In einer Statistik war er der Beste beim FC Bayern: Was beim Startelf-Comeback von Joao Palhinha auffiel

Palhinha hatte bis zum Freitagabend gerade einmal 653 Pflichtspielminuten für den Rekordmeister absolviert - wettbewerbsübergreifend wohlgemerkt. Definitiv zu wenig für einen über 50 Millionen Euro schweren Neuzugang.

Auch deshalb wabern mittlerweile schon Gerüchte über einen möglichen Abgang im Sommer umher. Denn wenn er in dieser Saison spielfähig gewesen ist, saß der 29-Jährige unter Trainer Vincent Kompany oftmals nur auf der Bank. Anders als dessen Vorgänger Thomas Tuchel, der den defensivstarken Palhinha einst als "Holding Six" unbedingt haben wollte, setzt Kompany für gewöhnlich auf eine spielstarke und ballsicherer Doppelsechs. Ergo: Auf Joshua Kimmich und Aleksandar Pavlovic.

Weil beide jedoch gegen den VfB angeschlagen ausfielen, durfte Palhinha im Mittelfeldzentrum neben Leon Goretzka auflaufen. Auch der hatte Palhinha im Saisonverlauf in der Mittelfeldhierarchie überholt, obwohl Goretzka im Sommer von den Verantwortlichen überraschend offen ein Wechsel ans Herz gelegt wurde.

Palhinha und Goretzka hatten zuvor lediglich über wenige Minuten hinweg gemeinsam die Schaltzentrale besetzt und noch nie gemeinsam begonnen. Das war ihnen in der ersten halben Stunde auch deutlich anzumerken. Die Doppelsechs fand 30 Minuten lang kaum statt, glich im Spielaufbau einem Total-Ausfall. Sinnbildlich dafür: Palhinha spielte in den ersten 45 Minuten exakt so viele Pässe wie Keeper Manuel Neuer (18).

Auch in der Rückwärtsbewegung haperte es. Sowohl Palhinha als auch Goretzka ließen bei Hereingaben wiederholt den Rückraum ungedeckt - so auch vor Angelo Stillers Führungstreffer. Und dennoch konnte man dem Kaltstart des Portugiesen, der seit dem 6. November nur zu drei Joker-Einsätzen in der Bundesliga kam, auch etwas Positives abgewinnen, denn er bestätigte zumindest eine Qualität, die ihn so teuer machte.

Mit 77,7 Prozent gewonnener Zweikämpfe (7 von 9) war er der beste Münchner an diesem Freitagabend, wenn es darum ging, die direkten Duelle auf dem Platz für sich zu entscheiden. Zudem verlor er kein einziges Kopfballduell.

Dass diese zweifelsohne starken Statistiken jedoch reichen, um ihn kurzfristig zurück in die Startelf oder zumindest in der Mittelfeldhierarchie der Bayern nach oben zu spülen, ist unwahrscheinlich.

Gegen Bayer Leverkusen am Mittwoch in der Champions League wird Kimmich aller Voraussicht nach in die Anfangsformation zurückkehren, flankiert vom formstarken Goretzka, der anders als Palhinha zuletzt besonders durch seine Torgefahr auffiel. Auch Pavlovic, sollte er denn rechtzeitig gesund werden, würde wohl den Vorzug vor Palhinha bekommen.

Palhinhas großes Faustpfand: Er besitzt ein anderes Spielerpofil als alle anderen im Bayern-Mittelfeld. Und dass ein von Kimmich und Goretzka besetztes Zentrum gegen Leverkusen erfolgreich sein kann, wurde noch nicht bewiesen. Im Gegenteil, möchte man mit Blick auf das bis dato letzte Duell behaupten.

Womöglich bietet sich also für Palhinha dann doch auf irgendeine Weise am Mittwoch eine Chance, um Kompany zu zeigen, was er dem Bayern-Spiel geben kann. Und weil er zuletzt dafür so wenige davon bekam, wolle er jede davon nutzen, betonte Palhinha am Freitagabend.