Manchester United drohen beim Verpassen der neuen Champions League heftige Konsequenzen

Vor 13 Jahren, Anfang April 2011, spielte Manchester United an der Stamford Bridge im Viertelfinale der Champions League gegen den FC Chelsea.

An diesem Donnerstag nun müssen eben diese beiden Vereine in der Gegenwart in der Premier League unbedingt das direkte Duell gegeneinander gewinnen, wenn sie ihre minimale Chance auf die Qualifikation zur Champions League in der kommenden Saison noch wahren wollen (zur Premier-League-Tabelle).

Die beiden Giganten waren in den letzten Ausgaben der Champions League meist Stammgäste, sind aber nicht mehr Teil der europäischen Elite. Chelsea hat in dieser Saison gar nicht international gespielt, während United auf spektakuläre Art und Weise in seiner CL-Gruppe gescheitert ist, während Galatasaray Istanbul in die Europa League kam und der FC Kopenhagen und der FC Bayern München ins Achtelfinale einzogen. Schon dieses Aus hatte enorm negative Folgen für ManUnited.

Chelsea ist in der PL derzeit nur Zwölfter - es steht also praktisch bereits fest, dass die Blues erneut nicht an der Champions League teilnehmen werden. United hat als Sechster noch eine realistische Chance - entweder aus eigener Kraft oder dank netter Mithilfe.

Aufgrund der Revolution der Champions League ab der nächsten Saison könnte ein fünfter Platz für United zur Qualifikation ausreichen - wenn England in der aktuellen Spielzeit international zu den besten beiden Nationen gehört.

Wie derb die Konsequenzen für United bei einer Saison ohne die Champions League wären, fasst GOAL hier zusammen.

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    Kein beträchtliches Preisgeld für die CL-Quali

    Durch die Qualifikation für die Champions League in dieser Saison gehörte United zu den 32 Mannschaften, die einen Teil der 2,1 Milliarden Euro an Preisgeld von der UEFA erhielten.

    Dieses Preisgeld steigt ab der nächsten Saison auf etwa 2,5 Milliarden Euro an, da der Wettbewerb um vier Mannschaften auf 36 erweitert wurde - insgesamt wird es 64 Spiele mehr geben als bisher.

    Der genaue Betrag, den die einzelnen Vereine nach dem derzeitigen Format erhalten, richtet sich nach ihrer Leistung im Wettbewerb, den TV-Zuschauerzahlen ihres Landes und ihrem Zehnjahreskoeffizienten.

    Der Sieger der letzten Saison, Manchester City, erhielt beispielsweise 134,9 Millionen Euro. Real Madrid, das im Halbfinale an der Mannschaft von Pep Guardiola scheiterte, bekam mit 118,8 Millionen Euro sogar mehr als Finalist Inter Mailand.

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  • champions league trophy(C)Getty Images

    Die enormen finanziellen Unterschiede zwischen Champions League und Europa League

    Der FC Sevilla hingegen verdiente als Gewinner der Europa League nur 21,8 Millionen Euro. 30 von 32 Mannschaften aus der Champions League haben in der letzten Saison mehr Preisgeld als Sevilla erhalten - obwohl einige kläglich in der Gruppenphase scheiterten.

    Und in dieser Saison kann United trotz der unglücklichen und kurzen Rückkehr in die Champions League immer noch bis zu 60 Millionen Euro von der UEFA kassieren - fast doppelt so viel wie die 32,6 Millionen Euro, die man für das Erreichen des Viertelfinales der Europa League 2022/23 bekam.

    Mit dem neuen CL-Format erhalten die Mannschaften allein für die Qualifikation 18,6 Millionen Euro, das sind drei Millionen Euro mehr als in dieser Saison. Den Mannschaften in der Europa League werden nur 4,1 Millionen Euro garantiert.

    Einen großen Unterschied gibt es auch bei der Verteilung der Gelder für gewonnene Spiele. In der Champions League ist jeder Sieg in der Gruppenphase 2,1 Millionen Euro wert - wer im Achtelfinale steht, erhält bald elf Millionen Euro.

    In der Europa League ist ein Sieg im Vergleich dazu nur 450.000 Euro wert, Achtelfinalisten erhalten 1,75 Millionen Euro.

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    Weniger Spieltagseinnahmen für Manchester United

    Jeder weiß, dass Champions-League-Spiele für die Fans weitaus attraktiver sind als Europa-League-Spiele - weniger Leute werden ins Stadion kommen, weniger Leute werden den Fernseher anschalten.

    In seinem letzten Jahresabschluss meldete United, dass die Einnahmen aus den Fernsehübertragungen zwischen Juli und Dezember 2023 im Vergleich zum selben Zeitraum im Jahr 2022 um 60 Millionen Euro gestiegen sind. Auch die Spieltagseinnahmen stiegen um 27 Millionen Euro - beides ist auf die Rückkehr in die Champions League zurückzuführen.

    Die Tatsache, dass es in der nächsten Saison ein zusätzliches Heimspiel und eine potenzielle Playoff-Runde gibt, wenn United zwischen dem 9. und 24. Platz in der Tabelle landet, bedeutet: Hier ist noch mehr Potenzial vorhanden, das man auslassen könnte.

