Zurück in der Premier League zeigt Joao Palhinha bei Leihverein Tottenham Hotspur, warum der FC Bayern München einst so tief in die Tasche für ihn gegriffen hat. Schon jetzt deutet vieles auf einen dauerhaften Abschied hin.
Getty ImagesFlop des FC Bayern München in einer wichtigen Statistik sogar der beste Spieler der Premier League! Joao Palhinha blüht auf
Palhinha sollte den deutschen Rekordmeister nach einer enttäuschenden Premierensaison im Sommer unbedingt verlassen, letztlich einigten sich die Münchner mit den Spurs auf eine einjähhrige Leihe mit Kaufoption. Diese beträgt dem Vernehmen nach 25 Millionen Euro und kann durch Bonuszahlungen auf 30 Millionen Euro anwachsen. Hinzu kommt eine Leihgebühr von fünf bis sieben Millionen Euro.
Nach nur sieben Einsätzen für Tottenham scheint die Tendenz bereits klar zu sein: Wie der englische Transferexperte Ben Jacobs berichtet, will Palhinha unbedingt über den Sommer hinaus bei dem Klub aus dem Norden Londons bleiben - und auch die Spurs seien einer festen Verpflichtung gegenüber nicht abgeneigt.
Getty Images SportPalhinha absolviert meiste Zweikämpfe der Premier League
Palhinha stand in bislang fünf Partien in der Startelf für die Spurs, nur am ersten Spieltag der Premier League und zuletzt - wohl aus Gründen der Belastungssteuerung - in der Champions League gegen den FC Villarreal saß er zunächst auf der Bank. Beim 2:0-Sieg über Manchester City, gleichzeitig sein Startelf-Debüt in der Liga, erzielte er sogar direkt einen Treffer.
"Der Klub ist so großartig. Ich bin wirklich froh, wieder in der Premier League zu sein. Wie beim letzten Mal, als ich hier war, bin ich sehr glücklich. Jetzt will ich dieses Top-Team und die Top-Atmosphäre genießen", schwärmte der 30-Jährige anschließend von seiner Rückkehr auf die Insel.
Viel wertvoller ist allerdings Palhinhas Defensivarbeit für die Spurs, die in der Vorsaison zwar die Europa League gewannen, in der Liga jedoch nur knapp vor den Abstiegsrängen auf Platz 17 landeten. Am Ende standen 65 Gegentore auf dem Konto, nach fünf Spieltagen in der neuen Spielzeit sind es lediglich drei - zehn Punkte und Rang drei unterstreichen den Aufwärtstrend. Das ist auch ein Verdienst von Palhinha, der in einer Statistik aktuell sogar das Maß aller Dinge ist. Kein anderer Spieler absolvierte in der Premier League bislang mehr Zweikämpfe als der Portugiese (50).
Seine Qualitäten als herausragender Tackler hatte Palhinha schon vor seinem Wechsel nach München beim FC Fulham über Jahre hinweg unter Beweis gestellt. Der dänische Coach Thomas Frank hatte sich nach seinem Amtsantritt auch deshalb für eine Verpflichtung des Defensivmanns eingesetzt. "Der Trainer hat mich gedrängt, hierherzukommen, und er hat mir das Projekt bei Tottenham gezeigt", erzählte Palhinha nach dem City-Spiel.
Palhinha: Wunschspieler von Tuchel, unter Kompany nicht gebraucht
Beim FC Bayern dürfte dessen Renaissance derweil für Verwunderung sorgen. Palhinha war mit einem Jahr Verspätung als Wunschspieler von Ex-Trainer Thomas Tuchel nach München gekommen, nachdem sein Transfer im Jahr zuvor auf der Zielgeraden geplatzt war. Das Problem: Zum Zeitpunkt von Palhinhas Ankunft hatte Vincent Kompany bereits die Geschicke an der Säbener Straße übernommen und wusste mit der von Tuchel so intensiv geforderten "Holding Six" nicht wirklich etwas anzufangen.
Das im Vergleich zu Leon Goretzka oder Aleksandar Pavlovic eindimensionale und kaum vertikale Passspiel von Palhinha passte schlichtweg nicht in das Anforderungsprofil des Belgiers, weshalb sich der 51 Millionen Euro teure Neuzugang - wohlgemerkt der sechstteuerste Transfer der FCB-Geschichte - zumeist auf der Bank wiederfand.
Lediglich neunmal wurde Palhinha von Kompany in Bundesliga, Champions League und DFB-Pokal in die Startelf beordert - in wichtigen Spielen drückte er teilweise sogar 90 Minuten die Bank. Außerdem sorgte ein Muskelbündelriss für eine zweimonatige Zwangspause im Winter. Dementsprechend bemühten sich die Verantwortlichen um Sportvorstand Max Eberl, schnellstmöglich einen Abnehmer zu finden. Auch mit der internen Vorgabe im Hinterkopf, die üppige Gehaltsliste auszudünnen und Spielereinnahmen zu generieren.
Getty Images SportIm Winter alles fix? Mathys Tel als Positivbeispiel für die Bayern
Sobald das Transferfenster am 1. Januar wieder öffnet, könnten die Spurs bereits Nägel mit Köpfen machen und eines der größten Missverständnisse der jüngeren Vereinsgeschichte der Bayern beenden.
Übrigens ein Modell, das sich bereits - zumindest für die Bayern - bewehrt hat: Auch Mathys Tel wechselte nach einer Leihe, die sich nur über die Rückrunde der vergangenen Saison streckte, fest zu den Spurs. Anders als Palhinha bleibt der junge Franzose bislang aber weit hinter den Erwartungen zurück. Die Münchner Kasse wurde hingegen mit über 35 Millionen Euro gefüllt.



