Noch bevor Sie Profi wurden, wurden Sie in einer Doku auf Ihrem Weg begleitet. Und noch vor Ihrem Debüt reflektieren Sie in dieser Langzeitreportage, dass Sie auf dem Boden bleiben müssten. Wenn Sie Ihrem 17-jährigen Ich heute etwas sagen könnten, was es vielleicht anders machen sollte in dieser frühen Zeit Ihrer Karriere: Was wäre das?
Tah: Tu das, was du für richtig hältst und hör nicht so viel auf das, was von außen geredet wird von Menschen, die in deinem Leben keine Bedeutung haben. Blende das aus und fokussiere dich auf das, was du willst.
Welche Menschen meinen Sie da?
Tah: Medien, Menschen im Fußball allgemein. Im Fußball hat ja jeder seine eigene Meinung und kann sie auch überall und jederzeit äußern. Das war für so einen jungen Menschen nicht einfach und das ist auch heute für junge Menschen sicher nicht einfach, damit umzugehen und zu filtern, was ist eigentlich wichtig? Was sollte ich mir anschauen? Was sollte ich einfach komplett weglassen? Mein erster Instagram-Post war tatsächlich nach meinem ersten Pflichtspiel von Anfang an gegen Werder Bremen mit 17 Jahren. Facebook gab es schon vorher, aber das war die Zeit, in der dann jeder seinen Senf zu allem dazu geben konnte.
In Hamburg herrschte damals ein ziemlicher Hype um Sie, irgendwann stand plötzlich sogar Ihr Vertrag in der Zeitung. Gab es einen Moment, an dem Sie gedacht haben: Worauf habe ich mich hier nur eingelassen?
Tah: Nein, das gab es nie. Alles wurde immer überstrahlt von dem überwältigenden Gefühl, dass ich das alles erleben durfte. Klar: Mein Vertrag wurde geleakt. Dann hat irgendjemand irgendwas über meinen Vater erzählt und irgendwelche Berater haben irgendwas behauptet. Natürlich war diese Zeit auch crazy. Ich bin ja damals noch zur Schule gegangen und da dachte ich mir schon, was meine Lehrer wohl über mich denken müssen, wenn ich hier im Unterricht sitze und in der Zeitung steht, wie viel Geld ich angeblich verdiene. Aber ich durfte Fußballprofi werden, das war das Wichtigste.
Hat es dann geholfen, in der kommenden Saison nach Düsseldorf in die 2. Liga ausgeliehen zu werden?
Tah: Total, auch wenn ich das in dem Moment nicht so wahrgenommen habe. Für mich war das damals erst mal eine Leihe in die 2. Liga. Aber rückblickend war es einfach gut für mich, aus Hamburg wegzugehen. Hamburg ist eine riesige Stadt, meine Heimat, und es lag so viel Aufmerksamkeit auf meiner Person, es ist so viel auf mich einprasselt. In Düsseldorf konnte ich mich komplett auf Fußball konzentrieren. Es hat auch keinen interessiert, dass ich dort damals gespielt habe. Das war zumindest mein Gefühl. Und das tat in dem Moment richtig gut.
Auch beim HSV hat es nicht interessiert?
Tah: Da gab es nicht wirklich viel Kontakt und ich hatte zumindest nicht das Gefühl, dass sie das so sehr verfolgen würden oder mir das Gefühl geben wollten: 'Wir freuen uns, wenn du wieder da bist'. Es war eher ein: 'Okay, der ist jetzt da und irgendwann kommt er vielleicht wieder, vielleicht auch nicht'. Und es war dann ja auch so, dass ich dann nicht wieder gekommen bin.