Kylian Mbappé ist bei Paris Saint-Germain gescheitert, wenn er die Champions League nicht gewinnt

Kylian Mbappé fühlt sich nicht genug geschätzt, für seine konstant sehr guten bis Weltklasse-Leistungen - gerade von den französischen Fans.

"Ich mache ihnen keine Vorwürfe", sagte er im Juli 2023 France Football. "Sie haben mich aufwachsen sehen, sie sehen mich die ganze Zeit, jedes Wochenende bei Paris Saint-Germain oder in der Nationalmannschaft. Und ich schieße schon seit Jahren viele Tore. Für die Leute wird es also normal."

Der 25-Jährige gab selbst zu, dass auch er die Generation vor ihm nicht genug wertgeschätzt habe: "Ich selbst habe die Leistungen von Messi, von Cristiano Ronaldo und von anderen großen Spielern relativiert. Wir leben in einer Konsumgesellschaft, in der es heißt: 'Das ist gut, aber mach's noch mal.'"

Mbappé erklärte außerdem: "Ich denke, bei PSG zu spielen, ist nicht sehr hilfreich, weil es ein Team, ein Verein ist, zu dem es immer zwei Meinungen gibt. Das sorgt natürlich für Gerede und Klatsch, aber das stört mich nicht."

Viele sehen ironischerweise Mbappé selbst als zentrales Problem des Vereins. Auf dem Platz besorgt er den Parisern zwar zahlreiche nationale Titel und sorgt für viel Schlagzeilen und Aufmerksamkeit. Doch der Spieler, der selbst polarisiert, sorgt nach Ansicht vieler für Probleme, als dass er welche löst.

Nun steht der langerwartete Wechsel zu Real Madrid bevor - und in der Champions League, dem großen Titel-Ziel der Pariser, steht PSG beim FC Barcelona im Viertelfinale vor dem Aus. Da stellt sich die Frage: Überwiegt der Ärger nach sieben Jahren Kylian Mbappé bei Paris Saint-Germain oder war es all die Negativschlagzeilen wert?

  • Kylian Mbappé: Erfolgreichster PSG-Torschütze der Geschichte

    Als Mbappé für 180 Millionen Euro von der AS Monaco zu Paris Saint-Germain ging, sagte er, sein Ziel sei es, "in Frankreich Geschichte zu schreiben, in der Hauptstadt, in meinem Land, in meiner Stadt". Dieses Ziel hat er zweifelsohne erreicht.

    PSG steht kurz davor, in der Ligue 1 den fünften von sieben möglichen Meistertiteln seit der Ankunft von Mbappé zu gewinnen. Der Stürmer selbst wird aller Voraussicht nach zudem zum sechsten Mal Torschützenkönig. Insgesamt hat er 251 Tore in 301 Spielen erzielt und ist damit der erfolgreichste Torjäger der PSG-Geschichte. Sein Platz in den Rekordbüchern ist ihm schon sicher.

    Und doch hat Mbappé, genau wie Neymar und Messi vor ihm, nicht das erreicht, wofür er geholt wurde: PSG zu einem ersten Champions-League-Titel der Vereinsgeschichte zu führen.

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    Kylian Mbappé will die Champions League mit PSG

    Mbappé scherzte einmal, dass er schon vor Jahren gegangen wäre, wenn es bei PSG wirklich nur um die Königsklasse ginge. Aber Fakt ist: Im Sommer 2017 legte der Klub mehr als 400 Millionen Euro auf den Tisch, um gleichzeitig Mbappé und Neymar zu holen - und die sollten die Champions League gewinnen.

    Die Königsklasse war kein Ziel, sondern ein Titel, der unbedingt geholt werden musste. Kylian Mbappé war bei diesem Vorhaben genauso ehrgeizig wie die Klub-Boss aus Katar. Vor dem Endspiel im Jahr 2020 gegen den FC Bayern München (0:1) gab Mbappé zu: "Es wäre eine echte Belohnung, wenn wir den Wettbewerb mit einer französischen Mannschaft gewinnen könnten. Das war mein Ziel, als ich hierher kam."

    Dieses Ziel hat er aber nicht erreicht - und Mbappés letzte Chance gibt es in der aktuellen Saison.

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    PSG droht das Aus gegen den FC Barcelona

    Mbappé hat mit PSG nur noch diese eine Chance auf den Champions-League-Titel, aber nach der 2:3-Hinspielniederlage gegen den FC Barcelona sieht es schlecht aus. Die Blaugrana sind zwar alles andere als unschlagbar, spielen aber viel freier auf, seitdem Xavi angekündigt hat, am Ende der Saison zu gehen.

