Bayern Münchens ehemaliger Vorstandsboss Oliver Kahn hat im Aktuellen Sportstudio des ZDF über turbulente Zeiten als Torwart des FCB in den 1990er Jahren gesprochen.
Getty Images"Man kriegt wirklich den Eindruck, man ist im Irrenhaus": Oliver Kahn gibt brisantes Interview zum FC Bayern
GettyWAS WURDE GESAGT?
Kahn wurde dabei unter anderem nach der Zeit rund um die legendäre Wutrede des damaligen Bayern-Trainers Giovanni Trappatoni ("Flasche leer") gefragt, die in einer ZDF-Dokumentation über den "FC Hollywood" eines der hauptsächlichen Themen ist.
"Es hat mich ein bisschen verstört zurückgelassen. War ich da wirklich dabei? Aber scheinbar ist das damals alles so gewesen", sagte Kahn. "Wenn ich diese Highlights aneinanderschneide, kriegt man wirklich den Eindruck, man ist im Irrenhaus. Ich habe das damals gar nicht so wahrgenommen. Ich habe mich auf das Sportliche konzentriert."
WAS IST DER HINTERGRUND?
Die mediale Berichterstattung über Fußball habe sich mit dem Einstieg des Privatfernsehens 1992 "massiv verändert", erklärte Kahn zu den Hintergründen jener aufgewühlten Jahre an der Säbener Straße. "Wir als Spielergeneration waren darauf nicht vorbereitet. Vor dem Spiel hat man im Hotel erstmal geguckt, ob da ein Journalist unter dem Bett liegt oder irgendwo auf der Toilette. Man kam sich teilweise vor wie ein Zirkuspferd", so der 55-Jährige, der von 1994 bis 2008 bei den Bayern im Tor stand.
Kahn und Co. seien "teilweise Versuchskaninchen" gewesen, führte der frühere Weltklasse-Keeper aus. "Ich bin nicht sicher, ob das wirklich die alleinige Strategie des FC Bayern war. Ich glaube, da gab es auch Gespräche vonseiten der Medien, ob man da nicht was inszenieren kann."
GettyWIE GEHT ES WEITER?
Kahn arbeitete von 2020 bis 2023 im Vorstand des FCB, seit 2021 war er Vorstandsvorsitzender. Rund um das dramatische Bundesliga-Finale im Mai 2023 wurde Kahn dann entlassen. "Irgendwann muss man sich schütteln und dann geht es weiter", sagte Kahn über seine Zeit seitdem. "Es gibt immer so Momente im Leben, da ist es nicht so gekommen, wie wir uns das vorgestellt haben. Dann muss man seinen Weg weitergehen. Ich bin nicht der Typ, der sich in der Öffentlichkeit darüber auslassen muss."
Eine neue Anstellung im Fußballgeschäft hat Kahn seit seinem Aus bei Bayern bisher nicht angetreten. Zuletzt kamen dann Pläne an die Öffentlichkeit, wonach Kahn sich beim in die Viertklassigkeit abgestürzten französischen Traditionsklub Girondins Bordeaux einkaufen könnte. "Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich darüber nicht so viel sagen. Ich habe das immer verfolgt. Das ist sicher eine interessante Geschichte. Das ist ein großes Projekt, das man nicht allein stemmen kann", sagte der ehemalige deutsche Nationaltorhüter nun dazu. Eine Rückkehr in die Bundesliga könne er sich zwar momentan nicht vorstellen - "aber man weiß nie", so Kahn.
EIN BLICK AUF DIE ZAHLEN:
Der gebürtige Karlsruher hatte in seiner Karriere insgesamt 632 Pflichtspiele für Bayern absolviert, gewann mit dem FCB unter anderem acht deutsche Meistertitel und 2001 die Champions League.

