In einem Interview mit The Players Tribune hat Jonathan Tah verraten, dass er andere lukrative Angebote vorliegen hatte. Dass er sich letztlich für den FC Bayern München entschieden hat, liegt vor allem an Trainer Vincent Kompany. Außerdem sprach er über den geplatzten Wechsel zum FCB im Sommer 2024.
Getty Images"Meine Koffer waren buchstäblich gepackt": Jonathan Tah packt über geplatzten Wechsel zum FC Bayern München aus - und schwärmt von Vincent Kompany
WAS WURDE GESAGT?
"Ich hatte andere Angebote, die ehrlich gesagt sehr gut waren. Mir gefällt die Idee, ins Ausland zu gehen und eine neue Sprache, eine neue Kultur zu lernen. Aber für mich kommt es immer auf die persönliche Entwicklung, die Menschen und die Kultur an, und ich werde bei einem der besten Vereine der Welt spielen, mit einem ganz besonderen Trainer", begründete Tah seinen Wechsel zum deutschen Rekordmeister, den die Bayern am Donnerstag offiziell verkündet hatten. In der jüngeren Vergangenheit war vor allem dem FC Barcelona Interesse nachgesagt worden.
Insbesondere die Tatsache, mit Kompany zusammenarbeiten zu können, habe den Ausschlag gegeben. Tah habe den ehemaligen Innenverteidiger schon zu dessen Zeit beim Hamburger SV, Ex-Verein des deutschen Nationalspielers, intensiv verfolgt. "Ich war ein Kind, das davon träumte, für meinen Heimatverein zu spielen. Man konnte sehen, dass er im Begriff war, einer der besten Innenverteidiger der Welt zu werden, und ich habe ihn damals wirklich bewundert. Jetzt, wo er zu einem der führenden Spieler seiner Generation geworden ist, bewundere ich ihn noch mehr. Wir haben beide einen afrikanischen Vater und eine europäische Mutter. Für mich gab es immer eine besondere Verbindung zwischen uns."
In Gesprächen mit Kompany "spürt man seine Leidenschaft, seine Ideen und seine Werte", erklärte Tah und betonte: "Wie Xabi (Alonso; Anm. d. Red.) sieht er dich zuerst als Mensch und dann als Profi. Er erzählte mir, wie ich in die Mannschaft passen würde und wie er mir helfen kann, ein besserer Innenverteidiger zu werden. Das war genau das, was ich hören wollte. Die Vorstellung, für ihn zu spielen, gefiel mir."
Tah wollte "dorthin gehen, wo ich die beste Version von Jona sein kann. Ich will nicht chillen. Ich will nicht dorthin gehen, wo ich das höchste Gehalt bekomme. Ich will mich als Fußballer und als Mensch weiterentwickeln. Und dieser Ort ist für mich Bayern".
Getty ImagesWAS IST DER HINTERGRUND?
In München hätte Tah eigentlich schon im Sommer 2024 landen sollen, ein Transfer zerschlug sich letztlich aber auf der Zielgeraden. Dem Vernehmen nach soll Sportvorstand Max Eberl letztlich kein grünes Licht vom Aufsichtsrat der Bayern erhalten haben, da die von Bayer Leverkusen geforderte Summe von 25 Millionen Euro plus Boni als zu hoch eingestuft worden sei.
"Ich hatte dem FC Bayern München zugesagt und alles war zu 90 Prozent erledigt. Meine Koffer waren buchstäblich gepackt. Aber es stellte sich heraus, dass Prozent im Fußballgeschäft nichts bedeuten", sagte Tah und ergänzte: "Ich bin mit der Mannschaft ins Vorbereitungscamp gefahren, obwohl ich wusste, dass ich jeden Moment einen Anruf bekommen könnte, weil ich bei meinen Brüdern sein wollte - einige von ihnen kannte ich schon seit fast 10 Jahren. Bei so viel Ungewissheit brauchte ich wirklich das Gefühl von Routine. Einfach nur mit den Jungs lachen zu können, hat mir so sehr geholfen."
Als der Transfer letztlich vom Tisch war, habe ihm ein persönliches Gespräch mit Trainer Alonso enorm geholfen. "Ich möchte nicht ins Detail gehen, aber ich bin seit neun Jahren in Leverkusen, und er wusste genau, wie viel mir dieser Verein bedeutet. Er fing an, über die Qualitäten zu sprechen, die ich in die Mannschaft einbringe, und über den Einfluss, den ich auf meine Mannschaftskameraden habe, und ich hatte das Gefühl, dass er mich wirklich als etwas Besonderes ansieht", erzählte Tah. Der Spanier habe ihm gesagt: "Der ganze Transferkram, das ganze Gerede über deinen Vertrag ... Blende das aus! Du bist jetzt hier, und so lange du hier bist, werde ich dich unterstützen."
Ein emotionaler Moment, so Tah: "Er hätte mich ausschließen können. Er hätte mich mit der Reserve trainieren lassen können. Er hätte mich wie einen Fremden behandeln können. Aber nein, er ist Xabi. Er hat mich wie eine Familie behandelt." Alonso habe in Gesprächen mit seinen Spielern eine spezielle Art an sich: "Eine solche Aufrichtigkeit ist im Fußball selten. Man weiß, was er als Spieler geleistet hat, aber es geht noch mehr darum, wie er einen als Mensch behandelt. Er nötigt einem absoluten Respekt ab."
Imago ImagesWUSSTEST DU DAS?
Ein Jahr später schließt sich Tah den Bayern ablösefrei an, nachdem er sich schon frühzeitig gegen eine Vertragsverlängerung in Leverkusen entschieden hatte. Sein neues Arbeitspapier ist bis 2029 datiert.
Weil die Münchner den 29-Jährigen offenbar schon bei der anstehenden Klub-WM ab dem 15. Juni einsetzen wollen, müssen sie wohl dennoch eine einstellige Millionensumme an Bayer Leverkusen überweisen.



