Offiziell! Thomas Müller erhält keinen neuen Vertrag beim FC Bayern
Der Artikel erschien am frühen Samstagmorgen vor der Bekanntgabe von Thomas Müllers Aus am Saisonende und liegt nun in einer leicht überarbeiteten Fassung vor.
Getty ImagesOffiziell! Thomas Müller erhält keinen neuen Vertrag beim FC Bayern
Der Artikel erschien am frühen Samstagmorgen vor der Bekanntgabe von Thomas Müllers Aus am Saisonende und liegt nun in einer leicht überarbeiteten Fassung vor.
Als die Spieler des FC Bayern München am späten Freitagabend nacheinander ihre Kabine verließen, fühlte man sich in den Katakomben der Augsburger Arena wie im Warteraum einer Arztpraxis. Min-Jae Kim hustete ganz fürchterlich, Harry Kanes Knöchel war mit einem dicken Eisbeutel bandagiert und dann humpelte Jamal Musiala vorbei.
Auf dem Platz hatte Musiala den FC Bayern mit seinem Ausgleichstor gegen den FC Augsburg zunächst zurück ins Spiel gebracht. Dann musste er aber mit Oberschenkelproblemen vom Platz. Die beiden entscheidenden Treffer von Harry Kane und Leroy Sané zum im Meisterschaftskampf so wichtigen 3:1 verfolgte Musiala nur noch von draußen.
"Es sieht nicht so brillant aus, für Dienstag wird es nicht reichen", sagte Sportvorstand Max Eberl anschließend. Musiala ist für die kommenden Wochen höchst fraglich, mindestens das Viertelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Inter Mailand wird er sicher verpassen. Genau wie Hiroki Ito, Dayot Upamecano, Alphonso Davies, Aleksandar Pavlovic und vermutlich Manuel Neuer. Kingsley Coman kehrt immerhin in den Kader zurück und auch für den geschonten Leon Goretzka, den hustenden Kim und den gekühlten Kane dürfte es reichen.
Getty ImagesMusialas Ausfall ist die eine große - tragische - Geschichte dieses Abends in Augsburg. Die andere handelt von dem, der für ihn eingewechselt wurde und der ihn in den kommenden Spielen ersetzen dürfte. Der zwar seit 25 Jahren für den FC Bayern spielt. Der seinen FC Bayern im Sommer aber verlassen muss, wie erst er und dann der FC Bayern selbst am Samstagvormittag bekanntgaben. Die andere Geschichte handelt von Thomas Müller.
Am vergangenen Sonntag hatte der kicker vermeldet, dass der 35-Jährige keinen neuen Vertrag bekommen würde. Hintergrund sei der von Klub-Patron Uli Hoeneß verordnete Sparkurs. Es folgten hysterische Debatten und Wortmeldungen von sämtlichen Experten und Koryphäen rund um den FC Bayern. Eberl geriet zwischen die Fronten, bei der Pressekonferenz am Donnerstag zeigte er sich äußerst genervt. Im DAZN-Interview vor Anpfiff verkündete er erneut, dass es bis zu einer offiziellen Verkündung des Vereins diesbezüglich nichts zu verkünden gibt.
Dann verletzte sich ausgerechnet Musiala, weshalb ausgerechnet sein nomineller Ersatz Müller plötzlich auch sportlich wieder wichtig ist. Solche Geschichten schreibt bekanntlich nur der Fußball. Nach dem Spiel musste Eberl also über Müllers neue Wichtigkeit sprechen. Wie er vor dem Spiel auswich, wich er auch danach aus. "Thomas Müller war die ganze Saison wichtig", stellte er klar. "Serge (Gnabry) ist da, Thomas ist da. Wir haben genug Spieler, die in die Bresche springen können."
AFPHarry Kane wurde da etwas deutlicher: "Nach der Verletzung von Jamal wird er von jetzt bis zum Saisonende eine wichtige Rolle spielen." Dann sprach sich Kane noch kurzerhand klar für eine Vertragsverlängerung Müllers aus: "Ich hoffe, dass Thomas bleibt." Er sei "ein wichtiger Spieler und ein wichtiges Vorbild für das Team und den Klub". Dazu ist Müller Kanes Golf-Partner und auch auf dem Platz harmoniert das Duo: "Wir haben beide ein gutes Fußball-Gehirn, wir verstehen uns gut."
Joshua Kimmich äußerte sich anschließend ganz ähnlich, nur noch einen Tick emotionaler. "Ich spiele mit Thomas zehn Jahre zusammen. Da lernt man sich zu lieben", sagte Kimmich, nannte Müller wie Kane "ein Vorbild" und erklärte: "Für mich geht es im Fußball immer um zwei Sachen. Verfügbarkeit: Er ist immer fit. Und Konstanz: Er hat jetzt über 15 Jahre herausragend geliefert."
Kimmich, der in dieser Saison selbst schon turbulente Vertragsgespräche hinter sich hat, ahnte wohl bereits, dass die Verhandlungen mit Müller eher nicht mehr zu dem von ihm selbst und von Müller erhofften Ergebnis führen würden. Sprich: einer Verlängerung. Aber dann wenigstens: Abschied mit Würde. "Wichtig ist - egal in welche Richtung das am Ende geht -, dass man zusammen eine Entscheidung trifft", sagte Kimmich. "Das haben beide Seiten, vor allem Thomas, verdient."
Getty ImagesAufgrund von Musialas Verletzung hat Müller plötzlich die große Chance, zum Abschied nochmal in großen Spielen auf dem Platz zu glänzen. In den vergangenen 17 Spielen stand Müller nur dreimal in der Startelf und sammelte nur zwei Assists. Zuletzt sprachen vor allem seine integrative Rolle in der Mannschaft, seine Öffentlichkeitsarbeit und sein Status als Klub-Ikone für eine Verlängerung. Sprechen bald wieder frische Tore und Assists?
Gegen Augsburg blieb Müller nach seiner Einwechslung zwar eher unauffällig. Aber was, wenn er das Viertelfinale gegen Inter entscheidet? Oder das Prestigeduell mit Borussia Dortmund nächsten Samstag? "Der Thomas hat noch ein bisschen was im Köcher", versicherte Kimmich.
Als einer der letzten verließ in Augsburg schließlich Müller höchstpersönlich die Bayern-Kabine. Er hustete nicht, er humpelte nicht, er hatte auch keinen bandagierten Knöchel. Stattdessen grinste Müller sein Müller-Grinsen und rief in Richtung der Reporter: "Fragen?" Ja! "War ein wichtiger Sieg und sonst bleiben wir schön locker." Dann setzte er sich in den Krankenwagen-Bus.