    Für dieses Barça ist der Einzug ins Viertelfinale ein Bonus, eine Leistung, mit der in einer schwierigen ersten Saisonhälfte niemand gerechnet hat. PSG hingegen steht vor dem Rückspiel in Katalonien deutlich mehr unter Druck.

    Ein weiterer Liga-Titel in Frankreich mag ihnen bereits sicher sein, aber die Saison wird durch das Abschneiden in Europa definiert. Ein Ausscheiden im Viertelfinale wäre ein Scheitern - gerade nach den teuren und vielversprechenden Transfers von Ousmane Dembélé und Randal Kolo Muani.

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    Kylian Mbappé betrügt PSG mit Real Madrid

    PSG hat natürlich immer bestritten, dass sie Mbappé zu ihrem De-facto-Sportdirektor gemacht haben, als sie ihn im Sommer 2022 unbedingt halten wollten. Aber Präsident Nasser Al-Khelaifi hat ihn öffentlich zum "Eckpfeiler des Vereinsprojekts" erklärt.

    Jeder Verein würde sich freuen, wenn er eine Mannschaft um den vielleicht besten Spieler der Welt aufbauen könnte. Aber dieses große Investment in nur einen Mann hat sich nicht ausgezahlt.

    Im Gegenteil, PSG fühlt sich zurecht von Mbappé betrogen, der kurz davor steht, den Verein ablösefrei zu verlassen. Seit Jahren flirtet er schon mit Real Madrid in einer Fernbeziehung.

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    Ist Kylian Mbappé "etwas verloren"?

    Natürlich sind die Probleme von PSG nicht allein auf Mbappé zurückzuführen. Schon bevor seine Rolle bei den Parisern immer größer wurde, hatte sich der Klub einige Fehlgriffe auf dem Transfermarkt geleistet.

    Und Mbappé hat immer Tore geliefert - aber auch ganz viel Drama. Mehrfach hat er das verzogene Kind bei seinen Auftritten gegeben, es gab Auseinandersetzungen mit Teamkollegen und öffentliche Kritik an der Taktik des Trainers.

    Mbappé war in der gesamten Zeit aber immer der Kern der Marke PSG, sein Abgang wird den Verein aus kommerzieller Sicht hart treffen. Der Star der Mannschaft wurde aber immer häufiger auch zum größten Reibungspunkt.

    Die Situation ist inzwischen so schlimm und für beide Seiten so ungesund geworden, dass Ex-Nationalspieler Christophe Dugarry RMC Sport erklärte, dass er hofft, "dass Mbappé geht, von ganzem Herzen", weil er das Gefühl habe, dass der sich als Spieler und als Mensch in die falsche Richtung entwickle.

    "Ich denke, er wird immer berechenbarer, es fehlt ihm an Kraft und Charakter, zu oft taucht er in Spielen unter", sagte Dugarry. "Er wollte die ganze Macht, aber man hat das Gefühl, dass er wie ein kleiner Junge ist. Man hat den Eindruck, dass ihm der Anzug zu groß ist. Ich habe das Gefühl, dass er ein bisschen verloren ist."

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    Die Champions League kann man auch ohne Mbappé holen

    PSG ist selbst für die gesamte Situation verantwortlich, sie haben Mbappé zu dem werden lassen, der er nun ist. Mbappé ist das unvermeidliche Ergebnis der PSG-Besessenheit von Superstars - und ihrer erbärmlichen Bereitschaft, ihnen jede Laune zu verzeihen. Kein Wunder, dass er sich aufführt, als sei er größer als der Verein, denn genau so haben ihn seine Arbeitgeber in den letzten Jahren behandelt. Und was hat es ihnen gebracht?

    PSG hat ein Vermögen ausgegeben, um Mbappé zu halten, aber jetzt geht er ablösefrei - und das ohne Champions-League-Titel.

    Wie der Ex-Sportdirektor Leonardo 2023 feststellte, haben seit 2017 fünf verschiedene Vereine den Henkelpott gewonnen, PSG gehört nicht dazu. "Das bedeutet, dass es durchaus möglich ist, diesen Wettbewerb ohne ihn zu gewinnen", sagte der Brasilianer in einem Interview mit der L'Équipe.

    Natürlich wird Mbappé die Champions League auch bei Real Madrid gewinnen wollen. Klub und Spieler sind wie gemacht füreinander, für den Fußballhimmel. Seine Ankunft im Santiago Bernabéu könnte einen riesigen Hype auslösen. Aber wenn es darum geht, seine Zeit bei PSG zu bilanzieren, können all die Tore und Rekorde nicht überdecken, dass der große Triumph in Europa fehlt.

    Mbappé hatte eine Mission, als er vor sieben Jahren nach Paris kam. Wenn PSG am Dienstag beim FC Barcelona ausscheidet, hat er versagt.