.

  • Aston Villa v Chelsea FC - Premier LeagueGetty Images Sport

    Pierre-Emerick Aubameyang (2022/23)

    Pierre-Emerick Aubameyang, ein Liebling Tuchels aus ihrer gemeinsamen Zeit bei Borussia Dortmund, kam am Ende des Transferfensters im Sommer 2022 aus Barcelona zu Chelsea.

    Tuchels Entlassung wenige Wochen später zerstörte jedoch alle Hoffnungen Aubameyangs, sich an der Stamford Bridge einen Namen zu machen. Er erzielte in 15 Premier-League-Spielen nur ein Tor und wurde von Graham Potter für die K.o.-Runde der Champions League aus dem Kader gestrichen. Am Ende der Saison wurde er freigestellt und wechselte zu Olympique Marseille.

    Er ist der bislang letzte Flop, der bei Chelsea die Rückennummer 9 trug. Der nächste Eintrag wird Neuzugang Delap gewidmet sein - wird er der nächste Flop oder durchbricht er den "Fluch"?