Der Hergang von Kimmichs Vertragsverlängerung gewährte somit spannende Einblicke ins tiefste Innere des FC Bayern. Sie zeigt die Macht des Aufsichtsrates und wie aktiv er seine Rolle ausübt - gerade auch im Vergleich zu anderen Klubs. Sie zeigt, dass Eberl letztlich weiterhin unter der Kontrolle von Hoeneß und Rummenigge steht. "Es ist hinreichend beschrieben in der Öffentlichkeit, wer alles zustimmen muss", bestätigte Eberl im Zuge der Verhandlungen mit Kimmich zuletzt selbst.
Ja, Kontrolle ist richtig und wichtig. Ja, der Aufsichtsrat muss die finanzielle Gesamtsituation im Blick haben. Es gibt auch Argumente dafür, dass es richtig war, das Angebot zwischenzeitlich zurückzuziehen. Stichwort: Planungssicherheit. Zudem ging der Poker mit der nun erfolgten Verlängerung letztlich auch auf.
Wenn sich der Klub aber für einen Vorstand entscheidet, sollte er ihm auch einen gewissen Gestaltungsspielraum lassen und Vertrauen schenken. Die aktuelle Konstellation erschwert Eberl die alltägliche Arbeit bei Verlängerungen und Transfers jedoch sehr. Auch in der Kommunikation mit den Spielern, die wissen: Eberls Wort ist nicht gleichbedeutend mit einem Vollzug. Bei der kürzlichen Verlängerung mit Alphonso Davies gab es übrigens ähnliche Komplikationen wie nun bei Kimmich.
Dass derartige Vorgänge sogar in die Öffentlichkeit dringen, schwächt die Position der amtierenden sportlichen Führung weiter. Vielsagend lobte Kimmich zuletzt, dass er es "sehr zu schätzen" wisse, dass "aus den Gesprächen mit Max (Eberl, Sportvorstand), Jan-Christian (Dreesen, Vorstandschef) und Christoph (Freund, Sportdirektor) eigentlich gar nichts an die Öffentlichkeit gedrungen ist". Zumindest indirekt sagte er damit auch, woher er die öffentlich kursierenden Informationen vermutete.