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    Weniger Gehalt für die Spieler von Manchester United

    Sollte sich United nicht für die Champions League qualifizieren, werden die Gehälter der Spieler um 25 Prozent gekürzt, was für den Verein zumindest eine gewisse Entlastung bedeutet.

    Der Wochenlohn von Topverdiener Casemiro würde dann beispielsweise von umgerechnet 408.000 Euro pro Woche auf 305.000 Euro sinken.

    Die Spieler müssen deshalb natürlich nicht hungern. Aber der eine oder andere könnte dann versuchen, zu wechseln - um wieder so viel zu bekommen wie ursprünglich eingeplant.

    Das Interesse von Paris Saint-Germain an Rashford ist kein Geheimnis und die Franzosen könnten ihm jedes Jahr die Teilnahme an der Champions League garantieren.

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    Jude Bellingham und Erling Haaland bevorzugten den BVB

    Geld ist jedoch nicht der einzige Anziehungspunkt für Spieler. Jeder Fußballer möchte in der Champions League spielen, doch United kann dies nicht mehr garantieren. Die Mancunians haben sich in den letzten zehn Jahren viermal nicht für die Königsklasse qualifiziert und es nur dreimal in die K.o.-Phase geschafft.

    Dieses schwache Abschneiden hat Auswirkungen auf den Transfermarkt. Ex-Trainer Ole Gunnar Solskjaer hat verraten, dass United alle Hebel in Bewegung gesetzt hat, um Jude Bellingham zu verpflichten, als dieser 17 Jahre alt war - aber er war nicht an einem Wechsel ins Old Trafford interessiert und ging lieber zu Borussia Dortmund.

    United versuchte auch, Erling Haaland zu verpflichten, als er bei RB Salzburg spielte und gerade in der Champions League für Schlagzeilen sorgte. Damals waren die Red Devils aber noch nicht einmal in der Gruppenphase. Haaland, der seit seiner Kindheit von der Champions League besessen ist, wollte deshalb nicht kommen - und auch er entschied sich für den BVB.

    Nicht nur Weltklasse-Spieler kommen nicht mehr zu United - selbst Toptalente gehen lieber woanders hin.

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    Weitere Probleme mit dem Financial Fairplay drohen

    Die Qualifikation für die Champions League ist für United besonders wichtig, da das Team sowohl in Europa als auch im eigenen Land Probleme mit dem Financial Fairplay bekommen könnte. United wurde letztes Jahr von der UEFA mit einer Geldstrafe in Höhe von 300.000 Euro belegt, weil man die Break-even-Vorgaben missachtet hatte.

    In der nächsten Saison müssen sich die Red Devils weiterhin daran sowie an die neue UEFA-Kaderkostenquote halten.

    Die Rentabilitäts- und Nachhaltigkeitsregeln (PSR) der Premier League sind wohl noch wichtiger, nachdem Everton und Nottingham Forest Punkte abgezogen wurden, weil sie sich nicht daran gehalten hatten.

    Die Regeln besagen, dass die Klubs nicht mehr als 105 Millionen Pfund Verlust (umgerechnet 122,50 Millionen Euro) über drei Jahre machen dürfen. United gab 2021 insgesamt 142 Millionen Euro aus, 2022 ganze 243 Millionen Euro und 2023 dann 202 Millionen Euro. Einnahmen durch Spielerverkäufe gab es derweil nur sehr geringe.

    Der neue Minderheitseigentümer Sir Jim Ratcliffe sprach davon, wie wichtig es sei, sich in der nächsten Saison für die Champions League zu qualifizieren, um die FFP-Verpflichtungen zu erfüllen: "Wir wollen nächstes Jahr unbedingt in die Champions League kommen - das ist sehr wichtig für das FFP", sagte Ratcliffe im Februar gegenüber der BBC: "Es ist eine Herausforderung für zwei bis drei Saisons, die Organisation und das Umfeld so zu gestalten, dass Ergebnisse erzielt werden."

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    Erik ten Hag würde wohl gefeuert werden

    Seit dem Rücktritt von Sir Alex Ferguson wurden Trainer bei United immer gefeuert, wenn sie sich nicht für die CL qualifizierten. David Moyes bekam nur wenige Tage, nachdem klar war, dass man 2014/15 nicht in der Königsklasse spielen würde, seine Kündigung. Auch Louis van Gaal musste zwei Jahre später gehen, weil er es nicht noch einmal in die CL schaffte.

    José Mourinho qualifizierte sich mit United in seinen ersten beiden Spielzeiten für die Champions League (in der ersten nur dank des Gewinns der Europa League), wurde im Dezember 2018 aber entlassen, als man in der Premier League weit hinter den ersten vier Plätzen lag.

    Ole Gunnar Solskjaer führte United 2019/20 und 2020/21 unter die ersten Drei der Tabelle. Im September 2021 war dann aber Schluss, als es in der Liga schlecht aussah.

    Auch Erik ten Hag wird also wohl gehen müssen, wenn United nicht in die CL kommt.

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