Von Kentucky Fried Chicken in die Premier League: Evertons neuer Stürmer Beto hat einen irren Aufstieg hinter sich - und hofft auf einen Platz neben Cristiano Ronaldo

Es war wirklich ein bemerkenswerter Aufstieg. Und das ist fast ausschließlich Betos beeindruckender Arbeitsmoral und seinem unerschütterlichen Selbstvertrauen zu verdanken. Das Potenzial des gebürtigen Lissabonners war schon in jungen Jahren offensichtlich. Seine Familie und seine Trainer bei Tires sagten ihm, dass er vom Stil her der Barcelona- und Inter-Legende Samuel Eto'o ähnele.

"Sie sagten, ich müsse das Trikot mit der Nummer 9 nehmen, weil ich ihm so ähnlich sei. Aber ich kannte ihn zunächst nicht, da ich als Kind keinen Fußball geschaut habe", gibt er zu. "Aber später habe ich nach Videos von ihm gesucht und er wurde zu meinem Vorbild. Ich mochte sein Spiel, also war er der erste Spieler, dem ich versuchte nachzueifern!"

Er begann sogar, sich 'Beto'o nennen zu lassen - als Hommage an seinen Helden.

Doch im Gegensatz zu Eto'o, der mit 16 Jahren von Real Madrid entdeckt wurde, war Beto kein Wunderkind. Der Portugiese wurde zwar mit zwölf Jahren von Benfica Lissabon unter Vertrag genommen, aber nach nur einer Saison bei seinem einstigen Lieblingsverein wurde er aussortiert.

Ein solcher Rückschlag hätte viele Jugendliche am Boden zerstört, aber Beto lernte viel aus dieser Erfahrung. Es machte ihm klar, wie sehr er sich verbessern musste, um seinen Traum zu verwirklichen. "Ich habe dort so viele großartige Trainer, Spieler und Menschen kennengelernt. Aber ehrlich gesagt, habe ich verstanden, dass ich noch nicht bereit war, auf diesem Niveau Fußball zu spielen", erklärt er. "Ich war natürlich etwas enttäuscht, als sie mich gehen ließen, aber dann ging ich zurück zu Tires und spielte mit meinen Freunden in der Nähe meiner Heimat. Das half mir, mich zu erholen und zu entwickeln."

Beto gibt offenherzig zu, dass seine Entlassung bei Benfica vielleicht doch ein Segen war. Dadurch, dass er sich von unten nach oben arbeiten musste, verstand er, dass es nicht selbstverständlich ist, Geld zu haben.

Und das ist wohl auch der Grund, warum er so bodenständig geblieben ist. Er hat definitiv nicht vergessen, wo er herkommt, denn er hat immer noch Freunde bei KFC.

Es ist nicht so, dass er plötzlich ins Rampenlicht katapultiert wurde, als er Stammspieler in der ersten Mannschaft von Tires war. Erst als er 2018 bei Olimpico Montijo unterschrieb, nahm seine Karriere richtig Fahrt auf.

In seiner einzigen Saison beim Drittligisten erzielte Beto 21 Tore und wechselte daraufhin zum Erstligisten Portimonense. Doch auch dort musste Beto erst einmal abwarten. In seiner ersten Saison in der höchsten Spielklasse Portugals kam er nur auf elf Einsätze und traf kein einziges Mal ins Netz.

In der Saison 2020/21 gelang Beto jedoch der Durchbruch. Mit elf Toren war er der erfolgreichste Stürmer seines Klubs. Im Sommer war ein Wechsel zu einem der drei großen portugiesischen Klubs - Benfica, Sporting CP und Porto - im Gespräch, doch schließlich wechselte er ins Ausland und schloss sich Udinese Calcio in der Serie A auf Leihbasis mit einer Kaufpflicht in Höhe von 7 Millionen Euro an.

Die Friauler sind als gewiefte Akteure auf dem Transfermarkt bekannt - vor allem, wenn es darum geht, Rohdiamanten aus dem Ausland zu erwerben. Beto gilt heute als einer der besten Schnäppchenkäufe in der Geschichte des Vereins.

Obwohl seine erste sensationelle Saison durch eine Verletzung jäh gestoppt wurde, erzielte er in 61 Einsätzen in der Serie A 21 Tore - eine beachtliche Leistung in einer eher schwachen Mannschaft.

Beto wollte sich beim Verein und seinen Fans bedanken, für den Empfang und den Support. Das wollte er nach eigenen Angaben in erster Linie mit Toren erreichen. Doch schon lange vor dem Ende seiner zweiten Saison in der Dacia Arena war klar, dass er Udinese auch einen beträchtlichen finanziellen Gewinn einbringen sollte.

Englands Erstligist FC Everton setzte alles daran, ihn bereits im Januar 2023 zu verpflichten, doch Udinese lehnte "ein sehr hohes Angebot" für den Stürmer ab. "Es ist wahr, dass ich kurz davor war, den Verein zu verlassen", verrät Beto. "Die beiden Klubs haben miteinander gesprochen, aber am Ende ist nichts passiert. Ich musste mich einfach auf den Fußball konzentrieren, weil es Udinese in dieser Zeit schwer hatte. Deshalb war es besser, nicht zu viel über den Transfermarkt nachzudenken."

Die Gerüchte hörten jedoch nie auf zu brodeln. Es gab sogar Berichte über einen Wechsel zur SSC Neapel, die angeblich auf der Suche nach einem möglichen Ersatz für den Starstürmer Victor Osimhen war.

Doch auch Everton suchte weiterhin händeringend nach einer neuen Nummer 9. Und nach der erneuten Verletzung des englischen Angreifers Dominic Calvert-Lewin wurde der Bedarf bei den Toffees noch dringender.

Und so war es wenig überraschend, als sich die Merseysiders kurz vor Ende des Sommer-Transferfensters mit Udinese über eine Verpflichtung von Beto einigten. Everton zahlte stolze 25 Millionen Euro.

Beto hat immer wieder betont, dass es sein Traum ist, einmal in der Champions League zu spielen. Im Goodison Park könnte das, wenn überhaupt, noch lange dauern. Doch Beto könnte trotzdem schon bald international spielen - mit Portugal.

Wie GOAL erfuhr, stand Beto im Frühjahr kurz davor, in den portugiesischen Kader für die Qualifikation zur EURO 2024 in Deutschland berufen zu werden. Doch der neue Trainer Roberto Martinez wollte lieber auf die Spieler vertrauen, die bei der WM 2022 in Katar dabei waren. Auch für die anstehenden Spiele im September wurde Beto nicht berücksichtigt.

Doch schon in den kommenden Monaten könnte der Spanier neue Leute nominieren und ausprobieren, Beto steht sicher ganz oben auf der Liste.

"Ich weiß, dass sie mich jetzt beobachten", sagt Beto: "Aber ich darf nicht zu sehr an die Nationalmannschaft denken. Ich bin nah dran, ja, ich wurde bereits in den vorläufigen Kader für die Weltmeisterschaft berufen. Wenn ich also weiterhin gute Leistungen für meinen Verein zeige, werden sie mich berufen."

Wenn er nun auch in der Premier League anfängt, Tore zu schießen, wird Martinez sicher sehr bald zum Telefon greifen und Betos Nummer wählen. Könnte der Mann, der früher bei KFC gearbeitet hat, bei der EURO 2024 an der Seite von Weltstar Cristiano Ronaldo im portugiesischen Angriff spielen?

"Vielleicht ist das ein zu großer Traum, selbst für mich", sagt Beto und lacht: "Aber alles ist möglich!" Fairerweise muss man festhalten, dass er das bereits bewiesen hat.