Der Fall von Ex-Bayern-Star Philippe Coutinho: Vom Rekordtransfer des FC Barcelona zum Flop bei Aston Villa

Wäre Coutinho doch bloß nicht vom FC Liverpool zum FC Barcelona gegangen ...

Mittlerweile ist der Brasilianer 30 Jahre alt und sollte eigentlich in der Blüte seiner Karriere stehen. Stattdessen ist er verletzt, spielt auch sonst nur selten und befindet sich weit von der Form weg, die einst den FC Barcelona und den FC Bayern auf den Plan rief.

Wo und wie ist Coutinho falsch abgebogen?

  • Philippe Coutinho LiverpoolGetty Images

    Coutinhos schlechter Abgang aus dem Anfield

    Als Coutinho im Januar 2018 Liverpool in Richtung Barcelona verließ, sah es nach einer Win-Win-Situation aus. Der Spieler erfüllte sich einen Lebenstraum, würde um die größten Titel mitspielen, an der Seite von Lionel Messi und Luis Suárez. Die Blaugrana bekamen derweil einen Spieler auf dem Höhepunkt seines Könnens, einen äußerst fähigen Techniker, der von Andrés Iniesta lernen und ihn dann als Mittelfeldstratege ablösen sollte.

    Liverpool hingegen erhielt die Rekordablösesumme in Höhe von 135 Millionen Euro, die in Klopps Kader reinvestiert wurde.

    Coutinho hatte im Sommer zuvor seinen Wunsch geäußert, den Verein zu verlassen, und sich sogar eine mysteriöse "Rückenverletzung" zugezogen, als das Interesse Barças zunahm.

    Danach kam er zurück in den Kader, führte Liverpool in seinem vorletzten Spiel sogar als Kapitän aufs Feld. Doch intern wurde derweil entschieden, dass der Brasilianer gehen sollte.

    Mit der Ablösesumme für Coutinho wurden die Neuzugänge Virgil van Dijk und Alisson Becker bezahlt. Schlüsselspieler, mit denen die Reds die Champions League, die Klub-WM und die Premier League gewannen.

    Selbst wenn sie seinen Abgang vielleicht erst einmal bedauert haben - mittlerweile haben die Liverpool-Fans ihn beinahe vergessen.

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  • PHILIPPE COUTINHO BARCELONA LALIGA 30102021Getty Images

    Aus Coutinhos Traum wurde ein Albtraum

    Auf den ersten Blick schienen Coutinho und Barcelona perfekt zusammenzupassen. Ein technisch begabter, kreativer Fußballer in einem Verein, der technisch begabte, kreative Fußballer mehr als jeder andere schätzt und ausbildet? Was konnte da schon schiefgehen?

    Eine ganze Menge, wie sich herausstellte. Coutinho war zwar Teil einer Mannschaft, die in vier Jahren zwei LaLiga-Titel und eine Copa del Rey gewann, doch ein entscheidender Spieler war er dabei nicht - ebenso wenig wie während seiner Leihe zum FC Bayern München, mit dem er die Champions League holte.

    In seiner ersten Halbsaison erzielte er in Katalonien nur fünf Tore. In dreieinhalb Jahren stand er nur 70-mal in der Startelf und schoss 28 Tore. Einige davon waren sehenswert, doch ein Iniesta-Nachfolger war er nie.

    Gerade wenn man bedenkt, dass er der drittteuerste Spieler der Geschichte ist, war seine Zeit in Barcelona eine einzige Katastrophe.

  • Philippe Coutinho Bayern Munich 2019-20Getty Images

    Philippe Coutinho: Ausflug zum FC Bayern

    Eine gewisse Ironie hat auch Folgendes: Coutinho verließ Liverpool, um die Champions League zu gewinnen. Der FC Barcelona wartet jedoch seit 2015 und bis heute auf seinen nächsten Triumph in der Königsklasse. Im Frühling 2019 scheiterte er sogar mit der Blaugrana selbst im Halbfinale gegen Liverpool - das den Titel später holte, eineinhalb Jahre nach Coutinhos Abgang.

