FC Liverpool als Vorbild: Dietmar Hamann gibt dem FC Bayern einen deutlichen Transferratschlag

"Irgendwann müssen sie spielen", eröffnete Hamann sein Plädoyer für mehr Einsatzzeiten für die Youngsters beim deutschen Rekordmeister unter Trainer Vincent Kompany. Denn für den einstigen FCB-Profi selbst ist es dabei völlig klar, dass auch die Top-Teams der Bundesliga auf dem Transfermarkt gegen die englischen Spitzenmannschaften mit stumpfen Waffen in einem "ungleichen Wettbewerb" kämpfen. "Es gibt Mannschaften, die in England im Mittelfeld stehen und Spieler für 30, 40, 50 Millionen kaufen", bilanzierte er nüchtern. Seine Schlussfolgerung: Mehr Spielzeit den Talenten geben, da es unmöglich sei, "auf Dauer jedes Jahr zwei, drei gestandene Spieler holen."

Im Hinblick auf den FC Bayern bedeutet das laut dem 51-Jährigen: "Du hast einen (Lennart) Karl, einen (Jonah) Kusi Asare, einen Wisdom Mike - die Jungs müssen spielen, denn du musst auch Werte schaffen." Für Hamann gibt es ein ganz klares Positivbeispiel, warum es sich auch aus finanzieller Perspektive auszahlt, jungen Spielern regelmäßig Erfahrungen bei den Profis sammeln zu lassen: "Liverpool hat dieses Jahr sechs Spieler verkauft im Sommer - über 100 Millionen, alles junge Spieler."

Einer von denen, die laut Hamann "keine 30 oder 50 Spiele für die erste Mannschaft gemacht haben", läuft nun auch in der Bundesliga auf: Der 22-jährige Jarell Quansah wechselte für rund 35 Millionen Euro von den Reds zu Bayer 04 Leverkusen und der Innenverteidiger traf am vergangenen Wochenende direkt bei seinem Debüt gegen die TSG Hoffenheim.

In den vergangenen Wochen war die Debatte über die Einsatzzeiten der Supertalente der Bayern hochgekocht, nachdem insbesondere Lennart Karl in der Vorbereitung mit zwei sehenswerten Treffern glänzte, doch beim Supercup gegen den VfB Stuttgart wieder nur zu einem Kurzeinsatz kam. Hamanns ehemaliger Mitspieler Lothar Matthäus forderte im Anschluss: "Man muss jungen Spielern auch Vertrauen schenken, wenn sie eine schlechte Phase haben."

Hamann blies in das gleiche Horn. Zwar müsse Kompany "natürlich schauen, dass er Spiele und Titel gewinnt. Nur die Spieler müssen auch merken, dass er ihnen vertraut." Kompany hatte sich selbst zuletzt auf Karl angesprochen gerechtfertigt: "Er ist in diesem Kader und wir haben nicht viele Möglichkeiten. Und das ist natürlich ein Zeichen von Vertrauen, sonst machen wir das nicht. Eine Saison hat über 50 Spiele."

Beim 6:0-Auftaktsieg gegen RB Leipzig wurde Karl dann bereits in der 69. Minute für Serge Gnabry eingewechselt. Für Joshua Kimmich war das Liga-Debüt "die Belohnung für das, was er jeden Tag im Training macht." Kimmich beließ sein Lob jedoch nicht bei Karl, sondern hatte auch warme Worte für die weiteren Talente übrig: "Auch die anderen Jungs geben jeden Tag Vollgas im Training. Ich muss sagen, das habe ich bei Bayern lange Jahre auch teilweise anders erlebt, wenn junge Spieler gekommen sind."

Gegen Leipzig durfte zudem auch Kusi-Asare für einige Minuten als Belohnung ran. Der Mittelstürmer wurde in der 86. Minute für Harry Kane eingewechselt. Wisdom Mike kam zwar nicht zum Einsatz, stand jedoch immerhin im Spieltagskader.

Schon am Mittwoch können die jungen Talente auf ihren nächsten Profiminuten hoffen. In der 1. Runde des DFB-Pokals ist der FCB beim Drittligisten Wehen Wiesbaden zu Gast.