Luka Vuskovic: Das "Monster" und "Jahrhunderttalent", das in beiden Strafräumen für Furore sorgt und bei Tottenham Toby Alderweireld vergessen machen könnte

Geboren in der Küstenstadt Split im Februar 2007, war Vuskovic selbst in jungen Jahren ein Talent, das nicht zu übersehen war. Sein Vater, Großvater und Urgroßvater spielten alle für den lokalen Riesen Hajduk Split. Auch sein Bruder ist Profi, obgleich momentan ein verhinderter: Mario Vuskovic sitzt eine Dopingsperre ab. Der Profi des Hamburger Sport-Vereins dementiert jedoch wissentliches Doping und kämpft weiter gegen seine Sperre, sein Klub hält weiterhin zu ihm.

Unabhängig davon hat Mario sich 2022 festgelegt: "Luka wird der beste Vuskovic sein, davon bin ich überzeugt," sagte er und zeigte sich überzeugt, dass sein Bruder das Kronjuwel von vier Generationen Familiengeschichte sein werde.

Die Vuskovic-Dynastie könnte etwas schwer auf den Schultern von Luka lasten, bereits seit einem halben Jahrzehnt muss er jedenfalls mit den Erwartungen jonglieren und balancieren. 2019 etwa, als gerade mal Zwölfjähriger sollte er eine Rede halten, als der Verein die Umbenennung seiner Jugendakademie bekannt gab, quasi als deren glänzendster Stern. Später sollte er bei Hajduk sein Profidebüt feiern, noch bevor er das nach dem Gesetz machen durfte.

Kroatische Vorschriften verhinderten nämlich, dass Vuskovic vor seinem 16. Geburtstag an einem Pflichtspiel teilnehmen durfte. Also spielte Vuskovic nur in Freundschaftsspielen und sorgte in der Youth League für Furore, ehe im Februar 2023 endlich die Erlaubnis für sein Profidebüt kam.

So groß war Hajduks Glaube an Vuskovic, dass man nicht zögerte, ihn nur zwei Tage nach seinem 16. Geburtstag zum Einsatz zu bringen, und das gegen die erbitterten Rivalen von Dinamo Zagreb. Hajduk verlor 0:4, aber Vuskovic schrieb dennoch Geschichte, indem er den Rekord für den jüngsten Spieler im Ewigen Derby brach.

Eine Woche später hinterließ er Eindruck mit einem Tor beim Triumph im kroatischen Pokal gegen Osijek und wurde somit zum jüngsten Torschützen, den Hajduk jemals hatte. Fast sofort wurde Vuskovic zum Stammspieler, ehe ihn eine Muskelverletzung kurz zurückwarf.

Vor der folgenden Saison 2023/2024 begannen Spekulationen um einen Wechsel von Vuskovic, im September 2023 unterschrieb er schließlich einen Vertrag bei Tottenham bis 2030. Zwölf Millionen Pfund (rund 14,5 Millionen Euro) zahlt Tottenham an Split, obwohl er erst 2025 in die Premier League wechseln wird. Stattdessen wurde er im Januar 2024 von Split an den polnischen Erstligisten Radomiak Radom ausgeliehen. In 14 Ekstraklasa-Einsätzen erzielte der Innenverteidiger beeindruckende drei Tore.

Vuskovic kehrte zu Hajduk zurück, nur, um im Sommer zum belgischen Klub Westerlo zu gehen.

In den ersten zehn Saisonspielen hat sich Vuskovic zu dem Leistungsträger seiner Mannschaft gemausert. Er hat bisher jedes Spiel für De Kemphanen begonnen und bereits vier Tore und einen Assist beigesteuert - noch mal: Vuskovic ist Innenverteidiger! In kroatischen Medien wird Vuskovic bereits als "ein Talent, das einmal in 100 Jahren geboren wird" und "das Monster, das ganz Belgien terrorisiert" bezeichnet.

Eine Berufung in die A-Nationalmannschaft kann für Vuskovic nicht weit entfernt sein, doch zunächst folgte im letzten Monat sein Debüt in der U21 Kroatiens. Natürlich erzielte er bei seinem zweiten Einsatz auf dieser Ebene ein Tor und traf bei einem 3:2-Sieg gegen Griechenland.

Vuskovic wurde mit einer relativ großen Körpergröße gesegnet, und mit 1,93 Meter ist das Ende der Fahnenstange nicht erreicht. Doch Größe allein ist natürlich kein Wert an sich.

Die bemerkenswerte Ausbeute von acht Toren in 35 Pflichtspielen für alle drei Klubs, für die er bisher gespielt hat, sowie zwei weitere Scorer für die Jugendmannschaften Kroatiens, sind genug Beweis für Vuskovics Wert in beiden Strafräumen. Er ist trotz seiner Größe wendig und verfügt über ein gutes Stellungsspiel. Das gepaart mit seinem Kopfballspiel macht ihn zu einem wirklich einzigartigen Spielertyp. Er ist so etwas wie ein Glitch in Football Manager im Real Life.

Wie bei den meisten modernen Innenverteidigern kann Vuskovic auch mit dem Ball einiges anfangen und scheut sich nicht, im defensiven Drittel Risiken einzugehen oder bei Bedarf länger zu spielen. Daher bringt er das Beste aus der traditionellen und zeitgenössischen defensiven Welt mit.

So sehr Vuskovic dank seines Körpers eine Erscheinung und ein natürlicher Leader ist - ein verbaler Lautsprecher ist er noch nicht.

Bei seinen kürzlichen U21-Ausflügen wurde er dafür kritisiert, dass er nicht effektiv mit seinen Mitspielern in der Abwehr kommunizieren würde. Bemängelt wurde zudem eine gewisse Schwäche bei langen Bällen. Dies wurde schon während seiner Zeit bei Hajduk als Problem angesehen, da er in Mannschaften spielte, die lieber den Ball besitzen, aber anfällig für Konterangriffe sind, was kaum das Gefühl ist, das die Fans von Tottenham und Ange-Ball hören möchten.

Doch das ist nichts, was nicht mit ein wenig spezifischem Training behoben werden könnte.

Bereits die kurze Zeit, die Vuskovic in Belgien ist, hat gereicht, um ihn in den lokalen Medien mit Toby Alderweireld zu vergleichen. Der Belgier, der heute in Antwerpen seine Karriere ausklingen lässt, wurde während seiner sechsjährigen Zeit bei Tottenham (2015 - 2021) zu einem der besten Verteidiger der Welt.

Beide sind hervorragend im Ballbesitz und können tolle lange Pässe spielen. Im Kopfballspiel scheint der junge Kroate Alderweireld bereits übertroffen zu haben - und das obwohl der Belgier eine Reihe von Kopfballtoren erzielt hat.

Die Menschen in Kroatien haben ihn auch schon mit seinem Landsmann Josko Gvardiol verglichen, auch Barcelona- und Spanien-Legende Gerard Pique wird immer wieder genannt.

Der Schritt von der belgischen Pro League zur Premier League in kurzer Zeit ist kein unmöglicher, und die Spurs könnten sehr gut einen Innenverteidiger brauchen, der einspringt, falls Real Madrid kommenden Sommer sein Interesse an Cristian Romero weiterverfolgt.

Man sollte sich auch nicht wundern, wenn Vuskovic schon vor seinem Wechsel auf die Insel - und damit vor seinem 18. Geburtstag - sein Länderspieldebüt für Kroatien feiern würde. Auch mit Blick auf die WM 2026, bei der er schon ein etablierter Schrecken beider Strafräume sein könnte.