"Gehört in eine Range mit Florian Wirtz und Jamal Musiala": Niko Kovac lobt BVB-Star, der zuletzt in der Kritik stand

Bei Sky sagte der neue Trainer von Borussia Dortmund vor dem Bundesligaspiel gegen den VfL Bochum: "Ich glaube, wir sind uns alle einig, dass er mit Florian Wirtz und Jamal Musiala Jule in eine Range gehört." Er lobte die spielerischen Fähigkeiten des 28-Jährigen, die zuletzt lautstarke Kritik an Brandts Leistungen wollte Kovac derweil nicht so einfach stehen lassen. Er verwies stattdessen darauf, dass es schwierig sei, aus einer Mannschaft herauszuragen, die im Kollektiv Probleme haben. Brandt sei "ein toller Fußballer, der für die Mannschaft arbeitet, viel läuft und viele Meter macht. Er steht und fällt mit der Mannschaft. Wir sind alle nur dann gut, wenn alle dementsprechend in eine Richtung rudern. Er hat die Qualitäten und ich wünsche mir und bin überzeugt, dass er wieder dorthin kommt, wo er letzte Saison war."

Ex-Nationalspieler Dietmar Hamann sah dagegen Brandts Leistungen kritischer. Den von Hermann Gerland geprägten Begriff des "ewigen Talents" wolle er nicht bemühen, aber: "Früher hat man gesagt, dass der Knoten mit 24 platzen muss. Er ist jetzt 28. Ich will da nicht vom Platzen reden. Aber es wirkt, als hätte er nun einen Trainer, der noch mehr auf ihn baut und vielleicht braucht er das. Ich glaube, es kann ihm nochmal einen Schub geben."

Hamann verlangte auch, dass Brandt "in der Kabine Dinge anspricht und vorangeht, wenn es nicht läuft".

Brandt, der 2019 für 25 Millionen Euro Ablöse von Bayer Leverkusen zum BVB kam, bringt es in dieser Saison auf 28 Pflichtspieleinsätzen, in denen ihm 4 Tore und 10 Assists gelangen.

Zum Vergleich: Die von Kovac angesprochenen Musiala (15 Spiele, 8 Tore) und Wirtz (15/12) haben deutlich mehr Scorerpunkte gesammelt. Allerdings absolvierten sie auch einige Partien mehr und ihre Mannschaften spielen deutlich erfolgreicher als Brandts Dortmunder, die aktuell den elften Tabellenplatz belegen.

Brandt gilt als Reizfigur, maßgeblicher Grund dafür sind seine schwankenden Leistungen. Kovacs Vorgänger Nuri Sahin versuchte bereits vor einigen Wochen, ihn in der Wahrnehmung zu stärken, als er nach einem 3:1-Sieg gegen Wolfsburg sagte: "Jule hat heute wieder einmal gezeigt, dass er für uns absolut unersetzlich ist. Für mich ist Jule in der Bundesliga auf dieser Position unter den Top-3 - neben den anderen beiden Experten." Damit meinte er eben Wirtz und Musiala.

Vor einer Woche gegen den VfB Stuttgart (1:2) trat Brandt einen Freistoß in der Nachspielzeit, der die letzte Chance auf den Ausgleich bedeutete, unter das Stadiondach und verärgerte anschließend besonders durch seine gleichgültige Körpersprache Rekordnationalspieler Lothar Matthäus bei Sky: "Der muss doch ein Zeichen an die Gelbe Wand setzen und sich sagen: 'Hey, habe ich das jetzt so verbockt?' Ich habe D-Jugend trainiert. Ein Zehnjähriger ärgert sich mehr als ein Julian Brandt und das darf nicht sein. Meine Spieler haben sich geärgert, wenn sie verkackt haben. Brandt hat sich nicht geärgert."

Generell habe Brandt bisher zu wenig aus seinem Talent gemacht, so Matthäus. Sein Urteil: "Die Entwicklung ist bei ihm stehen geblieben."

Nach dem Nachbarschaftsduell mit dem VfL Bochum steht für die Dortmunder am Mittwoch das Rückspiel in den Champions-League-Playoffs gegen Sporting auf dem Programm. Beim 3:0-Erfolg im Hinspiel lieferte Brandt eine gute Leistung ab und steuerte zwei Assists bei.