Kommentar: FC Bayern München wäre der Verlierer beim Tausch von Kyle Walker und Benjamin Pavard

Die Spatzen pfeifen von den Dächern,dass der FC Bayern Kyle Walker von Manchester City verpflichten wird- und im Gegenzugsollen die Skyblues Interesse an Benjamin Pavard haben.

LautFabrizio Romanogibt es sogar schon fortgeschrittene Verhandlungen. Der Franzose hatte längst seinen Wechselwunsch eingereicht, insofern könnte man meinen, dass der "Tausch" ein Best-Case-Szenario für den Rekordmeister ist.

Doch eigentlich wären sie die großen Verlierer dieses Deals. Sie verlieren nicht nur ihr Schweizer Taschenmesser, sondern gehen mit dem sich anbahnenden Transfer von Walker weiter einen kurzfristigen Weg, statt langfristig in die Zukunft schauen zu können.

  • Walker BayernGOAL/Getty Images

    FC Bayern München: Kyle Walker ist kein schlechter Transfer, aber ...

    Ja, auf den ersten Blick ergibt fast alles Sinn: Kyle Walker performt bei Manchester City seit Jahren auf Weltklasse-Niveau. Er zählt zu den schnellsten Spielern der Premier League und kann verschiedene Positionen und Rollen in der Defensive zuverlässig spielen - so wie Pavard.

    Bei den Münchnern wird er wahrscheinlich die rechte Abwehrseite beackern, auf der er neben seiner Zweikampfstärke auch mit technischen Qualitäten dafür sorgen kann, dass das Aufbauspiel unter Thomas Tuchel besser wird. Taktisch würde er damit die tendenziell offensivere linke Seite absichern. So wie Pavard.

    Vielleicht sogar besser als Pavard? Fakt ist, dass Walker auf dem Höhepunkt seiner Karriere wechselt. Das birgt aber auch große Gefahren.

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  • Jan Christian Dreesen Karl Heinz Rummenigge FC Bayern 2018Getty Images

    FC Bayern München: Das Mané-Szenario droht bei Walker

    Bei Sadio Mané haben die Münchner schon mal erlebt, wie schnell diese Formkurve bei älteren Spielern nach unten zeigen kann. "Er ist in der Form seines Lebens. Es macht Spaß, ihm zuzusehen", sagte Jürgen Klopp noch kurz vor dem Transfer. Dann kam der Einbruch bei den Bayern.

    Walker ist bereits 33 Jahre alt. Besser wird er wohl nicht mehr, schlechter zumindest mit großer Wahrscheinlichkeit. Auch wenn er Pavard kurzfristig ersetzen kann, ist er keine mittel- oder langfristige Lösung - und passt damit zur aktuellen Transferstrategie des FC Bayern, die eher auf Überbrückung ausgelegt ist.

    Seit der Abberufung von Hasan Salihamidzic als Sportvorstand geht es darum, den Kader bestmöglich für die kommende Saison aufzustellen. Schaut man auf die Champions-League-Sieger der vergangenen Jahre, wird allerdings schnell klar, dass die Achse dieser Mannschaften hauptsächlich aus Spielern bestand, die in jungen Jahren dazu kamen und sich anschließend entwickeln konnten.

    Bayern hingegen versucht gerade, möglichst viele Pflaster auf tiefe Wunden zu kleben, die spätestens im nächsten Sommer wieder zum Vorschein kommen könnten. Das kann klappen, aber von großer Kreativität zeugt das Vorgehen nicht. Zumal auch die meisten anderen Transfers und Gerüchte darauf hindeuten, dass den Münchnern wieder ein Jahr des Übergangs droht.

  • GERMANY ONLY: BENJAMIN PAVARD BAYERN MÜNCHEN BUNDESLIGA 20052023Imago Images

    FC Bayern München: Benjamin Pavard wird auch jetzt noch unterschätzt

    Bei Pavard wissen die Bayern, was sie haben und bekommen würden. Der Franzose ist das Schweizer Taschenmesser für viele Spielsituationen, performt seit Jahren auf hohem Niveau – das immer noch unterschätzt wird. Der 27-Jährige ist gerade dabei, den Höhepunkt seiner Leistungsfähigkeit zu erreichen, kennt das Team und war immer eine unterschätzte Konstante beim Rekordmeister. Anders als Walker wird er sogar eher noch besser als schlechter.

    In München sollte man sich fragen, warum es nicht möglich war, mit ihm zu verlängern. Der Wunsch, als Innenverteidiger eingesetzt zu werden, soll eine vordergründige Rolle gespielt haben. Thomas Tuchel, der in der Vergangenheit häufig mit einer Dreierkette spielen ließ, hätte ihm hier sicher eine Kompromisslösung anbieten können - je nach Gegner und eigenem System. Auch bei Manchester City wird Pavard sich wohl kaum Einsätzen auf der rechten Defensivseite entziehen können.

    Hat man ihm nicht genug Wertschätzung entgegengebracht? Unterschätzt man auch intern die Bedeutung, die Pavard in den letzten Jahren hatte? Alles nur spekulativ. Doch während Manchester City einen Spieler bekäme, der noch mehrere Jahre verlässlich auf hohem Niveau agiert, bekommen die Bayern mit Walker vielleicht eine größere Wundertüte, als man aktuell erwarten würde.

    Die Zukunft wird verraten, ob das wirklich so ist. Die Möglichkeit, dass man den nächsten Spieler verpflichtet, der zeitnah auf dem absteigenden Ast ist, ist durchaus da - ganz abgesehen vom Gesamtbild, das die Münchner auf dem Transfermarkt gerade abgeben.