    Der Brasilianer selbst durfte den Henkelpott dann doch auch einmal in die Höhe stemmen: 2020 als Leihkraft, jedoch nicht Stammspieler, des FC Bayern. 8,5 Millionen Euro ließen ihn sich die Münchener damals für eine Saison kosten.

    Während der Corona-Pandemie 2020 traf der FC Bayern dann auf den FC Barcelona. Coutinho kam von der Bank und erzielte zwei Treffer beim 8:2-Sieg vor. Es muss ein unglaublich merkwürdiger Tag für den Brasilianer gewesen sein. Neun Tage später sicherte er sich als Einwechselspieler gegen Paris Saint-Germain den Henkelpott.

    Die Münchener wollten Coutinho danach trotzdem nicht fest verpflichten. Stattdessen kehrte er zurück ins Camp Nou - und dürfte mit einigen kritischen Worten empfangen worden sein.

  • Philippe Coutinho Steven Gerrard Aston VillaGetty Images

    Steven Gerrard klingelte bei Coutinho durch

    Nach seiner Rückkehr nach Barcelona gelang es Coutinho nicht, fit zu werden und zur Top-Form zu finden. In der Saison 2020/21 konnte er sich keinen Stammplatz erkämpfen und kam in allen Wettbewerben nur 14-mal zum Einsatz. In der darauffolgenden Saison sah es ähnlich aus. Im Januar waren die Katalanen bereit, ihn endgültig aufzugeben.

    Ein Anruf von Steven Gerrard, seinem alten Teamkollegen bei Liverpool, überzeugte ihn, in die Premier League zurückzukehren. Aston Villa war sicherlich kein Verein, bei dem Coutinho jemals hätte spielen wollen. Aber Gerrard und die Premier League, wo er einst so erfolgreich war, überzeugten ihn. Zunächst kam er sechs Monate per Leihe.

  • Philippe Coutinho Aston Villa 2022-23Getty Images

    Philippe Coutinho: Keine Konstanz und Verletzungen

    Coutinho hatte einen guten Start in den Midlands. Bei seinem Debüt gegen Manchester United erzielte er ein Tor. Die vertrauten Dribblings, Killerpässe und Weitschüsse waren wieder da, ebenso wie das Lächeln und der Hunger - zunächst sah es so aus, als hätte Gerrard ihn wiederbelebt.

    Doch seit seiner festen Verpflichtung für 21 Millionen Euro spielt er nicht mehr so wie zuvor. Gerrard musste im Oktober 2022 gehen. Sein Nachfolger Unai Emery lässt den Brasilianer nur selten spielen.

    Seine einzigen Einsätze seit Gerrards Abgang gab es bei der FA-Cup-Niederlage gegen den Viertligisten Stevenage im Januar und bei der 2:4-Niederlage gegen Arsenal im Februar.

    Das war auch das letzte Mal, dass die Fans von Villa ihn gesehen haben. Eine Muskelverletzung setzte ihn seitdem außer Gefecht. Emery bestätigte nach dem Sieg seiner Mannschaft gegen Tottenham am vergangenen Wochenende, dass Coutinho einen Rückschlag erlitten hat, der ihn wahrscheinlich für den Rest der Saison außer Gefecht setzen wird.

  • Philippe Coutinho Aston VillaGetty

    Wie geht es für Philippe Coutinho weiter?

    Man kann sich also fragen, ob wir Coutinho bei Villa zum letzten Mal gesehen haben und ob er überhaupt noch ein guter Spieler ist.

    Er ist zwar erst 30 Jahre alt, aber es ist mindestens drei Jahre her, dass er konstant abgeliefert hat. In seinen letzten drei Spielzeiten bei Liverpool erzielte er 38 Tore und etablierte sich als offensiver Mittelfeldspieler in der Weltklasse. Doch in den sechs Spielzeiten seither hat er nur 43 Tore gemacht.

    Aston Villa würde den Top-Verdiener im Sommer sicher gerne von der Gehaltsliste streichen. Die Frage ist nur: Wer würde ihn holen? Wer wäre bereit, darauf zu hoffen, dass er seine alte Form wiederfindet?

    Liverpool sicher nicht. Die Zeiten, in denen Coutinho in Anfield glänzte, sind längst vorbei.

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